Man hört in letzter Zeit ja oft von den Patientïnnen die verlegt werden müssen in andere Krankenhäuser. Das klingt auf den ersten Blick so unkompliziert. Ich will euch schildern wie so eine Intensivverlegung ablaufen kann. (1/33)
Zunächst brauch man dafür natürlich ein passendes Fahrzeug. Ist die Fahrstrecke nicht zu weit und der Patient geeignet stehen dafür sogenannte ITW , also Intensivtransportwagen bereit. Diese sind I.d. (2/33)
Regel besetzt mit 2 besonders qualifizierten Rettungsassistenten bzw Notfallsanitätern und 1intensiverfahrenen Ärztïn mit einer Zusatzqualifikation Intensivtransport. Das Fahrzeug ist mit Geräten ausgestattet die die Fortführung einer intensivtherapie möglich machen. (3/33)
Zb Intensivbeatmungsgerät, Monitore, Spritzenpumpen, Absaugung, Medikamente, Möglichkeiten zur einfachen Blutgasanalyse, Notfallequipment.
Vor der Verlegung findet ein Arzt/Arzt Gespräch statt in dem telefonisch schonmal alle Eckdaten zum Patienten besprochen werden. (4/33)
Ich bekomme also den Anruf gg 9h. Ein Corona Patient soll verlegt werden. 49 Jahre alt. Er ist bereits seit die 2. Woche auf der Intensivstation einer Uniklinik. hatte er eine ECMO erhalten die inzwischen wieder abtrainiert werden konnte. Er ist weiterhin sediert, (5/33)
beatmet über ein Tracheostoma- einen Luftröhrenschnitt. Sein Zustand hat sich soweit stabilisiert dass eine Verlegung möglich ist. Ein Haus mit Regelversorgung kann die weitere Therapie nun übernehmen. (6/33)
Der Patient hatte zuletzt immernoch eine positive pcr und muss als Isolationstransport verlegt werden. Wir klären wieviele Spritzenpumpen laufen und welche Medikamente dringend mitgenommen werden müssen. Ausserdem wie die Beatmungseinstellung zuletzt war. (7/33)
Der Patient wurde heute morgen noch dialysiert da sine nieren versagen und erhält ausserdem 3 verschiedene Antibiotika.
Als wir am Krankenhaus ankommen beladen wir die Trage mit unserem Equipment . Ausserdem schließen wir die Beatmungsschläuche an, (8/33)
testen die Geräte nochmal und nehmen den Notfallrucksack mit.
Es ist immer umständlich noch etwas zu holen, wenn man was vergessen hat. (9/33)
Auf der Isostation stehen wir um 10h vor dem Schleusenzimmer und die zuständigen Pflegekräfte und der Arzt händigen uns schonmal alle Papiere aus. Auch bekommen wir nochmal in Ruhe eine Übergabe zum aktuellen Zustand. (10/33)
Durchs Fenster können wir den Patienten am Monitor angeschlossen im Bett liegen sehen. Jetzt müssen wir uns umziehen. Wir kleiden uns in Schutzkittel, Haube, frische FFP2 Maske mit einen Einfachen Mundschutz drüber falls wir mal unbedacht dranfassen, (11/33)
doppelte Handschuhe und Schutzbrillen. Es ist warm, die Wahrnehmung ist reduziert. Gut das wir die wichtigen Sachen schon besprochen haben. Wir schleusen uns alle zusammen ein. Es ist eng und die Trage nimmt viel Platz weg. Ich trete ans Patienten Bett. (12/33)
Der Patient ist sediert und beatmet. Trotzdem schläft er nicht ganz tief, er wird die Manipulation mitbekommen. "Hallo Herr B. Mein Name ist Dr. Hex wir fahren Sie jetzt ins Marien Krankenhaus. Keine Angst, wir werden jetzt ganz viel gleichzeitig am Bett fummeln , (13/33)
aber wir sagen Ihnen immer Bescheid." Wir schauen nochmal.alle Einstellungen der Geräte an und ich mache mir ein paar Notizen auf meinem Handschuh, da ich keine schreibsachen mit durch die schleuse nehmen konnte.
Dann beginnen wir mit dem Umlagern. (14/33)
Die intensivpflegekraft hat schon alles vorbereitet und es laufen nur noch 6 Spritzenpumpen an die sie alle besonders lange Leitungen angeschlossen hat.
