Xylit hat gegenüber #Zucker einige Vorteile und kann diesen teilweise ersetzen. Zudem ist das Verbraucherimage sehr gut, was sicher auch mit der Aufmachung zusammenhängt (s.u.). Was gibt es über Xylit zu wissen und warum ist die Werbung dafür mMn teilweise unpassend? ⬇ 1/12
Zunächst mal die Vorteile: Xylit ist nicht kariogen (bzw. antikariogen), wird nur langsam resorbiert und insulinunabhängig verstoffwechselt. Der Brennwert ist gegenüber Zucker deutlich reduziert. Negativ ist im Prinzip nur eine abführende Wirkung bei übermäßigem Konsum. 2/12
Falls jemand der Name Xylit bekannt vorkommt oder falls jemand denkt, das wäre doch ein prima Süßungsmittel... Xylit ist ein Süßungsmittel, also ein zugelassener Zusatzstoff (E967). Damit wird natürlich nicht geworben, Zusatzstoffe sind ja pauschal böse 🙄 3/12
Nun zur Herstellung, woher aus der Birke kommt Xylit denn nun? Den in der Abbildung gezeigten Blättern oder Blütenständen? Naja, nicht ganz, Xylit wird aus dem Holz gewonnen. Das wird meist auf der Packung erwähnt, auf den Bildern wird natürlich lieber etwas Grünes gezeigt. 4/12
Im Holz kommt aber kein Xylit vor, sondern nur Xylane. Das sind in vielen Pflanzen vorkommende Polysaccharide (Mehrfachzucker), die wiederum aus sehr vielen einzelnen Xyloseeinheiten zusammengesetzt sind. 5/12
Birkenholz ist nur eine mögliche Quelle, eine Gewinnung aus Buchenholz oder Maisstroh ist auch möglich. Die Xylane werden aus dem Rohstoff mittels Säure und/oder Hitze gewonnen und zu Xylose gespalten. Auch Nebenprodukte der Papierherstellung enthalten viel Xylan. 6/12
Das Ganze ist aus vielerlei Gründen natürlich positiv zu sehen, mich stört nur ein bisschen die Aufmachung des Ganzen. Und ich glaube, dass einigen Leuten vermutlich nicht ganz klar ist, was der Herstellungsprozess denn so alles beinhaltet. 7/12
Aus dem Holzextrakt/-hydrolysat erhalten wir nach Aufreinigung mit Aktivkohle & Ionentauschern sowie Kristallisation also Xylose. Die Pentose Xylose muss noch zum Zuckeralkohol Xylit umgewandelt werden. Das passiert mittels katalytischer Hydrierung. 8/12
Für alle Nicht-Chemiker:innen: Die Aldehydgruppe wird zum Alkohol reduziert. Das funktioniert mithilfe von Wasserstoff und einem Katalysator (Nickel) bei Überdruck und 140 - 200 °C. Im Bild unten ist das mal dargestellt (wer keine Strukturformeln mag, nicht hinschauen😉). 9/12
Danach kann dann Xylit auskristallisiert werden. Klingt nach viel Chemie? Ist es auch. Ist das schlimm? Nein, denn #AllesIstChemie. Aber teilweise wird bei den Herstellern explizit gesagt, dass auf Chemie verzichtet wird ... und das ist natürlich Quatsch. 10/12
Es gibt noch einen anderen Herstellungsweg: Biotechnologisch über die Fermentation mit Hefen/Bakterien. Das lohnt sich ohne den Einsatz von GVOs aber nicht und da die meisten Hersteller auch fast schon aggressiv mit "Ohne Gentechnik" werben (🙄), ist das wohl keine Option. 11/12
Fazit: Xylit ist ein guter Zuckeraustauschstoff und mit den Herstellungsmethoden habe ich natürlich kein Problem, ganz im Gegenteil. Aber ich habe ein Problem damit, wenn mit „Natürlichkeit“ und „Ohne Chemie“ geworben wird. Und das ist hier mindestens zum Teil der Fall. 12/12
• • •
Missing some Tweet in this thread? You can try to
force a refresh