Es kam eine Anfrage: ob ich in einem lokalen Diversity-Gremium mitwirken wolle? Weil dazu gute Kenntnisse der Materie sinnvoll sind, habe ich in die Forschung geschaut: Was haben Unternehmen von Diversity? Ich muss sagen, das lief überhaupt nicht wie erwartet. Hier die Daten |1
2| Meine Kenntnisse der Thematik beschränkten sich bisher auf Beiträge wie diesen (Q1). Die verheißenen Vorteile der Vielfalt wollte ich jetzt in der Fachliteratur erkunden, spezifisch diese Frage: Wie wirkt sich Diversity auf Teamperformance aus? Macht Vielfalt ein Team besser?
3| Erster Eindruck: So eine wilde Literatur sieht man nicht jeden Tag. 10 große Meta-Studien hatte ich am Ende gelesen. Klare Resultate? Fehlanzeige. Dafür Korrelationen jeder Art, Richtung und Signifikanz, und immer neue Fragezeichen. Oder um es akademisch-höflich zu sagen (Q2):
4| Besser wird es erst, wenn man (wie im Zitat gefordert) Diversity in einzelne Aspekte aufteilt und separat betrachtet, z.B. so:
5| "Biodemografische" Vielfalt ist, was sich die meisten Leute landläufig unter Diversity vorstellen dürften: nach Geschlecht, Herkunft oder Generation bunt gemischte Teams. Dieser Diversity-Begriff steht auch im Fokus, wo (repräsentative) Vielfalt per Quote vorgeschlagen wird.
6| Der öffentlichen Wahrnehmung zum Trotz bringt diese Art von Diversity für die Teamperformance offenbar praktisch nichts. Meta-Studien finden entweder gar keinen Zusammenhang (Q3, Q4) oder systematische kleine, aber negative Effekte für die Qualität der Teamarbeit (Q2, Q5, Q6).
7| Einzig Q7 ergibt positive Einflüsse auf Kreativität und Zufriedenheit, die aber durch andere negative Folgen (z.B. Teamkonflikte) wieder kaputtgemacht werden. Insgesamt scheint dieses Zitat die wohlwollendste Deutung der Lage zu bieten (Q4). Kein schlagendes Verkaufsargument.
8| Nicht viel besser sieht es bei Nr. 2 aus: Vielfalt bei Persönlichkeit, Werten und Einstellungen. Q8 ergibt, dass Vielfalt dieser Art systematisch mehr Konflikte generiert und Prozesse erschwert (ähnlich auch Q7), besonders bei komplexen Aufgaben und in Teams im Topmanagement.
9| Immerhin bei der fachlichen Vielfalt (Nr. 3) zeigt sich ein potenzieller Mehrwert. Zwar gibt es auch hier Studien, die gar keine oder teils keine Zusammenhänge finden (Q2, Q3, Q4) oder negative Effekte feststellen, z.B. Konflikte (Q5). Aber positive Befunde gibt es eben auch.
10| Vor allem Vielfalt nach Funktion (berufliche Erfahrung) scheint einen positiven Effekt auf Arbeit und Erfolg im Team zu haben (Q2, Q4, Q5, Q9). Unten ein Beispiel für Ergebnisse solcher Meta-Studien, hier als Vergleich von fachlicher und biodemographischer Vielfalt (Q10).
11| Was folgt nun aus alledem? Wichtig: Solche Performance-Daten für Teams erlauben keinen Schluss über Sinn und Unsinn von Diversity insgesamt. In anderen Bereichen wird ein potenzieller Mehrwert sichtbarer, z.B. in der Korrelation von Diversity und Unternehmenserfolg (Q11).
12| Auch Diversity auf Teamebene bleibt im Rennen. Die Studien zeigen, dass sich Effekte teils nach Branche, Kultur und Aufgabe unterscheiden (Q9). Implikation: Verantwortliche sollten gut prüfen, was in ihrem Kontext funktioniert. Vgl. z.B. Q12 für den medizinischen Bereich.
13| Unter dem Strich ergibt sich aber, dass in vielen Fällen homogenere Teams eine gute Idee bleiben dürften. Einen echten Mehrwert verspricht besonders die fachliche Vielfalt. Für Diversity rein nach äußeren Merkmalen zahlt man vielleicht einen Performancepreis auf Teamebene.
J.D. Vance kritisiert den Zustand der Meinungsfreiheit in 🇩🇪 und 🇪🇺 und macht sich Sorgen um die Demokratie der Verbündeten. Politisch-mediale Reaktion: viel Empörung, Zurückweisung und Kritik. Und wie blickt die deutsche Bevölkerung auf das Thema? Schauen wir in die Daten.🧵|1
2| Die Deutschen sind mehrheitlich zufrieden mit der Demokratie, aber der Trend geht leider nicht in die richtige Richtung. Noch vor wenigen Jahren waren >70 % sehr oder wenigstens ziemlich zufrieden, heute sind wir nicht mehr weit entfernt von einer 50-50-Verteilung.
3| Dieser Negativtrend manifestiert sich vielerorts, z.B. überdeutlich auch in solchen Datenpunkten. Zwischen 2022 und 2024 hat sich die Zufriedenheit junger Menschen u.a. mit "den politischen Verhältnissen" oder dem "gesellschaftlichen Zusammenhalt" massiv verschlechtert.
