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Feb 16, 2022 21 tweets 7 min read Read on X
Die jüngsten Daten unserer @boeckler_de Erwerbspersonenbefragung aus Jan ´22 deuten darauf hin, dass die materielle Absicherung der Pandemie weitgehend gelingt (mit wichtiger Ausnahme!), jedoch die fehlende Absicherung der Sorgearbeit immer problematischer wird.

Details 👇🧵
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Zunächst zum Positiven:
Es gelingt in Deutschland weiterhin vergleichsweise gut, Erwerbsarbeit in der Coronakrise abzusichern. Die Sorgen um die eigene wirtschaftliche Entwicklung oder die eigene berufliche Zukunft stagnieren auf eher moderatem Niveau im Pandemievergleich.

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Auch die eigene finanzielle Belastung und die Belastung der Arbeitssituation ist aus Sicht vieler Befragter weiterhin moderat - auch wenn beides zuletzt wieder leicht anstieg.

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Eine wichtige Ausnahme stellen hier aber Menschen mit geringen Einkommen im Haushalt dar: ihre finanziellen Belastungswerte sind so hoch, wie noch zu keinem anderen Mess-Zeitpunkt in der Pandemie. 41% geben hier starke oder äußerste Belastungen an.

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Weiter mit dem Negativen: Die Zufriedenheit mit dem Krisenmanagement der Bundesregierung ist auf dem niedrigsten Stand, der im Studienverlauf bisher von uns gemessen wurde. Anteil Zufriedener hat sich seit Pandemiebeginn mehr als halbiert auf jetzt nur noch 31% Zufriedene.

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Der Rückgang fällt dabei in verschiedenen Einkommensschichten weitgehend synchron aus, allerdings ausgehend von unterschiedlichen Niveaus, so dass die Zufriedenheit unter Erwerbspersonen mit den niedrigsten Haushaltseinkommen am geringsten ist. Hier nur noch 24% zufrieden.

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Eine Ursache dafür sicherlich auch die gestiegenen Sorgen um die gesellschaftl. Situation im Land. Hier besonders herausstechend, dass sich zuletzt deutlich mehr Menschen um den soz. Zusammenhalt sorgen. Auch die Sorge um die Entwicklung der soz. Ungleichheit steigt leicht.

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Besonders fallen die Befunde zu Eltern und hier insbesondere zu Müttern ins Auge: "Eltern, vor allem Mütter, fühlen sich alleingelassen und zunehmend ausgelaugt. Das führt zu einem massiven Vertrauensverlust“, wie @BettiKohlrausch es zusammenfasst. Die Befunde im Einzelnen:

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Mütter haben wieder deutlich häufiger ihre Arbeitszeit reduziert. Nur im sehr harten 1. Lockdown war der Wert hier höher. Die Entwicklung bei den Vätern ist hier anders.
Auch sind es die Mütter, die weiterhin deutlich häufiger den Hauptteil der Kinderbetreuung übernehmen.

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Die angegebene Belastung der "Gesamtsituation" ist bei allen Erwerbspersonen zuletzt wieder angestiegen. Klar die höchsten Werte äußern hier aber weiterhin die Mütter.

10/n
Hinzu kommen erhebliche Sorgen. Wenn man sich anschaut, wo die zuletzt am stärksten angestiegenen Sorgen am meisten verbreitet sind, fällt wer auf? Mütter.
Sie machen sich die größten Sorgen um den sozialen Zusammenhalt und die Entwicklung der sozialen Ungleichheit.

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Zudem sind unter Müttern besonders viele unzufrieden mit dem Krisenmanagement der Bundesregierung (78% unzufrieden). Ein Grund sicherlich auch die Situation an Schulen und Kitas und die wieder deutlich gestiegene Ansteckungssorge, die v.a. von Müttern geteilt wird.

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Eine ausführlichere Betrachtung der Situation von Müttern und ihres Zufriedenheits-/Vertrauensverlusts können wir hoffentlich schon nächste Woche vorstellen. Hier wird u.a. auch ersichtlich, dass Mütter aus sehr gegensätzlichen Pandemieperspektiven Unzufriedenheit äußern.

