Thread by @19FebruarHanau

Jetzt spricht Serpil Temiz Uvnar vor dem #UNAhanau.

Serpil Temiz Unvar erklärt wie schwer es ihr fällt heute erneut hier zu sprechen und Fragen zu stellen. Es ist bis jetzt, so Serpil, auch umsonst gewesen, denn sie hat noch keine Antworten auf diese Fragen bekommen.

Sie berichtet über die Tatnacht, dass ihre Tochter gegen 22 Uhr zu ihr kam und nach Ferhat fragte, dass „sie“ sagen würden er sei erschossen worden.

Sie ist so schnell wie möglich zum Kurt-Schumacher-Platz gefahren und dort wurde ihr gesagt sie solle in den bereitgestellten Bus gehen, da bekomme sie antworten.

Ihre Tochter und ihr zweiter Son waren bei ihr, ihr kleiner Sohn, war zu Hause. Sie macht im Bus darauf aufmerksam, dass ihr kleiner Sohn alleine zu Hause war, doch niemand beachtete sie. Zum Glück konnte dann eine Bekannte zu ihm gehen.

Die Leute im Bus sagten ihr, ihr Sohn sei nicht im Kiosk. Sie rief alle Krankehäuser an, doch auch da fand sie ihn nicht. Dann brachte der Bus sie in die Halle ins Lamboy.

Sie berichtet davon, dass Ferhat noch lange im Kiosk gelegen haben muss. Bis zum nächsten Abend. Sie fragt sich auch wie lange Ferhat noch gelebt hat, denn in der Sterbeurkunde stand eine Uhrzeit in den frühen Morgenstunden. Ihr Anwalt ih erklärte dann er war schneller gestorben.

Niemand habe nach Ferhat gesehen. Die Staatsanwaltschaft Hanau habe im November gesagt es hätte keinen Grund gegeben, dass die Polizisten nach ihm sehen, er wäre ja sowieso gestorben.

"Niemand sollte allein sein beim Sterben. Als sei er wertlos wurde Ferhat da liegen gelassen und über ihn drüber gestiegen, als sei er kein Mensch. Niemand war bei ihm, niemand hat sich ihm zugewandt.“

Serpil erklärt, dass man auf den Videoaufnahmen sehe dass Ferhat sich vor seinem Tod aufrichtete und auch etwas sagte. Und fragt wie sich alle so sicher sein könnten dass er sofort tot gewesen sei.

Auch Serpil bestätigt die Aussagen der anderen Angehörigen, dass sie nicht zur Obduktion ihres Sohnes angehört wurde. Dies aber genau so im Bericht vermerkt wurde, der somit lügt.

Sie berichtet von vielen Treffen mit Politikerinnen, die ihr Antworten versprachen, die dann nicht kamen. Von einem Treffen mit dem Ministerpräsidenten Bouffier, dass die Menschen bei anderenAn-schlägen auch schlimmes erlebt hätten.

„Ich bringe meinen Kindern bei, dass man Verantwortung übernehmen muss, wenn man Fehler gemacht hat. Wie soll ich meinen Kindern erklären, dass niemand Verantwortung übernehmen muss dafür, dass Ferhat so würdelos behandelt wurde.“ #UNAhanau

„Ich bringe meinen Kindern bei, dass man Verantwortung über-nehmen muss, wenn man Fehler gemacht hat. Wie soll ich meinen Kindern erklären, dass niemand Verantwortung übernehmen muss dafür, dass Ferhat so würdelos behandelt wurde.“

Serpil spricht über die Notwendigkeit dass ihre Fragen endlich ernst genommen werden:Wie ist er an den Ort gelangt ist, wo er aufgefunden wurde?Wer hat seinen Tod festgestellt?Wann war ein Arzt vor Ort?Warum wurde sich seiner erst so spät angenommen?Was geschah später in mit ihm?

"Der Fisch stinkt vom Kopf, es ist nicht nur die Gesellschaft die sich verändern muss. Es müssen sich auch die Strukturen ändern, die diesen Mörder nicht gestoppt haben. Was wollen Sie tun, damit so etwas nie wieder passiert? " #UNAhanau

Nun beginnt die Fragerunde im #UNAhanau:
Die SPD fragt nach den Gefähderansprachen, die bei Serpil zu Hause erfolgte. Die Polizisten wiesen sie vor allem darauf hin, sie solle mit den Jugendlichen reden. Diese seien aggresiv.

Die CDU erkundigt sich auch bei Serpil Unvar nach der Freundlichkeit der Polizisten während der Gefährderansprache.

Sie SPD fragt nach ihrem Vertrauen in die Behörden, ob sie es zurück gewinnen kann? Sie könne nur Vertrauen zurück gewinnen, wenn der strukrurelle Rassismus, der Rassismus in den Behören anerkannt wird. Wenn daran gearbeitet wird. Es ist Zeit! #UNAhanau

*Zu Beginn der Fragerunde sprach der Vorsitzende des UNA Markus Weiß (SPD)

Serpil Temiz Unvar betont in ihrem Abschlussplädoyer, dass der #UNAhanau sehr wichtig für die Familien ist, dass sie dafür gekämpft haben. Es ist bei den Ermittlungen Fehler gemacht worden. Diese sollten eingestanden werden für Veränderungen in der Zukunft

Sie erzählt von ihrer Hoffnung nach lückenloser Aufklärung, die sie zu Beginn noch hatte. "Diese Hoffnung in die Politik habe ich inzwischen nicht mehr. Aber egal, was am Ende bei diesem #UNAhanau herauskommt: Meine Hoffnung und meine Kraft ist die Gesellschaft.“

Sie sagt,dass die These vom Einzeltäter nicht mehr haltbar ist, rassistische Morde haben niemals aufgehört. Sie hätte gelernt,dass der Druck aus der Gesellschaft kommen muss und dass es viele Menschen in Deutschland gibt, die nicht wollen dass sich rassistische Gewalt wiederholt.

„Wenn die Gesellschaft sich verändert und etwas in Bewegung gerät, dann entsteht etwas Neues. Es ist nicht wie früher: wir halten zusammen und wollen etwas verändern. Für die Zukunft. Wir haben in Hanau gezeigt: wir können was schaffen alle zusammen. (...)
#UNAhanau

Wir haben die ersten Schritte gemacht. In Hanau kämpfen wir auch für viele andere Opfer rassistischer Anschläge. Über all diese sinnlosen Tode soll etwas Neues geboren werden, etwas anderes. Und das machen wir.“ #UNAhanau