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Feb 13 21 tweets 4 min read
Da wachst du nach deiner Olympia-Schicht auf und siehst, dass #Werder sich zwei weitere Jahre an Frank #Baumann gebunden hat. Das ist eine Entscheidung, die es so wohl nur in Bremen geben kann – nur: Ist das gut oder schlecht? Und sind das derzeit überhaupt sinnvolle Kategorien?
Zumindest passt es zum Image des SV Werder: Familiär, in Krisen nachsichtig, irgendwo zwischen Ablehnung der Geschäftszwänge des modernen Fußballs und Personenkult um liebenswerte alte Helden. Das ist nicht immer der worst case, selten der best case, aber immer Werder.
Nur: Das ist das Image. Es ist nicht mehr der öffentlich kommunizierte Selbstanspruch, tatsächlich wurde auf der PK zur VVL explizit betont, dass es darum gehe, „Systeme zu bauen, die nicht an die Person von einem Frank Baumann geknüpft sind“ (Dr. Florian Weiß).
Auch, wenn die Alternativen, mit denen man sich beschäftigt haben will, wie zu Erwarten ebenso in der Blackbox verblieben sind wie die Namen der Berater, die dem sportfremden AR zur Seite gestanden haben: Es wäre mMn unfair, die Entscheidung als bloße Gefälligkeit zu sehen.
Zwar eröffnete der (weitestgehend von Weiß überstrahlte) Marco Fuchs damit, dass es darum gehe, „die Arbeit fortzusetzen, die Frank hier gemacht hat“. Tatsächlich kann die VVL aber keine Belohnung für die Bilanz der Vorjahre sein, das ist anhand des Abstiegs…
…und der im Zuge dessen vernichteten sportlichen und finanziellen Werte ja geradezu albern. Stattdessen, und in Weiß‘ Worten schien das klarer und nachvollziehbarer durch, scheint es sich um eine Analyse von Prozessen gehandelt zu haben – die „verschiedenen Abschnitte“…
…der Arbeit Baumanns seien separat betrachtet worden. Heißt: Man hat den sportlichen Niedergang vermutlich nicht mit „Baumann kann nix“ leger verkürzt, sondern die Entscheidungen von 2019, als in einer verlorenen Wette auf die Gegenwart das Fundament der Vorjahre…
…ein Stück weit zerstört wurde, als einmaligen GAU eingeordnet. Damals kamen der Verzicht auf Transfererlöse, eigene Risikotransfers alter, teurer Spieler, ein Unterschätzen des Kreativvakuums nach Kruse und eine hausgemachte Verletztenmisere zusammen.
Auch zwischen 2020 und 2022 gibt es einige Gründe, Baumann sowohl für einzelne Handlungen als auch für strategische Entscheidungen zu kritisieren, aber wenn der Kardinalfehler drei Jahre zurück liegt, hätte man die Zusammenarbeit auch schon viel früher beenden können.
So scheint man Baumann vor allem als Weichensteller für die Zukunft zu vertrauen. Das personelle „Weiter so“ solle kein inhaltliches werden, Baumann soll für Werder eine klubtypische Spielidee, Ausbildung und Durchlässigkeit Nachwuchs => Profis sowie wirtschaftliche…
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…Demontage rein wirtschaftlichen Zwängen geschuldet sei. Nun denn. Bleibt die Frage: Kann Baumann das alles? Hier bin ich nicht fatalistisch, aber eher skeptisch, gerade angesichts des Anspruchs, dass man all das von Einzelpersonen entkoppelt sehen möchte.
Im Sommer wurde mit Anfang nicht nur ein Trainer verpflichtet, sondern auch eine (neue) Spielidee – für die der Kader dann nicht einmal angemessen umgebaut wurde, auch, wenn manche Transfers (Mai, Rapp, Ducksch) explizit gewünschte Ex-Anfang-Spieler waren.
Hier wurde sich also vor nicht einmal einem Jahr sehr stark von einer Einzelperson und ihrer Fußballphilosophie abhängig gemacht. Das ist nicht per se schlecht, ohne den Impfpass-Skandal hätte Anfang noch immer eine relativ eindrucksvolle Zweitliga-Vita.
Aber es entspricht eben nicht dem, was nun kommuniziert wird. Und auch, wenn man Ole Werner schon im Sommer verpflichten wollte – dass es aktuell läuft bei Werder, ist zu großen Teilen auch ein Produkt glücklicher Zufälle statt strategischer Entscheidungen.
Interessant finde ich in diesem Kontext, dass Weiß wie Baumann sich bei datenbasierter Analyse/Recruitment weiter professionalisieren wollen: „Wie machen wir Erfolg objektivierbar und planbar? Wie etablieren wir eine Leistungskultur, die trotzdem auch ein Zuhause bietet?“
Ich weiß nicht, was genau Baumann dem AR hier gepitcht hat. Aber ich finde gut, dass weiter in diese Richtung gedacht wird. Gerade, weil das Scouting jenseits von Perspektivspielern zuletzt etwas altbacken, fast verklüngelt wirkte. Fritz allein wird das kaum wuppen.
Und fairerweise muss man sagen, dass Baumann in Sachen Wertsteigerungen des Kaders einen überwiegend guten Job gemacht hat, der vor allem durch das Verpassen der Chance im Sommer 2019 geschmälert wird. Schmid, Agu usw. dürften den generellen Trend fortsetzen.
Wenn sich das Scouting gerade für die erste Elf nun also verbessert, man mit der Verpflichtung junger Spieler ähnlich viel richtig macht und bzgl. der Spielidee und auf der Trainerposition Kontinuität reinbekommt, dann kann das schon klappen. Allerdings glaube…
…ich nicht daran, dass Werder sich von einflussreichen Einzelpersonen wird emanzipieren können, und ich glaube nach den Eindrücken der letzten Jahre außerdem, dass mehr mit dem Trainer steht und fällt, dem Baumann zuliefert, als mit Baumann selbst.
P.S.: Dass die sieben Siege in Folge bei der Entscheidung keine Rolle gespielt haben, kaufe ich dem Klub sogar ab – aber natürlich ist es deutlich angenehmer, eine so strittige Personalie zu verkünden, wenn die Öffentlichkeit gerade milde gestimmt ist.

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