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Feb 8 11 tweets 3 min read
#CoronaInfo – In den letzten Tagen fand eine Studie weite Verbreitung, die zeigen soll, dass Vitamin D gegen schwere COVID-19-Krankheitsverläufe hilft. Hier zusammengefasst warum die Studie das nicht glaubhaft zeigt, aber trotzdem einen wichtigen Punkt berührt. … (1/11)
In der Studie wurden 253 Menschen betrachtet, die zwischen April 2020 und Februar 2021 mit COVID-19 in ein Krankenhaus eingeliefert wurden, und bei denen in den zwei Jahren davor Vitamin-D-Werte im Blut gemessen wurden. … (2/11)
Die 253 Menschen wurden gemäß den Vitamin-D-Messwerten in vier Gruppen eingeteilt. Die Gruppe mit dem niedrigsten Vitamin-D-Wert hatte im Vergleich zu denjeniger mit dem hächsten Vitamin-D-Wert folgende Unterschiede: … (3/11)
Das Durchschnittsalter war mit 68 zehn Jahre höher; für COVID-19 wichtige Vorerkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes waren viel häufiger; über die Hälfte der Patient*innen in dieser Gruppe hatte schweres/kritisches COVID-19, dagegen nur 3 von 40 mit viel Vitamin D. … (4/11)
Das Problem ist nun, dass Vitamin-D-Mangel bei den hier untersuchten Menschen klar mit höherem Alter und mehr Vorerkrankungen einhergeht. Beides sind gut bekannte starke Risikofaktoren für schwere COVID-19-Krankheitsverläufe. … (5/11)
So wie die Daten also vorliegen, ist nicht klar, ob die unterschiedliche Häufigkeit der schweren COVID-19-Krankheitsverläufe auch unabhängig von Alter/Vorerkrankungen mit wenig Vitamin D einhergehen. … (6/11)
Um das herauszufinden, wurde ein mathematische Modell verwendet. Das ist aber nicht nachvollziehbar, denn es ist gemäß Text "not presented“ (nicht gezeigt). Daher ist nicht überprüfbar, ob die Menge Vitamin D tatsächlich einen Effekt haben könnte. … (7/11)
Obwohl die Kernaussage der Studie daher wenig glaubhaft ist, ist das Thema Vitamin-D-Mangel wichtig und relevant. Zuwenig Vitamin D ist eine sehr häufige Form von Mangelernährung, und generell schlecht für Gesundheit und Immunsystem. … (8/11)
Denn Vitamin D ist kaum in Nahrungsmitteln vorhanden, und der Körper braucht sehr viel Sonneneinstrahlung, um es selber herzustellen. Gegebenenfalls wird daher die Einnahme von Vitamin-D-Tropfen/Tabletten empfohlen (wobei zuviel Vitamin D schädlich ist!). … (9/11)
Der günstige Effekt von Vitamin D kommt von der langfristigen Einnahme in der richtigen Menge. Auch wenn ein Zusammenhang zwischen Vitamin D und COVID-19-Schweregrad bestünde, würde es als Medikament bei akuter Krankheit kaum nützen. … (10/11)
Link zur Studie: journals.plos.org/plosone/articl…
RKI zu Vitamin D: rki.de/SharedDocs/FAQ…
Übersichtsartikel zu Vitamin-D-Mangel, bspw.: academic.oup.com/ajcn/article/8… und link.springer.com/article/11.100…

(11/11)

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Feb 4
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Zuerst wurden die Zellen in der Nase von Goldhamster untersucht nach Ansteckung nit SARS-CoV-2. Am meisten Virus wurde in den Stützzellen gesehen, die um die Riechnerven herum sind; in den Riechnerven selber war nur wenig Virus. … (2/8)
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Jan 28
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Im Vergleich mit einer Gruppe ohne Ansteckung wurden Antikörper gemessen, die gegen zwei Bestandteile des Virus gerichtet sind; nämlich gegen das Spike-Protein (mit dem auch geimpft wird), und gegen das N-Protein. … (3/9)
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Das hohe Fieber, das eine – üblicherweise erfolgreiche Behandlung ohne Folgeschäden – im Krankenhaus notwendig macht, kommt dann erst nach einigen Wochen. Zur Zeit werden verschiedene mögliche Ursachen diskutiert. … (3/7)
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Jan 21
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