Thread by @HasnainKazim

In den Debatten in Deutschland über den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine werden wieder Dinge erzählt, die mich sehr nerven. Daher möchte ich ein paar Worte dazu verlieren.
1. Es ist von Rassismus die Rede, weil Menschen, die schwarz sind oder für Muslime gehalten...

...werden, weil sie zum Beispiel einen längeren Bart haben oder braune Haut, an der Grenze zwischen der Ukraine und Polen misshandelt, zurückgeschickt, zum Teil geschlagen werden. Diese Menschen, die in der Ukraine leben, manche dort arbeiten, andere dort studieren, wieder...

...andere vielleicht nur zu Besuch dort sind, sind: Menschen. Auch sie müssen vor der russischen Gewalt, vor den Bomben und Schüssen flüchten. Selbstverständlich muss man ihnen helfen wie allen anderen Menschen. Dass sie jetzt diskriminiert werden, dass man ihnen jetzt nicht...

...oder weniger helfen will, ist ganz eindeutig: Rassismus. Ausgerechnet bei diesem Thema fällt manchen jetzt ein: 'Ist das wirklich wahr? Ist das nicht nur russische Propaganda?' Das ist grundsätzlich eine berechtigte Frage, erst recht in Zeiten des Krieges, erst recht im...

...Zusammenhang mit Russland, dem Weltmeister in Medienmanipulation und Verbreitung von Schwachsinn. In diesem Fall: Schaut euch die Berichte renommierter Journalist:innen an, die vor Ort sind und berichten. Hört den Betroffenen zu, die von ihren Erfahrungen berichten. Es ist...

...leider tatsächlich so.
2. Ich halte es für keinen Rassismus, wenn Leute sagen, dieser Krieg berühre sie besonders, weil er so nah stattfinde und weil die Menschen einem selbst ähnlicher seien als beispielsweise Afghanen oder Syrer. Es ist unsensibel, so etwas zu sagen, ja. ...

...Und es ist durchaus rassistisch und menschenverachtend zu sagen, es würden jetzt "blonde, blauäugige Menschen" sterben, jetzt sei ein "zivilisiertes Land betroffen", und damit indirekt sagt, dies sei schlimmer als wenn nichtweiße Menschen in fernen, nämlich:...

..."unzivilisierten" Ländern Opfer von Krieg seien. Aber dass Menschen etwas, zudem sie Bezug haben, mehr berührt als etwas, zu dem sie selbst keinen Bezug haben, ist menschlich. Dass Menschen neues Leid mehr beschäftigt als altes Leid, von dem sie seit Jahrzehnten hören, ist...

...ebenfalls menschlich. Und dass sie etwas mehr mit Sorge erfüllt, das in ihrer geografischen Nähe passiert als etwas, das weiter weg passiert, ist ebenfalls, genau, menschlich. Wichtig ist doch, dass man nicht unempathisch ist gegenüber denen, die von Krieg und Gewalt...

...betroffen sind. Dass man also selbstverständlich offen ist und hilfsbereit gegenüber Menschen in Not, egal in welcher Weltregion sie ihr Leid trifft.
3. Ich höre oft, dass die Ukrainer noch "richtige Männer" seien, die würden im Land bleiben und kämpfen und nur ihre Frauen...

...und Kinder auf die Flucht schicken, während aus Afghanistan und Syrien "nur junge Männer" kommen, die "feige" seien und "sich vor dem Kämpfen drücken" würden. Kritiker dieser Aussagen wiederum behaupten, es sei rassistisch, das zu äußern. Uff. Also. Was ist so schwer daran...

...zu verstehen, dass es einen wesentlichen Unterschied gibt in den verglichenen Konflikten? Erstens dürfen Männer zwischen 18 und 60 die Ukraine derzeit gar nicht verlassen, damit sie kämpfen können (auch wenn sie dazu nicht gezwungen werden, wie ich höre). Zweitens, und das...

...ist der wesentliche Unterschied: In der Ukraine hoffen die Menschen noch, dass sie diesen Konflikt beenden können, dass sie die Russen schlagen und zurückdrängen können und dass diejenigen, die geflüchtet, sind, sehr bald zurückkehren können. In Afghanistan und Syrien...

...glaubt kaum ein Mensch an baldigen Frieden in seinem jeweiligen Land. Dort geht man, leider zu recht, davon aus, dass es so bald keinen Frieden geben wird. Deshalb flüchten erst einmal die körperlich fittesten, die Arbeitsfähigen, die erst einmal eine sichere Bleibe finden...

...sollen, um später die anderen nachzuholen. Klar, man kann sich wünschen, dass mehr Leuten bleiben und kämpfen. Ich würde mir auch wünschen, dass es in Afghanistan einen massiven Aufstand gäbe gegen die Taliban. Das kann und darf man natürlich kritisieren. Aber zu sagen: Die...

...Ukrainer machen's richtig, die Syrer und Afghanen hingegen sind alle feige Deppen, das zeigt doch, dass man wenig verstanden hat von der Welt.