Das oben war aber nicht in Österreich, sondern in Deutschland.
Schauen wir uns den 1. Dezember an. Unser großer Nachbar hatte einen Strompreis im Großhandel von 91 EUR/MWh, in Österreich waren es 244 EUR/MWh. Ein Preisunterschied ("Spread") von 153 EUR/MWh.
Was war da los?
Die Antwort steckt im Erzeugungsmix dieses Tages.
🇩🇪 Deutschland: 54% Wind, 5% Gas
🇦🇹 Österreich: 20% Wind, 44% Gas
Der hohe Windanteil in 🇩🇪 drückt den Strompreis, der hohe Gasanteil in 🇦🇹 treibt ihn nach oben. Wieso?
Die Antwort dafür findet sich im Prinzip der Preisfindung im Großhandel mit Strom:
Die #MeritOrder bestimmt die Einsatzreihenfolge von Erzeugungsanlagen in Abhängigkeit ihrer Grenzkosten.
Weil hier zu wenig Platz ist: Lest die grünen Kastl. Kurz: Erneuerbare drücken den Preis.
Im Winterhalbjahr setzt in Österreich oft ein Gaskraftwerk den Strompreis. Deren Betrieb ist momentan wegen der extrem steigenden Gaspreise ◀️ aber richtig teuer ▶️.
Und deshalb sind auch die Strompreise angestiegen (erst im Großhandel, zuletzt auch für Konsument*innen).
Das zu wenig an erneuerbarer Stromerzeugung speziell in der kalten Jahreszeit in Österreich hat noch einen Effekt:
Die Großhandelspreise zwischen Deutschland und Österreich gehen auseinander. Mit Konsequenzen für die Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Wirtschaft.
Denn, seit der Preiszonentrennung im Oktober 2018 (bis dahin gab es in 🇦🇹+🇩🇪 den gleichen Großhandelspreis), zahlen viele von ihnen einen Aufpreis, der sich an diesen Spreads bemisst.
Zusätzlich zur ohnehin gestiegenen Energiekomponente des Strompreises.
Ein Blick zurück zum Vergleich des Erzeugungsmix in Deutschland und Österreich 👇.
Just an jenen Tagen, als es in Österreich viel Wind gab (29.11 und 4.12), waren die Spreads viel niedriger.
Der Ausweg also? Effizienz, Flexibilisierung, Speicher, Netze, vor allem: Erneuerbaren-Ausbau. Besonders Wind, aber auch PV, Wasserkraft, ferner Biogene.
Dafür braucht es - neben dem #EAG - das politische Commitment der Länder. Potenziale sind da, jetzt muss gehandelt werden.
Grüner Strom ist eine wichtige Basis für Mobilität, Wirtschaft und das Leben von morgen.
Und damit wird auch klar, dass der Ausbau von Erneuerbaren in Österreich entscheidend für erfolgreiche Unternehmen und Standortpolitik sowie sichere Jobs ist. Machen wir das!
Quelle für alle Grafiken ist die heute präsentierte Analyse der @at_AEA, hier als Download verfügbar:
Hinweis: In der Grafik zu den Windpotenzialen schaut es so aus, als gäbe es in Wien keine Windkraft. Es ist zwar so wenig, dass es das PDF offenbar nicht darstellen kann, aber es gibt sie: 9 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 7,4 MW (2020). 😉 (@igwindkraft)
Zusatz: Bei der Preisfindung im Großhandel und Unterschieden zwischen Preiszonen spielt die Merit-Order die wesentlichste Rolle. Aber auch die Verfügbarkeit von Übertragungskapazitäten ist ein bestimmender Faktor. Hätten wir eine Kupferplatte, wäre der Preis überall gleich.
Das Thema Energie wird im ÖVP-geführten Bundesministerium für Wirtschaft, Energie und Tourismus integriert. #BMWET
Hab das Kapitel "Energie und Netze" gescreent:
👍 Schaut gut aus
Maßnahmen greifen aktuell Notwendiges (und tbh Überfälliges) auf - wie #ElWG, #EABG, #EGG, #MinRoG, #GWG-Novelle und setzt auf zielgerichtetere, effizientere Förderungen (#EAG, Heizungstausch) und Importstrategien
Wir sind nicht ausgeliefert. Zukunft will gestaltet werden. Wir von der @at_AEA haben deshalb heute ein Bild präsentiert, wie unser "Unsere Energiewelt 2040" ausschauen kann, ausschauen sollte
Das Bild ist Ergebnis eines internen Prozesses, der 30 Kolleg*innen sehr intensiv, und die über 100 Mitarbeiter*innen der Energieagentur immer wieder über 18 Monate lang beschäftigt hat. Ergebnis ist ein modellbasiertes Szenario für Energieverbrauch und -erzeugung 2040.
Der Umstieg auf ein erneuerbares Energiesystem ist machbar, sinnvoll und vorteilhaft für 🇦🇹, aus vielen Gründen:
👍 Gesundheit und Lebensqualität
👍 für Wirtschaftsstandort und Arbeitsplätze
👍 mehr strategische Autonomie
👍 Unabhängigkeit von oft teuren fossilen Importen
Betroffen ist - genau genommen - einmal der langfristige Liefervertrag der OMV mit Gazprom im Ausmaß von rund 5 TWh pro Monat. Das heißt noch nicht, dass kein russisches Gas mehr in Baumgarten ankommt. Es wird aber deutlich weniger sein als bisher.
Der Global Hydrogen Report 2024 der @IEA ist da! Pläne für saubere #Wasserstoff-Erzeugung werden mehr. Investentscheidungen (FID) nehmen auch zu, sind aber minimal (7% der Pläne).
Werden die 7% bis 2030 realisiert, könnte man damit nur 4,4% des *aktuellen* H2-Bedarfs decken.
🧵
Was ist laut IEA "sauberer" Wasserstoff/H2?
1) Wasserstoff, der via Elektrolyse mit Strom erzeugt wird (grüner/pinker H2)
2) Wasserstoff aus Erdgas, wobei das CO2 (~10-13 kg CO2/kg H2) großteils abgeschieden und dauerhaft verwendet/gespeichert wird (blauer/türkiser H2, CCUS).
2024 werden ~100 Megatonnen (Mio. t) Wasserstoff verwendet. Fast ausschließlich in Raffinerien (aus Erdgas) oder in der Industrie (Düngemittel, Chemie, Eisenerzeugung - aus Erdgas, teils Kohle).
Bis 2030 wird der Bedarf (wegen Energiewende und Industrietransformation) steigen.