Je länger ich Pflegemama bin desto kritischer sehe ich häufige Besuchskontakte mit den leibl Eltern in der Dauerpflege. Denn worum geht es, wenn fest steht, dass ein Aufwachsen des Kindes auf Dauer in einer PF notwendig ist: Darum, dem Kind einen festen, sicheren Ort zu geben.-->
Ab diesem Zeitpunkt soll das Kind in der Pflegefamilie ankommen und dort seinen festen Platz haben. In der Regel ist die Biografiearbeit ein fester Bestandteil im Leben des Kindes. Es geht also darum, eine gute Balance fürs Kind zu finden zwischen dem Gefühl -->
der absoluten Zugehörigkeit zur Pflegefamilie und dem Wissen um die eigene Geschichte. In der Dauerpflege sind oft monatliche Besuchskontakte mit der leiblichen Familie Pflicht. Pflicht, weil das Pflegekind das Recht der leiblichen Eltern auf Umgang erfüllen muss.-->
Es geht nicht darum, ob es gut fürs Kind ist oder sonstige Ziele wie z.B. den Bindungsaufbau beim Ziel einer Rückführung. Es ist ein rechtl. Konstrukt.
MMn sollte der Sinn darin liegen, dem Kind einen Einblick in seine Herkunft zu geben. Nicht mehr, nicht weniger.-->
Und dafür reichen auch weniger Kontakte. Dafür sind keine Kontakte alle 4 Wochen notwendig. Warum ich das mittlerweile so sehe? Besuchskontakte sind in den meisten Fällen emotionale Stresssituationen für alle Beteiligten, besonders für die Kinder. -->
Da muss nichtmal am Kind gezerrt werden. Es reicht die von außen diktierte Situation. Es macht dem Kind seine Sondersituation immer wieder bewusst und kann verunsichern.
-->
Dazu unser persönliches Beispiel: Kind seit dem 5.Monat bei uns, gute Besuchskontakte, die Atmosphäre getragen von gegenseitigem Respekt. Kind fest verwurzelt bei uns. Und dennoch: Die ersten Jahre hat sich das Kind am Ende des BKs immer "weggeschlafen". -->
Mittlerweile haben wir immer 2 Tage danach ein Kind, das wir nicht wiedererkennen und das beim letzten Mal erst nach 6 Wochen wieder im eigenen Bett geschlafen hat. Ein Kind, das wieder fragt, ob wir es lieb haben und sagt, dass es so froh ist, dass es bei uns ist😢. -->
Ich persönlich habe selbst nach den besten Kontakten meist Kopfschmerzattacken oder mein Kreislauf macht nicht mehr mit. Das nur Nebenbei.-->
Wir haben max. 4 BK im Jahr wegen der Entfernung und während ich anfangs immer mit schlechtenm Gewissen dachte, dass wir dem Kind dadurch den Zugang zu seinen Wurzeln erschweren, bin ich mittlerweile davon überzeugt, dass es gut so ist. -->
Aufgrund der Entfernung ist fürs Kind zudem klar: wir fahren dahin, wir sehen die leibl. Familie und dann fahren wir wieder nach Hause. An einen sicheren Ort. An den Lebensmittelpunkt. An den Ort, wo ich Tochter und nicht Pflegekind bin. Der Ort, an dem ich bleibe. -->
Ich wünsche mir sehr, dass Kontakte vom Kind aus gedacht werden. Dabei geht es nicht darum, dem Kind seine Situation zu verschweigen und schwere Gefühle zu vermeiden sondern darum, Kontakte so zu arrangieren, dass ein Pflegekinderleben mit Begleitung gut gelebt werden kann.
-->
Und ich wünsche mir mehr Vernetzung der Jugendämter, um Kinder schneller und manchmal auch weiter weg zu vermitteln. Denn es kann auch zu Unsicherheit führen, wenn man der leibl. Familie jederzeit in der Stadt über den Weg laufen kann. #pflegeeltern #pflegekind #pflegefamilie
• • •
Missing some Tweet in this thread? You can try to
force a refresh
Wisst ihr, wie oft mir schon geraten wurde, dem Kind täglich vorzulesen und - um sein Interesse an Buchstaben zu wecken - selbst vor ihm meine Bücher zu lesen? Wisst ihr, wie scheiße das ist, wenn man genau das täglich macht? Was ich schon alles gehört habe... -->
Nein, dieses Kind zeigt kein Interesse, weil Lesen und Schreiben für es höchste Anstrengung bis hin zur Qual bedeuten. Ja, ich möchte auch, dass mein Kind Lesen und Schreiben lernt. Wenn ich darüber rede, was ich tun kann, dann glaubt mir einfach. -->
Glaubt mir dass ich schon alles ausprobiert habe. Und dass ich vielleicht garnicht Schuld daran bin. Glaubt auch meinem Gefühl, dass da kein Interesse kommt. Ich kenne dieses Kind. Die Angst vor Versagen, gepaart mit der Schwäche in dem Bereich, löst sich nicht durch Warten.-->
6 km mit dem radfahrenden Kind zur Schule oder:
Warum ich in der Früh schon heiser bin...ein Thread
Wer zuerst bei der 2.Ausfahrt ist, ruft das Kind und düst davon. BEI EINER AUSFAHRT MUSST DU GUCKEN, brülle ich ihm schnaufend hinterher. Noch bin ich frohen Mutes -->
Nun kommt der erste Anstieg. Das Kind hat nun ein Rad mit Gangschaltung. Endlich geht es schneller - denkt Muttern. Das Kind derweil hat sich zum Ziel gesetzt, den Hügel im 8.Gang zu schaffen. -->
Abfahrt. Einfach rollen lassen. Der Blick auf die Uhr zeigt mir, dass wir ein bisschen Zeit gut machen müssen. Das Kind findet eher, dass es schon lange nicht mehr geredet hat und ein paar Wörter gut machen muss. Plötzlich bremst es: Mama, warst du schonmal in Ecuador? -->