Schule, Studium oder Beruf: Zur Wissensgesellschaft gehört, dass wir uns ständig neue Infos, Daten und Zusammenhänge aneignen müssen. Wir lernen. Aber wie geht das eigentlich? Welche Lernmethoden sind wirklich effektiv? Ein 🧵 für alle, die Stoff in den Kopf bekommen müssen. |1
2| Hier geht es um Lernmethoden, die man alleine und ohne besondere Hilfsmittel anwenden kann und die einen generalisierbaren Mehrwert versprechen, d.h. für viele Kontexte, Stoffarten und Lernziele funktionieren. Grafik: Übersicht über die Methoden (Q1, Übersetzung im Alt-Text).
3| Starten wir mit den wenig effektiven Methoden. Basis sind 2 Meta-Analysen, die für jede Methode eine Effektstärke (d) aus experimentellen Studien ableiten (Q2, 1.609 Effekte), dazu eine Einstufung (Q1). Alle Methoden verbessern die Lernleistung, aber eben verschieden stark.
Die Qualität vieler öffentlicher Debatten leidet darunter, dass die Leute zwar dieselben Begriffe benutzen, darunter aber ganz verschiedene Dinge verstehen. Eine neue Studie geht dieser verborgenen Verständnisvielfalt auf die Spur – unter anderem am Beispiel des Pinguins. 🧵 |1
2| Wie viele unterscheidbare "Verständnisse" verbergen sich hinter einem simpel wirkenden Konzept wie Pinguin? Die Studie lässt dazu Probanden u.a. Eigenschaften verschiedener Tierarten und Ähnlichkeit zwischen Begriffen bewerten. Daraus leitet sie dann Bedeutungs-Cluster ab.
3| Heraus kommt viel Uneinigkeit darüber, welche Merkmale zum Begriff Pinguin gehören (Grafik). Probanden sind sich zwar sehr einig, dass sie "süß", aber keineswegs "pink" sind. Weit auseinander gehen die Ansichten aber z.B. bei der Frage, ob Pinguine "fett" oder "elegant" sind.
Die radikale Rechte und radikale Linke unterscheiden sich in wichtigen Aspekten, z.B. in ihrem aktuellen Gefährdungspotenzial für die offene Gesellschaft. Sie gleichen sich aber auch in einem fundamentalen Punkt: der Psychologie ihrer einzelnen Angehörigen. Ein 🧵 mit Daten. |1
2| Die Erkenntnis ist nicht neu. Diese Grafik aus einer Studie von 1985 (Q1) zeigt Gemeinsamkeiten an den Rändern, z.B. bei der höheren Intoleranz für Ambiguität (links) oder mehr "Starrheit" (kein situatives Anpassen von Emotion und Verhalten) im Vergleich zur politischen Mitte.
3| Auch diese große neuere Studie (Q2, N=7.258) findet wichtige Gemeinsamkeiten zwischen der autoritären Rechten (RWA) und Linken (LWA). Je näher die Punkte, desto mehr gleichen sich die Lager in diesem Merkmal. Beispiel: Mit r=0,47 - 0,5 korreliert "Dogmatismus" fast identisch.
Der Streit um Frau Aslans Äußerungen zu Rassismus bei der Polizei ist ein Paradebeispiel dafür, warum die Wahrnehmungen politischer Lager oft so drastisch auseinandergehen. Mit diesen drei Erkenntnissen aus der Moralpsychologie vertiefen Sie Ihr Verständnis solcher Debatten.🧵 |1
2| Zunächst: Das ist ein Thread über empirische Moralpsychologie. Er möchte lediglich die Mechanismen sichtbar machen, die in Debatten wie dieser unter der Oberfläche wirken. Es geht mir also nicht um @BaharAslan_ oder die deutsche Polizei oder die Frage, wer da jetzt Recht hat.
3| Empirische Moralpsychologie beschäftigt sich damit, unser moralisches Denken, Fühlen und Handeln zu verstehen. Einer ihrer wichtigen Ansätze – die "Moral Foundations Theory" – enthält drei Erkenntnisse, die gut erforscht sind und beim Verständnis des aktuellen Falls helfen.
Dass Frauen bei der Partnerwahl nicht den Erstbesten nehmen, sondern hohe Ansprüche haben, überrascht niemanden. Etwas weniger verbreitet ist die Erkenntnis, dass auch Männer sehr wählerisch sind. Eine Studie visualisiert die Differenzen besonders schön. Kleiner Überblicks-🧵|1
2| Das Schöne an der Studie: Sie trennt nicht nur zwischen Männern und Frauen, sondern auch danach, wie ernsthaft und langfristig die Liaison sein soll ("Involvement"). Die Daten sind etwas älter, macht hier aber nichts. Dating-Präferenzen haben sich als extrem stabil erwiesen.
3| Starten wir mit dem Klassiker: körperliche Attraktivität. Ähnlich kompromissbereit sind beide Geschlechter, wenn es nur um Dates geht, ansonsten gehen die Anforderungen auseinander. Für Männer müssen Ehepartnerinnen am attraktivsten sein, für Frauen unverbindliche Sexpartner.