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Zugespitzt:
Die, die das Vertrauen in die offizielle Pandemiedeutung verloren haben und in den zehrenden Einschränkungen die größere Bedrohung
als im Virus sehen vs. die, die sich (u ihre Kinder) nicht gut beschützt fühlen.
Beide eint Unzufriedenheit und extreme Belastung.

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Schließlich liefern die Daten auch Erkenntnisse für die Impfkampagne, jedoch auch eher ernüchternde. Unter den weiterhin Ungeimpften (nur 7% in der Stichprobe) gibt es einen mittlerweile sehr verhärteten Widerstand: 90% sind hier klar gegen eine Impfung entschieden.

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Zudem ist hier eine große Bereitschaft Proteste gegen Einschränkungen zu unterstützen, großer Zweifel an der offiziellen Pandemiedeutung, geringe Ansteckungssorgen und massive Unzufriedenheit mit dem Krisenmanagement der Bundesregierung.

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Es zeigt sich, dass diese Gruppe der weiterhin Ungeimpften aber bereits zu Beginn der Pandemie mit sehr geringer Zufriedenheit mit dem Krisenmanagement der Bundesregierung auffiel.

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Anhand des Boosterverhaltens lässt sich zudem nachzeichnen, wie einige aussteigen. Viele von denen, die jetzt beim boostern ausgestiegen sind, hatten schon zu Pandemiebeginn geringes Politikvertrauen und geringe Zufriedenheit.

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Bei einigen, die sich nicht boostern lassen, ist das Vertrauen und die Zufriedenheit aber gerade zuletzt zurückgegangen. Hier sind auch die Sorgen vor der Gefährlichkeit des Virus nicht mehr sehr verbreitet.

19/n
Die Datenbasis ist die mittlerweile 7. Welle der @boeckler_de @WSIInstitut Erwerbspersonenbefragung. Eine Panelbefragung, bei der dieselben Personen wiederholt befragt werden. Die jüngste Welle wurde zwischen dem 13.-24.1.22 erhoben. Die Stichprobe umfasst 6.419 Befragte.

20/n
Die vollständige Pressemitteilung zu der Studie findet sich hier: boeckler.de/de/pressemitte…

21/n

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Jun 11, 2024
Tatsächlich sehr wichtiger Punkt!
Denn wir wissen aus Umfragen, dass sich AfD-Wählende besonders häufig als besorgt, verunsichert oder krisenbetroffen empfinden - und zwar unabhängig von ihrer obj. Lage.
Was wir im @WSIInstitut-Erwerbspersonenpanel dazu gefunden haben im 🧵

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Zunächst ein paar Verteilungen:
AfD-Wählende geben weitaus häufiger als Wählende anderer Parteien an, dass sie selbst und Deutschl. insgesamt stark von Krisen der letzten Jahre betroffen seien. AfD-Wählende fühlen sich auch besonders häufig verunsichert & äußern große Sorgen.
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Das ist auch kein Phänomen, das erst vor kurzem - oder einmalig - auftrat. Vielmehr konnten wir es z.B. bezogen auf ihr stark erhöhtes Sorgenlevel seit Beginn des Panels (Apr ´20) beobachten. Im Übrigen auch für verschiedene Sorgen: finanzielle, berufl., gesellschaftsbezogene.
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Read 8 tweets
Jun 10, 2024
Ich lese viel hier basierend auf dieser Abbildung, dass das BSW ja nicht sonderlich die AfD geschwächt hätte. Dies lässt sich daraus aber aus meiner Sicht nicht unbedingt ableiten.

#Europawahl
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Die dargestellte Wanderungsanalyse nimmt als Ausgangspunkt das Wahlverhalten zur Bundestagswahl ´21. Da bekam die AfD "nur" 10,3%. Erst danach begann ihr Höhenflug in den Umfragen auf zwischenzeitlich bis über 20% (blaue Linie).

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Bezogen auf die Wanderungsanalyse ist es also wichtig zu unterscheiden zwischen AfD-Wählenden, die schon zur Bundestagswahl ´21 AfD wählten und denjenigen, die danach in Umfragen angegeben haben, AfD zu wählen. Die Wanderungsanalyse bezieht sich aber nur auf erstere.

