Der globale Klimastreik in Berlin am 22.10. war für FFF ein Desaster und vielleicht ein Neuanfang.

Es war der Höhepunkt eines bewegungsinternen Konfliktes und eine Radikalisierung der Methoden, gegen Perspektiven in der Bewegung vorzugehen.

#IhrLasstUnsKeineWahl

Thread🧵[1/29]
Das was am 22.10. passiert ist, ist nichts, was nur FFF intern betrifft und so grenzüberschreitend, dass es auch in einem öffentlichen Bewegungsdiskurs ankommen muss, auch deshalb schreibe ich diesen Thread. Und wir wissen alle, dass FFF das Passierte nicht aufarbeiten [2/29]
wird und das auch schon jetzt eher öffentliche Kritik kritisiert wird als die Vorkommnisse.

Strukturen und Einzelpersonen von der Bundesebene und FFF Berlin haben am 22.10. systematisch versucht ungehorsame Perspektiven [3/29]
und antikapitalistische Perspektiven aus dem
Klimastreik zu drängen. Das fing mit Ordner*innen-Briefings an, in denen diesen klar gesagt wurde, wie sie zb. Pyro „ausmachen“ sollten und wie sie mit Zivilem Ungehorsam umgehen sollten. [4/29]
Es ging weiter mit der Ansage, dass Menschen beim Antikap Block sein werden, die diesen Beobachten und Sachen unterbinden. Es kamen Drohungen der Weitergabe von Namen und Daten an die Polizei auf, sollten bestimmte Sachen im Kontext Ungehorsam passieren. [5/29]
Es wurde mit allen Mitteln versucht, von verschiedenen Seiten ungehorsame Perspektiven aus der Bewegung zu drängen. [6/29]
Es gipfelte darin, dass der Antikap Block von Ordner*innen handgreiflich am eintreten in die Demo gehindert wurde. Es gab auch dort kein hinterfragen, auf Befehl haben Ordner*innen den Weg mit einer Kette versperrt, dabei beleidigt und geschubst, das hat zumindest mich [7/29]
krass erschreckt. Dabei war der Antikap Block nicht, wie vielleicht dargestellt eine Minderheit, sondern ein großer, lauter und bunter Block mit Dutzenden OGs, die sich dort zusammengefunden hatten und vielen anderen Orgas. Man hat klargesehen, dass diese Perspektive [8/29]
einen Platz hat und dass sie ein großer Teil der Bewegung ist. Egal ob organisierte Menschen, ob neue FFF Aktivisti oder normale Demo Teilnehmer*innen, alle waren vertreten und selbst Mütter mit Kindern waren dort. [9/29]
Als der Block dann Polizeigewalt erfuhr, was einen miesen Beigeschmack hatte, weil wir vorher einem Berliner Orga Menschen unsere Angst vor Repression schilderten und der Mensch antwortete mit: „Niemand wird auf einer FFF-Demo von Cops geprügelt.“, [10/29]
wurde eine Solidaritätstweet gelöscht und erst nach sehr großen Druck von außen hat FFF Berlin sich später solidarisiert. Der Bundesaccount schweigt weiterhin zu der Sache. Auch das noch während der Demo in bundesweiten Gruppen Berichte von anonymen [11/29]
„langjährigen Aktivisti“ auftauchten, die einen Angriff des Antikap Blocks gegen die Polizei gesehen haben wollten, den aber niemand anderen und auch kein Video gesehen hat, und damit 1zu1 das Polizei narrativ übernahmen, ist mehr als fragwürdig. [12/29]
Übrigens wurde mir auch an dem Tag gesagt, dass ich durch meinen Aktivismus Klimagerechtigkeit mehr geschadet hätte, als wenn ich bei den JuLis geblieben wäre. Alles klar. [13/29]
Der ganze Streik konnte nicht das Momentum erzeugen, das er hätte sein können. Es hätte ein Moment sein können, in dem wir gemeinsam unsere Wut auf die Straße tragen, indem wir als FFF einen Schritt weiter gehen. Und zwar nicht am Rande, sondern gemeinsam. [14/29]
In einem Klimastreik für alle. Stattdessen war das Image und Machtstrukturen wichtiger als alles andere.

