Mit dem sich nun abzeichnenden Ende der Pandemie-Massnahmen löst sich die massnahmenkritische Bewegung konsequenterweise auf, oder?
Nein, sehr wahrscheinlich nicht. Einige Gründe 👇. 1/8
Irrationale Weltanschauungen sind enkoppelt von der empirischen Realität. Bereits im Klassiker "When Prophecy Fails" von 1956 wurde festgestellt, dass Überzeugungen oft *stärker* werden, wenn sie sich als eindeutig falsch erweisen. 2/8 psycnet.apa.org/record/2004-16…
Die massnahmekritische Bewegung ist stark verschwörungsideologisch aufgeladen. Dass wir z.B. entgegen den Prophezeiungen nicht in einer totalitären Diktatur gelandet sind, tut dem Glauben an eine Diktatur und böse Mächte im Hintergrund entsprechend keinen Abbruch. 3/8
Die Bewegung ist thematisch anpassungsfähig. Sie kämpft aktuell z.B. gegen #Medienförderung und "Staatsmedien", obwohl das eigentlich nichts mit der Pandemie zu tun hat. Was zählt, ist das übergeordnete Verschwörungsnarrativ. 4/8
Die Bewegung hat Strukturen geschaffen, die jenseits der Pandemie Bestand haben dürften. Zum Beispiel "alternative Medien" auf YouTube, die als ideologische Ankerpunkte dienen. Figuren wie Daniel Stricker werden ihr Verschwörungs- und Hassgeschäft weiterverfolgen. 5/8
Ein zentraler Faktor bei Verschwörungsideologien ist soziale Identität. In der massnahmenkritischen Bewegung haben viele Menschen ein wohliges Wir-Gefühl gefunden, das sie weiter leben wollen. 6/8 sciencedirect.com/science/articl…
Die Pandemie war zudem z.T. nicht Auslöser der Verschwörungsindeologien, sondern ein Katalysator. Zuerst war die Ideologie, dann kam die Pandemie - und danach bleibt die Ideologie. Ein Beispiel: Die Freiheitstrychler. 7/8 nzzas.nzz.ch/magazin/freihe…
Bei der massnahmekritischen Bewegung geht es letztlich nur vordergründig um die Pandemie-Massnahmen. Das ideologische Fundament der Bewegung ist ein rechtslibertär-verschwörungstheoretisches Weltbild. Der "Spass" fängt womöglich erst an. 8/8
• • •
Missing some Tweet in this thread? You can try to
force a refresh
Online-#Hass ist heute virulent und verursacht massiv viel Leid. Was können wir tun? Ein paar Gedanken zu #Deplatforming, #Counterspeech und Regulierung. 👇 1/6
#Deplatforming bedeutet, die Verbreiter*innen von Hass auf Social Media-Plattformen direkt zu sperren. Das kann funktionieren, wie z.B. das erfolgreiche Deplatforming der Terrororganisation ISIS gezeigt hat. 2/6
Nachteile von #Deplatforming: Die Plattformbetreiber gehen willkürlich vor. Und Hass-Ökosysteme sind resilient: Hassgruppen weichen z.B. auf alternative Plattformen aus, auf denen die Radikalisierung noch schneller und intensiver stattfindet. 3/6
Die Gegner*innen der @kinderohnetabak-Initiative sähen Zweifel bei der Frage, ob Tabakwerbung Kinder und Jugendliche zum Rauchen bewegt. Die wissenschaftliche Evidenz dazu ist in Tat und Wahrheit eindeutig - ja, Tabakwerbung hat einen klaren Effekt. 1/4
In mehreren umfassenden Studien wurde zudem festgestellt, dass Kinder und Jugendliche ceteris paribus weniger rauchen, wenn Tabakwerbung an Verkaufsorten wie Kiosken entfernt wird. 3/4
#Verschwörungstheorien begleiten uns seit Beginn der Pandemie. Langsam zeigt sich, wie viel Schaden sie angerichtet haben: Corona-Verschwörungstheorien sind Treiber von Polarisierung, Leid, Radikalisierung und Hass. Ein kleiner Thread 👇. 1/8
Wer Verschwörungstheorien zur Pandemie stärker verfallen ist, hielt und hält sich weniger an nicht-pharmazeutische Massnahmen wie Maskentragen. 2/8
Beim Streit um #Medienförderung geht es nicht nur um Medienförderung. Das ist nur eine der Fronten im jahrelangen, breit angelegten Kampf rechtskonservativer Kräfte gegen öffentlich finanzierte Medien. 1/4
Mit der "Halbierungsinitiative", die @SVPch-Nationalrat Thomas Matter hier androht, steht schon der nächste Angriff bereit: Die Hälfte der SRG-Finanzierung soll gestrichen werden - weil die SRG nicht auf der ideologischen Linie der @SVPch arbeitet. 2/4
Der Kampf gegen öffentlich finanzierte, unabhängige Medien ist auch in anderen Ländern ein rechtskonservatives Grossprojekt, das schrittweise Form annimmt. Zum Beispiel jüngst in der UK mit einem Angriff auf die BBC (theguardian.com/media/2022/jan…). 3/4