Wir stellen uns also zu 5. Ans Bett. (15/33)
Dabei achte ich auf den zentralen Venenzugang am Hals mit 5 Schläuchen über den 2 Narkosemittel, 2 Medikamente zur Kreislaufunterstüzung und ein Blutverdünner laufen. (16/33)
Ausserdem halte ich die Beatmungskanüle mit angeschlossenem Beatmungsgerät am Hals des Patienten fest damit sie nicht rausrutschen kann. Auch der Dialyse- Katheter baumelt in meinem Sichtbereich. Die Kollegen sichern den Blasenkatheter, (17/33)
das Stuhl- Management System ( ein Kackebeutel mit Schlauch der im Darm fixiert wird) und die Kanüle in der Schlagader am Handgelenk zur kontinuierlichen Blutdruckmessung. 10 Hände sind am Patienten. Es ist warm, die Brillen sind beschlagen, (18/33)
alle schauen zum Kopf wo ich stehe und das Kommando gebe. Der Patient rutscht über ein Brett auf die Trage. Alle Katheter sind an Ort und Stelle geblieben. Auch wenn wir ganz vorsichtig waren, der Patient reagiert auf den Lagewechsel. Die Beatmungsdrücke sind erhöht, (19/33)
die Herzfrequenz steigt und der Blutdruck reagiert. Wir Regel die Medikamente nach und beginnen dann routiniert die überwachungskabel zu tauschen. Zu keinem Zeitpunkt ist der Patient ohne Monitoring. (20/33)
Wenn alles ein gestellt und kalibriert ist übernehmen wir die Spritzenpumpen. Dabei wird laut angesagt welches Medikament mit welcher Laufrate läuft, besonders bei der Kreislaufunterstüzung ist es wichtig, dass keine Schwankungen entstehen. Wir versuchen die Leitungen. (21/33)
so zu führen, dass sich nichts verstrickt und man nirgendwo hängen bleibt.
Als letztes stecken wir das Beatmungsgerät um. Ein Moment wo viele potentiel infektiöse Aerosole austreten können, aber auch eine Situation die für den Patienten belastend ist. (22/33)
Er quittiert das Manöver erneut mit einer kreislaufreaktion und einer schlechten Sättigung. Als sich die Werte stabilisieren machen wir nochmal eine blutgasanalyse. Mit diesen Einstellungen wird es für die Fahrt gehen. (23/33)
Als wir uns langsam mit unserer Trage in Bewegung setzen ist eine ganze Stunde vergangen. Mir juckt die Nase unter der Maske, meine Hände schwitzen und ich sehe beim Notfallsanitäter wie Kondenswasser in der Brille steht. Wir bewegen uns langsam Richtung ITW. (24/33)
Dabei müssen wir Fahrstuhl fahren und 2 Wartebereiche durchqueren. Alle starren uns an.
Der Patient wird auf die Hebebühne gefahren und in den ITW eingeladen. Der Fahrer darf sich endlich aus der Schutzkleidung pellen und vorne einsteigen. (25/33)
Ich tausche zumindest meine Handschuhe aus um auf dem Protokoll dokumentieren zu können. Auf der Fahrt ist es sehr laut und es schaukelt stark. Das Beatmungsgerät alarmiert mehrmals und ein EKG klebchen löst sich immer wieder auf der feuchten Haut des Patienten. (26/33)
Er wird ordentlich hin und her geschüttelt als wir durch eine Baustelle fahren. Die Rettungsgasse im Rückstau lässt zu wünschen übrig.
Wir fahren 40 Minuten. Am Zielkrankenhaus passieren alle Handgriffe nochmal in umgekehrter Reihenfolge. Nach fast 3,5 std (27/33)
liegt der Patient in seinem neuen Bett und wir können die Schutzkleidung endlich ausziehen. Ich bin bis auf die Haut durchgeschwitzt. (28/33)
Die Kollegen von der Feuerwehr putzen das Fahrzeug während ich uns etwas zu trinken und Schokoriegel besorge Die Rückfahrt zum Standort dauert nun ohne Blaulicht mit Baustelle deutlich über eine Stunde. Erst gg 15h sitze ich wieder in der Klinik. (29/33)
Dieser Transport ist ein vergleichsweise einfaches Beispiel. Überlegt nur mal wie so eine Massenverlegung mit hilfe der Bundeswehr aussieht....welche Ressourcen da gebunden werden....
So habt ihr vielleicht eine Vorstellung was dahinter steckt. (30/33)
Twitter ist ja eh zT eine Parallelwelt. Aber einer unserer Chefärzte sagte grad, er denke die Coronalage entspanne sich ja erfreulich. Die andere Kollegin wusste mit dem Namen Corminaty nix anzufangen.