Schon dadurch, dass er in krassem Zeitdruck geplant wurde, weil vorausplanen irgendwie immer noch nicht funktioniert und triviale Informationen wie die Route nicht [15/29]
kommuniziert werden ohne das man Stress schiebt, hat dieser Streik noch mal alles plakativ zur Schau gestellt, was bei FFF schlecht läuft. Und über vieles, zb. das NGOs versucht haben, Zivilen Ungehorsam zu torpedieren, haben wir noch gar nicht geredet. [16/29]
Vieles, was passiert ist, war kein doofes Vorkommnis, es war ein klares Überschreiten von roten Linien. Was die Basis der Zusammenarbeit so krass erschüttert hat, wie ich es mir nicht hätte vorstellen können. Deshalb macht mich ein „beide Seiten doof“ [17/29]
Framing momentan so wütend, weil klar, der Antikap Block hat nicht alles perfekt gemacht. Auch ich habe Kritik auch ich habe Aufarbeitungsbedarf. Aber all das wiegt nicht die Sachen auf die passiert sind. [18/29]
Dieser Streik ist ein guter Grund, FFF für immer zu verlassen, aber auch einer sich noch stärker in FFF zu organisieren. Wir haben gesehen, wie stark und wie krass der Anikap Block und die Aktionen trotz des Gegenwinds von einer Minderheit waren. [19/29]
Superviele Ortsgruppen haben sich beteiligt und selbst als die Demo aufgelöst worden war, kamen noch superviele Menschen zu den Aktionen am Willy-Brandt-Haus. Trotz Regen und trotz Polizeiketten. [20/29]
Während FFF Berlin Leute mit Megafonen angeschrien hat, dass sie auf den Bürgersteig gehen sollen, haben so viele Menschen sich die Straße genommen und waren solidarisch bei der Aktion dabei. Denn auch wenn Menschen mittlerweile mit extremen Maßnahmen FFF versuchen, [21/29]
in eine NGO zu drängen, ist die Basis dieser Bewegung ungehorsam und unbequem. Sie ist wütend und sie will keine Grüne Jugend 2.0 sondern eine soziale Bewegung, die Wandel erzwingt. [22/29]
Auch wenn es naheliegt und auch wieder mit dem Gedanken gespielt habe, ist aus der Bewegung verschwinden nicht die Lösung. Die Bewegung hat gerade jetzt die Chance, sich neu zu orientieren und einen Neuanfang zu schaffen; weg von einer NGO & Grünen Jugend 2.0, [23/29]
denn der aktuelle Kurs scheitert gerade. Auch am 24.09. waren wir nur die Hälfte der Menschen vom 20.09. 2019.
OGs lösen sich auf und Menschen kommen nicht mehr, dass kann nicht auf eine Radikalisierung geschoben werden, denn diese findet gar nicht so breit statt, sondern [24/29]
dieser Trend ist ein Ergebnis von einer Klimawahl Strategie die komplett Organisierung und Weiterentwicklung versäumt. Wir brauchen ein FFF, was Klimagerechtigkeit von unten aufbaut, was organisiert und ungehorsam ist und nicht nur von Großstreik zu Großstreik denkt. [25/29]
Das alles braucht die talentierten, krassen und wundervollen Leute, die sich jetzt schon bei FFF den Arsch auf reißen und noch viele neue mehr. Es braucht Vernetzung unter diesen Menschen, damit werden wir bald wieder anfangen und es braucht dich. [26/29]
Ich hoffe, dass ich beim nächsten Großstreik nicht mehr depressiv da sitze, komplett fertig bin oder so einen Thread schreiben muss.

Ich möchte mich noch mal bei allen bedanken, die in diesen Streik ihre Nächte und Tage versenkt haben. Auch besonders bei der OG Berlin, [27/29]
weil da auch Menschen in diesem Streik sicher Unfassbares auf die Beine in kürzester Zeit gestellt haben. Auch natürlich bei den Menschen in meiner OG. 3 Großstreiks in 3 Monaten ist unfassbar krass. [28/29]
Berlin, wir sehen uns wieder und das nächste Mal hoffentlich schöner und mit mehr Schlaf! ✊🔥 [29/29]

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14 Aug
Warum dieser Zentralstreik einer der besten Gründe ist sich bei FFF zu engagieren und einer der besten FFF für immer zu verlassen. #ffm1308 #Bankenblockieren

Ein Thread. 🔽 [1/18]
Dieser Zentralstreik ist in der Größe ein unfassbarer Erfolg. Und er hätte es eigentlich nicht sein sollen. Sommerloch, Sommerferien, 4. Welle, Bahnstreik, zu spät Mobi, keine Social Media Werbung, Bundestagswahl, kein Momentum sind nur einige der Punkte. [2/18]
Und trotzdem war er riesig, ungehorsam und antikapitalistisch. Und diese Power hat nur FFF momentan.

Deshalb sollten sich Menschen da organisieren, auch wenn viele, besonders radikale Linke, die Bewegung abgeschrieben haben.

Aber es ist halt nicht so einfach. [3/18]
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