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Nov 30, 2023
Auch mein Report zu AfD-Wählenden zeigt klar: Wer AfD wählt, macht dies nicht trotz, sondern wegen ihrer migrationsfeindlichen Positionen
🔵Großer Anteil "überzeugte" AfD-Wählende, eher wenig Protestwählende
🔵Ablehnende Haltungen gegenüber Ukraine-Geflüchteten weit verbreitet
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AfD-Wählende hochbesorgt & -belastet und sehr entfremdet von demokr. Institutionen; sehen in Zuwanderung große Bedrohung für den von ihnen sehr homogen gedachten gesell. Zusammenhalt. 95% der jetzigen AfD-Wählenden nannten zur #BTW21 Zuwanderungsbegrenzung als wichtiges Thema.
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Auch stehen Erfahrungen mangelnder sozialer und demokratischer Teilhabe im Kontext von Erwerbsarbeit im Zusammenhang mit der AfD-Wahl. AfD-Wählende berichten seltener als Wählende anderer Parteien von guten Arbeitsbedingungen- v.a. bzgl. Anerkennung & Mitsprachemöglichkeiten.

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Read 9 tweets
Sep 25, 2023
In der neuen #MitteStudie ist auch ein Kapitel "Entsicherte Marktförmigkeit als Treiber eines libertären Autoritarismus" von @EvaGro3,@amelie_nickel1 & mir. Entsicherte Marktförmigkeit erscheint als hochrelevant für rechtsextreme Entwicklungen aus der Mitte der Gesellschaft.
1/🧵 Image
Was heißt "entsichert marktförmig"?

Beginnen wir mit "marktförmig". Wir haben uns angeschaut, wie "marktförmig" die Einstellungen der Menschen in Deutschland sind. Konkret: wie sehr identifiziert man sich mit unternehmerischen Leitbildern, mit unternehmerischen Idealen?

2/
Es geht um Selbstoptimierung – also dass es bspw. enorm wichtig ist flexibel, kreativ, erfolgreich oder risikobereit zu sein – eben wenn man so will "unternehmerisch" zu handeln. So weit so - relativ - unproblematisch.

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Sep 21, 2023
Heute erscheint die neue #MitteStudie "die distanzierte Mitte". Die darin aufgezeigten Entwicklungen zu rechtsextremen und demokratiegefährdenden Einstellungen in Deutschland sind besorgniserregend und erschreckend - passen aber zur aktuellen politischen Lage.

Details⬇️
1/🧵 Image
Die Mitte-Studie hat das Ziel, die Sollbruchstellen der Demokratie zu ermitteln. Kernfrage des Bandes ist: Geht die Mitte auf Distanz zur Demokratie? Distanziert sie sich von demokratischen Werten, Grundprinzipien und Prozessen? So erklärt sich der Titel "distanzierte Mitte".

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Alle Analysen des diesjährigen Bandes wurden explizit vor dem Hintergrund miteinander verbundener, sich auftürmender Krisenphänomene ("Polykrisen") betrachtet.
➡️ Die Mitte in Zeiten von Krisen und Konflikten.

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Read 37 tweets
Sep 6, 2023
Der 3. Sozioökonomische Disparitätenbericht 2023 der @FESonline ist erschienen. Darin werden zahlreiche Indikatoren entwickelt, die Auskunft über die Zukunftsfähigkeit einzelner Räume geben können und Regionen identifiziert mit besonderen Transformationsherausforderungen.

1/🧵 Image
Anhand einer Clusteranalyse regionaler Indikatoren zur räumlichen Ungleichheit ergeben sich 5 Raumtypen mit ähnlichen Werteausprägungen. Die Indikatoren decken u.a. die Bereiche Wirtschaft, Bildungschancen, Gesundheit, öffentl. Infrastruktur, Partizipation und Wanderungen ab.

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1. Die "Dynamischen Städte mit erhöhter Exklusionsgefahr" ➡️ umfasst 35 Kreise mit 17,6 Mio. Einw.
Hier zwar gute Verdienstmöglichkeiten und zukunftsfähige Arbeitsmärkte, aber auch erhöhte Armutsrisiken und starker Binnenzuwanderungsrückgang (➡️Überlastung der Großstädte)

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