Aus aktuellem Anlass: Dieser Tage wird von Seiten von #Verschwörungsgläubigen aus der "Querdenken"-Bewegung gern darüber schwadroniert, dass es "damals" genauso angefangen hätte und man sie nun zu den "neuen Juden" eines vermeintlichen #Unrechtsstaates machen wolle. (Thread) 1/12
Diese Aussage ist so #geschichtsvergessen, so höhnisch gegenüber den Opfern des NS-Terrors, ja so rundheraus dumm, dass man es kaum wagt, ernsthaft darüber zu diskutieren. Sie zeigt höchstens, dass historisch-politische Bildung in diesem Land noch viel zu tun hat. 2/12
Das, was gestern Abend in #Minden passiert ist, ist diesem "Anfang" dagegen viel näher, als es uns als demokratischer Gesellschaft lieb sein kann. 3/12
Jede:r hat in einem demokratischen Staat das Recht seine Meinung kundzutun. Jede:r darf Corona-Maßnahmen unverhältnismäßig finden. Davon wird allerorten reichlich Gebrauch gemacht, On- und Offline. Niemand wird dafür verhaftet. 4/12
#Meinungsfreiheit bedeutet, dass jede:r seine eigene Meinung haben darf. Meinungsfreiheit bedeutet allerdings nicht, dass jeder Quark den sich manche:r im Internet zusammenliest unwidersprochen bleiben muss. Im Gegenteil. 5/12
Und erst recht bedeutet Meinungsfreiheit nicht, dass ein per Telegram organisierter (!) Mob vor ein Privathaus marschieren darf, um dort in das private Umfeld der demokratisch gewählten Landrätin des Kreisen Minden-Lübecke einzudringen. 6/12
Angefangen hat "es" in den 1920er und 1930er Jahren nicht mit einem Staat, der unsichtbar in eine Diktatur abgeglitten wäre. Das Gegenteil war der Fall. 7/12
Begonnen hat "es" mit Terror gegenüber demokratischen Entscheidungsträgern, mit der Attacke auf die schutzlosen Bereichen, auf das Privatleben.
Hier braucht es dann übrigens auch keine Menschenmassen, die es in der "Bewegung" hier vor Ort nicht hätte. 8/12
Zur Einschüchterung genügen nur ein paar Verwirrte. Das Private ist der Angriffsort, an dem auch Wenige viel schaden anrichten können. Es geht nicht um politischen Protest. 9/12
Das Aufmarschieren vor einem Privathaus ist keine Kritik an einem Amt, sondern ein Angriff auf die Person, die dieses Amt ausführt. Gleichzeitig setzt diese Aktion auch ein Signal nach innen: Nicht die Masse ist einscheidend, sondern die Aktion. 10/12
Man muss nicht erst an Walter Lübcke erinnern, um diesen Vorfall sehr ernst zu nehmen.
Die, die dort gestern "spaziert" sind, sind nicht die Opfer eines totalitären Staates. Sie sind die Täter:innen, die den Schutz der Freiheitsrechte für sich bis an die Grenzen ausloten. 11/12
Gestern nun wurden diese Grenzen überschritten. Gezielt, organisiert und unentschuldbar. mt.de/lokales/minden…
12/12
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