Der Münchner Kardinal Reinhard #Marx bleibt vorerst im Amt. Zehn (teils verwunderte) Beobachtungen zu seiner Pressekonferenz zum #Missbrauchsgutachten im
1 Marx entscheidet über #Marx. Ob er das Amt des Erzbischofs oder auf den Rang des Kardinals verzichtet, hält er für eine Sache im eigenen Ermessen. Ein Mächtiger entscheidet über seine Macht.
2 Einer kann einem Bischof die Macht nehmen – der Papst Franziskus. Aber als ihn Marx 2021 darum bat, lehnte der Pontifex ab und verlangte von ihm, weiterzumachen. Der Vorgang imprägniert Marx in bizarrer Weise gegen Rücktrittsforderungen: Er wollte doch gehen...
3 Heißt: Auch das Abgeben von Macht, wird rein innerhalb des Systems gedacht. Als ob in Deutschland jemand gezwungen werden könnte, in einem Job zu bleiben. Warum geht Marx nicht einfach als Mönch ins Kloster? Oder jätet einen oberbayerischen Pfarrgarten? Who’s gonna stop him?
4 Wir sehen: Einer, der im System Karriere gemacht hat, denkt im System. Marx ist seit 20 Jahren Diözesanbischof. Er hat sich selber im Umgang mit Missbrauchsfällen falsch verhalten. Wenn es um Aufklärung oder Zuweisen von Verantwortung geht, geht es immer mit um ihn. Das hemmt.
5 Schon wieder sagt #Marx, er sei „erschüttert“. Das sollte er sein. Und ja, die Kirche tut in der Prävention inzwischen etwas. Aber jahrelange Wiederholung des Erschüttertseins durch Kleriker türmt sich zu einer Art #Demutsgigantismus auf. Klingt hohl, wenn keiner Macht abgibt.
6 Marx wirkte zu Beginn seiner Pressekonferenz erschöpft. Als ob er nicht am Bischofsstuhl klebt, sondern darin einschläft. Dass er das #Missbrauchsgutachten überhaupt anfertigen ließ, war ein wichtiger Schritt. Aber was kann er jetzt noch bewirken?
7 Wie viel Kraft hat Marx noch? Die Frage wirft auch sein zaghafter Umgang mit einem anderen Mächtigen auf: Dem Kirchengerichtschef des Erzbistums Lorenz Wolf. Obwohl der für den Umgang mit Missbrauchstätern im Gutachten hart kritisiert wird, lässt Wolf seine Ämter bloß ruhen.
8 Dass Marx kein klares Wort zu Joseph Ratzinger verliert, irritiert. Wofür hat er dann das Gutachten in Auftrag gegeben, das nun 1.900 Seiten umfasst?! Und darin nimmt doch der frühere Papst auf 82 Seiten schon Stellung. Das zeigt:
9 Die katholische Kirche hat zwölf Jahre nach Aufdeckung des Missbrauchs am Berliner #Canisius-Kollegs ein Handlungsmuster ausgeprägt: Sie flüchtet sich in die Komplexität. Bis niemand mehr durchblickt, alle müde sind und die Verantwortlichen im Altenheim sind oder tot
10 Es zeigt sich noch ein Problem: Nach allen Gutachten und Stellungnahmen braucht es eine legitimierte Autorität, die sagt, was nun das Ergebnis ist. Die Kirche selbst kann das nicht. In der Repbulik muss jemand anderes dafür sorgen: Die Politik.
Welche Mächtigen der Kirchenhierarchie haben sexualisierte Gewalt von Klerikern vertuscht? Täter gedeckt? Und sich um Betroffene nicht gekümmert? Dies zu klären und Namen von Verantwortlichen zu nennen, hat der Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki versprochen.
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Doch als eine Münchner Kanzlei ihr Gutachten fertig hatte, entschied #Woelki, es doch unter Verschluss zu halten: Es habe Mängel. Der Kardinal hat inzwischen eine ganze Sammlung von Anwälten. Eine Kanzlei soll nun von vorn anfangen. Auf den Rückzieher folgte: Riesenprotest.
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