#Gaspreise in der Krise: Debatte oszilliert bislang zwischen kurzfristigen Entschärfungen (Verbraucherschutz) und langfristigen Lösungen (mehr EE). Aber: Dazwischen klafft eine lange strategische Lücke in der deutschen #Erdgaspolitik. Hier einige Thesen und Anregungen.(1/10)
(1) Wenn der Winter mild/normal bleibt, bleiben im März ca.30 bcm von den aktuell 85 bcm in europ. Speichern übrig. Alles gut. Wenn der Winter auf der Nordhalbkugel kalt und lang wird (wie 2020/21), fallen Speicher je nach Studie auf Null (WoodMac) oder 10 bcm (OIES).(2/10)
Für das Negativszenario muss rechtzeitig ein “Plan B” in der Schublade liegen, um die gesamtwirtschaftlichen Kosten der Demand Destruction zu minimieren.
(2) Die #Gaspreise werden bis mindestens 2024 hoch bleiben, insb. weil die amerik. Binnenpreise von 2 auf 5-10 $/mmBtu (3/10)
steigen bzw. schon gestiegen sind. Die US LNG-Lieferpreise für Europe bilden den Price Floor, an dem sich auch Gazprom und Norwegen orientieren. Die LNG-Importpreise (cif) steigen also dauerhaft von früher 15-20 €/MWh auf mindestens 30-60 €/MWh, da die US-Exporte bereits (4/10)
10% der US-Produktion übersteigen und sensibel auf Preisimpulse aus Übersee reagieren.
(3) Für Private Haushalte bedeutet das, dass aus den bislang üblichen 6 ct/kWh (auch wg BEHG-Abgaben) dauerhaft 9-10 ct/kWh werden. Bei EFH (20.000 kWh) = zusätzliche 600-800 Euro p.a.(5/10)
Die jährl. dt. Gasimporte (90 bcm) kosten dann statt ca. 15 Mrd. plötzlich 50 Mrd. € - oder mehr, falls es neue Moskauer Muskelspiele gibt.
(4) Was tun? Es gibt wohl keine wirklich zufriedenstellende, schnell wirksame Lösung. Aber ein paar Anregungen: (6/10)
(a) Regelmäßiges Monitoring der Hedgingstrategien der örtl. Grundversorger (= 70% der Privaten Haushalte) und der überregionalen Gasversorger als Vorwarnsystem für Preiskrisen. (b) Einspeisepflicht für große Gasspeicher rechtzeitig vor den Wintermonaten (Gazprom!). (7/10)
(c) Druck auf Gasimporteure, längerfristige und diversifizierte LNG-Lieferkontrakte abzuschließen, um Spotmarkt-Exzesse wie in diesem Herbst teilweise zu entschärfen. China tut das im Moment mit den US-Terminals. EU sollte sich daher nicht allein auf Marktkräfte verlassen, (8/10)
wenn die Konkurrenz nach anderen Regeln spielt. (d) Klingt selbstverständlich, ist es aber leider nicht: Bessere Erfassung der dt. Gasimporte - wer liefert wieviel? Wer ist wie abgesichert? (e) Natürlich möglichst rascher Ausbau der EE-Stromerzeuger u. Gebäudeffizienz (9/10)
- jeder Schritt zählt. (f) Aristoteles lesen: "Es ist wahrscheinlich, dass etwas Unwahrscheinliches geschieht." Also Resilienz der Energieversorgung erhöhen und Abhängigkeit von dominanten Anbietern wie Russland reduzieren (gilt auch für Öl).

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