Was ist mit den Medien los? Eine Kritik der Wahlberichterstattung.

Ich kann nicht glauben, was in den letzten Wochen passiert ist. Diese Wahl entscheidet, ob wir das Klima ruinieren oder es retten. Doch die meisten Berichte machen nicht klar, was auf dem Spiel steht. 1/10
Die Menschheit steht am Abgrund. Bei 2 Grad mehr ist es sehr wahrscheinlich, dass weltweit Kipppunkte aktiviert werden: Wir starten etwas, das sich nicht stoppen lässt. Es nimmt seinen Lauf, unaufhaltsam, über Jahrhunderte. Zum Beispiel ein Meeresspiegel-Anstieg um 7 Meter. 2/10
Wir müssen also alles geben, um bei 1,5 Grad zu bleiben. Noch ist es nicht zu spät. Die nächsten Jahre sind entscheidend. Die Investitionen, die jetzt gemacht werden, legen uns für Jahrzehnte fest: Straßen oder Schienen? Mastbetriebe oder Ökohöfe? Gas- oder Solarkraftwerke? 3/10
Doch was machen die Medien? Fast alle verschlafen die Krise: Klima ist nur ein Thema unter vielen. Irgendwo zwischen Panorama und Sport, Autotests und Börsenberichten. Auch die meisten Headlines zeigen nicht, wie dramatisch die Lage ist. Das muss sich dringend ändern. 4/10
Von manchen Kolleg*innen höre ich, wir Journalist*innen müssten neutral sein. Nein: Das gilt nur am Beginn einer Recherche. Sie muss ergebnisoffen sein. Wenn sie am Ende glasklare Indizien für einen Skandal liefert, muss man ihn benennen und die Indizien herausarbeiten. 5/10
Die Klimakrise ist ein Skandal. Mit Tätern, Milliarden von Opfern, klaren Indizien. Wenn die Beweislast erdrückend ist, müssen Medien Klartext reden. Machen sie doch sonst auch, zum Beispiel beim Cum-Ex-Skandal: „Das sind die Drahtzieher des Milliardenbetrugs.“ (Spiegel) 6/10
Klartext und Indizien – das hätte man auch in den Berichten zur Wahl gebraucht. Medien sollten auf die Taten der Regierenden schauen, nicht auf ihre Worte. Wer hat tatsächlich für Klimaschutz gekämpft, wer nur Nebelkerzen gezündet? 7/10
Die skandalöse Untätigkeit von Scholz und Laschet beim Klimaschutz, ihre Nähe zu Lobbys: Das müsste die Headlines dominieren. Doch dazu erscheinen viel zu wenige Analysen. Stattdessen große Aufregung über jedes neue Zitat, jede Wahlkampf-Volte. 8/10
Medien lassen sich immer wieder von Absichtserklärungen blenden. Einige warme Worte, schon steht Scholz in Headlines als Klimaschützer da: „Scholz mahnt Tatkraft beim Klimaschutz an“. Und selbst Laschet wirkt wie ein Macher, mit seiner „Initiative zum Klimaschutz.“ 9/10
Union und SPD haben beim Klimaschutz versagt. So sehr, dass die große Koalition vom Bundesverfassungsgericht zum Handeln gezwungen wird. Ein Versagen, das die Menschheit gefährdet. Wenn Medien es nicht schaffen, dieses Versagen herauszuarbeiten, machen sie ihren Job nicht. 10/10
Grafik: Anthony Christensen

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