Gestern erntete ich entgeisterte Blicke für den Wunsch nach Kinderimpfstoff 1/
Gleichzeitig glaubt unsere Corona Taskforce das die Iso-Intensiv vom Frühjahr innerhalb von 4 Tagen hochfahrbar sei, sollte man die brauchen. Und ich denke nur: Wer um Himmelswillen soll da denn so spontan arbeiten?
Wo sind wir hier eigentlich gelandet?
Im letzten Jahr lief das übrigens folgendermaßen mit der ISO Intensiv: wir hatten keine.
Die ersten Covid-19 Patienten lagen in den 2 Schleusenzimmern auf der normalen Intensivstation. Es wurde dann eine IMC eröffnet mit 4 Zimmern. In denen bis zu 6 Patienten mit Sauerstoff ..1/
Hier geht es weiter mit Tag 2 #einganznormalertagimjob
24 Stunden Notfallmedizin als Notärztin in einer großen Stadt. Alle Einsätze sind irgendwann mal so ähnlich passiert, aber natürlich anekdotisch zu sehen. Ausserdem gibts in diesem Bericht kein Corona.
CN Tod, Kotze (1/35)
Kurz zur Einordnung. Wir haben den Standort unseres Notarzteinsatzfahrzeugs (NEF) am Krankenhaus. Dort gibt es ein Dienstzimmer mit kleiner Küche, Bett und Fernseher. Wir übernehmen um 8h morgens bis 8 am Folgetag. (2/35)
Im Schnitt hat unser Standort ca 7 -8 Einsätze in der Zeit. 8 Stunden sind Regelarbeitszeit, der Rest Bereitschaft. Man muss jede begonne Tätigkeit im KH im Falle eines Alarms sofort beenden können und innerhalb von 2 Minuten am Fahrzeug sein. (3/35)
Es gibt so Wohnungen die kennt jeder der im Rettungsdienst tätig ist.
Es ist immer ein wenig zu warm darin. Im Sommer und im Winter.
Stickig ist es auch. Und oft riecht es nach Zigarettenrauch.
Die Tapeten haben seit den 70ern ihre Farbe verloren. ➡️
Meist haben sie einen gelblichen Schimmer.
So wie eigentlich alles in der Wohnung. Es liegen Teppiche, oft mehrere, die sich überlappen. Einige Wege in Küche und Bad sind auf den üblichen Strecken wie blank gelaufen. ➡️
In die Ecken und auf die Regalen und auf die vielen Sammlerstücke, Bilderrahmen, Fotos, die künstlichen Blumen, Lampenschirme schaut man besser nicht so genau.
Im Wohnzimmer finden wir ihn dann.
Samstag hatte ich einen emotionalen Spätdienst auf der Intensiv. Es war nicht so viel zu tun, also hatte ich mir vorgenommen mir mal richtig Zeit zu nehmen für Angehörigengespräche.
Lt Allgemeinverfügung der Stadt haben wir Besuchsverbot.Nur in ethisch begründeten Ausnahmen ➡️
dürfen wir Besuch auf die Station lassen.
Was ist ethisch begründet? Das ist die erste Frage.
Für mich hat jeder lebensbedrohlich und langzeiterkrankte Mensch auf einer Intensivstation 1000 gute Gründe Besuch zu bekommen.
In den letzten Wochen hatten wir das alle so gesehen ➡️
Es wurden erst viele Ausnahmen gemacht, dann hatten wir fast einen "normalen" Besuchsplan.
Jetzt sind die Regeln härter .
Patienten bekommen ausschließlich Besuch zur Besprechung einer Therapiebegrenzung und zur Sterbebebegleitung.
Es wurd viel über Krankenhausüberlastung gesprochen im Zusammenhang mit Corona.
Flatten the curve wurde gepredigt und scheint vergessen.
Hab jetzt öfter gehört , dass uns das in D ja nicht so schnell passieren würde. Wir haben ja genug Betten
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Überlastung ist ja nicht gleich immer Triage mit Covid Patienten die in Zelten liegen und jemand Kärtchen klebt wer das nächste Beatmungsgerät bekommt und wer den Platz im Kühlwagen.
Krankenhausüberlastung ist
der zu spät entdeckte Krebs bei verpasster Vorsorge...
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Die dauerhafte Immobilisation eines Rentners der die neue Hüfte nicht bekommt.
Die NierenOP,die auf der Station unerkannt nachblutet,weil sie nicht wie sonst sicherheitshalber auf Intensivstation gelegt werden konnte.
Der Patient der die Entwöhnung v.d. Beatmung nicht schafft 3/x