Thread by @dpaessler

Umfangreiche Lockerungen am 20.3.2022 scheinen mir beim Blick auf Modellrechnungen einfach keine gute Idee zu sein, das ist einige Wochen zu früh.

Um den Frühlingspunkt sind Modellrechnungen zwar anfällig (s.u.), aber aus dem heute verfügbaren Wissen bleibt enormes Risiko.
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Obere Grafik zeigt den wahrscheinlich z.Zt. stattfindenden, seit 17.1. modellierten Verlauf der Fallzahlen, den wir so aber mit unserem Meldesystem nicht erfassen können. In der unteren Grafik habe ich das Modell an die Dunkelziffer der aktuellen Meldungen des RKI angepasst.
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In beiden Grafiken habe ich dann zum 21.3. den R-Wert um 20% (nur!) ansteigen lassen. Ein völliges Wegfallen aller Maßnahmen, der dann von allen Bürgern auch umgehend umgesetzt werden würde, würde den R-Wert noch viel mehr steigen lassen. Was kaum wahrscheinlich ist.
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Man hofft wohl, dass die vielen Vernünftigen das Bremsen trotzdem freiwillig weiter tragen ("Bürgerlockdown"), damit ein paar Wenige ihre Freiheit leben können bzw. von Freiheit träumen können? Wo ist die Anerkennung der Realität, dass die Pandemie am 20.3 nicht vorbei ist?
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Das Problem ist nicht nur, dass es im Modell mit deutlichen Lockerungen am 20.3. eine deutliche "Rebound-Welle" geben würde, sondern dass sich in der Modellrechnung zeigt, dass davon insbesondere die Ü60 betroffen wären (graue Linien) und damit auch das Gesundheitssystem.
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In Alters-Inzidenzen sieht das im Modell so aus (diese Werte wird RKI niemals so melden, weil sie mit unserem Meldesystem nicht erfassbar sind). Die April-Welle wäre in den Alten höher, weil dort weniger Omikron-Infektionen stattgefunden hatten und weil Booster schwächeln.
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Erst das Kippen der Saisonalität vom "Antreibend" zu "Abbremsend" (im Modell am Frühlingspunkt 21.3.) führt dann endlich dazu, dass der R-Wert wieder unter 1 sinkt und die Fallzahlen fallen wieder.
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Und damit sind wir dann auch am großen Unsicherheitspunkt: Wann genau kippt die Saisonalität? In meinem Blog-Artikel dirkpaessler.blog/2022/02/06/ am 6.2. habe ich dazu folgendes geschrieben:
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Das mit den Lockerungen um den Frühlingspunkt ist ein sehr empfindliches Baby. Wenn man statt wie o.g. 20% am 21.3. das auf zwei Schritte a' 10% mit 3 Wochen Abstand auseinanderzieht, sieht das im Modell viel besser aus: die Rebound-Welle bleibt flach:
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Jeder, der jetzt - wo wir noch nicht einmal den Peak der Omikron-Welle gesehen haben - von Lockerungen an egal welchem fixen Stichtag spricht, muss sich über diese riesigen Unsicherheiten im Klaren sein.
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Wir befinden uns sowieso schon im Blindflug, haben keine Ahnung wann die Welle bricht. Massive Lockerungen in so einer Situation erhöhen unser Risiko als Gesellschaft nochmals deutlich.
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Aus meiner Sicht können wir über umfangreiche Lockerungen erst dann wieder sprechen, wenn wir wieder einen halbwegs klaren, zuverlässigen Blick auf die Lage und den Kurvenverlauf haben, d.h. zum Beispiel, dass die Positivquote der PCR-Tests wieder deutlich gesunken ist.
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Bitte bei diesen Darstellungen beachten, dass es sich um Aussichten mit erheblicher Zeitachse in die Zukunft handelt und damit per se unsicher sind, insbesondere die absoluten Zahlen. Aber eine valide qualitative Betrachtung des möglichen Verlaufs ist m.E. damit möglich.
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Warum ich meine, dass meine Modellierungen uns zumindest qualitativ einen validen Hinweis auf den weiteren Verlauf geben?

Hier gibt es einen Rückblick auf meine Modelle der Omikronwelle seit dem 18.12.2021 und Vergleich mit dem tatsächlichen Verlauf.
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https://twitter.com/dpaessler/status/1492804023468146690