Thread by @MrsMertes

Seit einigen Wochen werden nun Inzidenzen veröffentlicht, die zwischen „Inzidenz unter Geimpften“ und „Inzidenz unter Ungeimpften“ unterscheiden.

Dies ist aus meiner Sicht a) nicht berechenbar, b) irreführend und c) ein falscher Fokus.

Ein Thread: 1/15

Die Inzidenz ist die Anzahl von Neuerkrankungen (hier nur „positiver PCR Tests“) innerhalb einer Personengruppe und eines bestimmten Zeitraums. Es wurde bis vor Kurzem eine 7-Tages-Inzidenz unter 100.000 Einwohnern angegeben. So weit, so verständlich. 2/15

Um diese Inzidenz in einer bestimmten BevölkerungsUNTERgruppe, wie z.B. den Geimpften, berechnen zu können, muss man jedoch einerseits für jede positiv PCR-getestete Person den Impfstatus und andererseits den Anteil der Geimpften an der Gesamtbevölkerung kennen. 3/15

Eine flächendeckende Abfrage des Impfstatus bei positiven Tests, z.B. durch das Gesundheitsamt, scheint nicht zu erfolgen. Und selbst wenn dies der Fall wäre, wäre immer noch die Impfquote - wie vom RKI eingestanden, unbekannt. 4/15

Eine Inzidenz unter Geimpften und Ungeimpften lässt sich somit mangels Datenerfassung überhaupt nicht zuverlässig berechnen! 5/15

Hinzu kommt, dass beide Inzidenzen selbst bei zuverlässiger Erfassung nur dann vergleichbar wären, wenn ihnen dasselbe Testregime zugrunde liegt.

Da Geimpfte viel weniger verpflichtend getestet werden als Ungeimpfte, ist dies nicht der Fall. 6/

Es handelt sich somit um eine irreführende Angabe, die aus meiner Sicht den aktuellen Zustand (nämlich dass zahlenmäßig mehr Geimpfte erkranken und versterben, siehe hier

https://twitter.com/mrsmertes/status/1453258867606003723?s=21

) verwässert und im Sinne der Impfkampagne den Fokus auf ungeimpfte Menschen legt. 7/

Dies lenkt von Politikversagen ab und präsentiert der Mehrheit der Bürger einen vermeintlichen Schuldigen.

Man kann die - leider immer noch in sehr schlechter Qualität erfassten Daten - jedoch auch anders aufbereiten. Dies habe ich versucht. 8/

COVID-19 ist stark altersabhängig.

Ist denn wenigstens ein Schutz der anfälligen Alten durch das Pandemiemanagement erkennbar? 9/

Vergleicht man Daten des RKI zu COVID-19 Fällen von 4 Wochen aus 2021 mit 2020 ist insgesamt ein Anstieg von sogenannten Fallzahlen, Hospitalisationen und Todesfällen festzustellen.

Der größere Anstieg bei Hospitalisierungen ist für Personen über 60 ersichtlich. 10/

Der Anteil der hospitalisierten COVID-19 Fälle in dieser Gruppe ist im Vergleich zum Vorjahr unverändert. Der Anteil der Gruppe 60+ an den Verstorbenen ist etwas gesunken. 11/

Während sich die COVID-19-Todeszahlen in der Altersgruppe unter 60 etwa vervierfacht haben, haben sich die Todesfälle bei Personen über 60 Jahren im angeschauten Zeitraum knapp verdoppelt. 12/

Dennoch sind weiterhin etwa 90% der Todesfälle in der Altersgruppe 60+ zu verzeichnen. Trotz einer Impfquote von geschätzten 85% in dieser Altersklasse. 13/

So sind wir nun im zweiten Corona-Herbst wieder bei den Erkenntnissen von 2020 angelangt: Am meisten gefährdet sind ältere Personen, uU mit zusätzlichen Risikofaktoren. 14/

Bei Menschen unter 60 Jahren ist das Risiko einer Hospitalisation nicht wesentlich höher als im Vorjahr, so dass aus dieser Altersgruppe keine größere COVID-19 bedingte Bettenbelastung als im Vorjahr zu erwarten ist. 15/

Kinder spielen keine nennenswerte Rolle, erkranken äußerst selten schwer und stellen keinen Faktor für eine Überlastung des Gesundheitssystems dar. 16/

Das Gesundheitssystem ist durch politische Entscheidungen bedroht, die zu Bettenabbau im Intensivbereich führten sowie zu zunehmendem Personalmangel, aufgrund unattraktiver Arbeitsbedingungen und der durch Diskussionen um eine Impfpflicht noch einmal Vorschub gewinnen wird. 17/

Hier hätte längst angesetzt werden müssen. Diskussionen um eine Impfpflicht im Pflegebereich sind daher sofort zu beenden, um nicht noch mehr Schaden anzurichten, als ohnehin mit dem desolaten Pandemiemanagement bereits geschehen ist.

- ENDE -
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https://twitter.com/threadreaderapp/status/1461308811797581832