"Das ändert Alles!? - Der Überfall auf die Ukraine und die evangelische Friedensethik" - unter diesem Titel startet jetzt unser heutiges Webinar.
Moderatorin Dr. Mirjam Sauer beginnt mit einer Umfrage im Publikum: 1. Erleben wir gerade eine Zeitenwende? 2. Sollte die Evangelische Kirche ihre Friedensethik revidieren? Während auf die erste Frage eine Mehrheit mit Ja antwortet, ist das Bild bei der zweiten Frage uneindeutig.
Im ersten Statement gibt Dr. Dagmar Heller einen Überblick über die religiöse Landschaft in der ukrainischen und russischen Orthodoxie. Nur eine der drei in der Ukraine existierenden Kirchen ist vom Moskauer Patriarchat anerkannt.
Bestrebungen, 2018 eine ukrainische Nationalkirche zu gründen resultierte darin, dass sich die beiden nicht von Moskau anerkannten orthodoxen Kirchen zusammenschlossen.
Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine haben sich beide Ukrainischen Orthodoxen Kirchen in der Ukraine gegen den Krieg und für eine Unabhängigkeit der Ukraine ausgesprochen - auch der Vertreter des Moskauer Patriarchats in der Ukraine.
Der Moskauer Patriarch Kyrill hingegen unterstützt Putin und den Krieg. Die Haltung "der" russisch-orthodoxen Kirche muss also differenziert betrachtet werden. #dasändertalles
Im zweiten Eingangsstatement geht Dr. Sigurd Rink von Luthers "Ob Kriegsleute auch in seligem stande sind" aus. Diese Friedensethik Luthers erlaubt, sich bei Angriffen mit Gewalt zu verteidigen. Eine Pflicht dazu kennt sie aber nicht. #Friedensethik#Luther#dasändertalles
Luthers nennt auch die Frage, wie sich ein Soldat verhalten soll, wenn er in einen ungerechtfertigen Krieg geschickt wird: Befehlsverweigerung ist das Mittel der Wahl, auch wenn das Repressionen bedeutet. Das Gewissen ist wichtiger als der Gehorsam. #dasändertalles#Friedensethik
Nach diesem Einblick in Luthers Friedensethik gibt Dr. Rink einen Überblick über die Kriterien für einen "gerechten Krieg", wie sie auch in der EKD-Friedensdenkschrift von 2007 unter der Nr. 102 ab S. 67 genannt werden. ekd.de/ekd_de/ds_doc/…#Friedensethik#dasändertalles
Im 3. Statement spricht Dr. Eberhard Pausch über die Herausforderungen, vor denen eine evangelische Friedensethik angesichts der aktuellen Ereignisse steht. Nach Dr. Pausch stehen wir nicht vor einer Zeitenwende - Kriege hat es in den letzten Jahren immer gegeben. #Friedensethik
Dr. Pausch: Die EKD-Denkschrift von 2007 ist "normative Basisregel": Der friedensethische Leitbegriff muss Frieden sein, nicht Krieg. Gerechtigkeit muss leitend sein. Es muss einen Vorrang der Prävention vor der Intervention geben. #dasändertalles#Friedensethik
Was Kirche nach Dr. Pausch tun kann: beten, humanitäre Hilfe leisten, Bereit sein, Weltsicht zu korrigieren und Friedenspolitik (ungleich Friedensethik) zu unterstützen. #dasändertalles#Friedensethik
Erste Fragerunde nach den Statements: Dr. Sauer fragt nach Aspekten der Krisendimension. Dr. Heller, gefragt nach der ökumenischen Perspektive, geht von einer sehr langsamen Heilung der Spaltung in der Orthodoxie aus, hofft auf fruchtbare ökumenische Gespräche. #dasändertalles
Dr. Rink widerspricht Dr. Pausch: Er sieht durchaus eine Zeitenwende. Einen solchen Krieg hätte sich in Europa seit Jahren niemand mehr vorstellen können. Insofern kann man durchaus von einer einschneidenden Krise sprechen. #dasändertalles#Friedensethik
Dr. Pausch geht auf die institutionelle Dimension der Krise ein: Das Völkerrecht hat eine Resilienz, die nicht zu unterschätzen ist. Aber es bedarf Änderungen und einer Stärkung der UNO. #dasändertalles#Friedensethik
Nach einer kurzen Pause richtet Dr. Sauer die Frage ans Publikum: Befürworten Sie Waffenlieferungen an die Ukraine? Gut 30% der Teilnehmer*innen sind ohne Einschränkung dafür und sogar gut 40% befürworten die Lieferung von Defensivwaffen. #dasändertalles#Friedensethik
Die gleiche Frage geht auch an die Referent*innen: Dr. Pausch findet die Unterscheidung in Offensiv- und Defensivwaffen schwierig. Er findet allerdings die Ablehnung von Waffenlieferungen in Kriegs- und Krisengebieten richtig. #dasändertalles#Friedensethik
Dr. Rink antwortet auf die Frage nach Waffenlieferungen an die Ukraine, dass dies mit Bedacht und Verantwortung möglich sein sollte. #Friedensethik#dasändertalles
Puh, die Diskussion war so intensiv, dass wir gar nicht zum twittern gekommen sind. Schlaglichter aus der Diskussionsrunde reichen wir jetzt nach. #dasändertalles#Friedensethik
Eine der Publikumsfragen dreht sich um passiven Widerstand. Dr. Heller zur orthodoxen Position: Dies ist dort noch kein größeres Thema , aber in einem Text von 2000 aus der russ.-orth. Kirche wird die Perspektive des "gerechten Friedens" gestärkt. #dasändertalles#Friedensethik
Ein Punkt, der das Publikum beschäftigte, war die Frage nach einer global gedachten Friedensethik. Dr. Pausch: Ökumenisch hat sich "Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein" und der Grundsatz vom "gerechten Frieden bewährt. #dasändertalles#Friedensethik
Religionsunabhängig kann aber auch der Sustainable Development Goals Report der UN von 2017 Grundlage einer globalen gerechten Friedensethik sein, so Pausch. #dasändertalles#Friedensethik
Dr. Rink nahm dies auf: Ein gerechter Friede kann nur global gedacht werden - Stichworte waren globaler Süden, Getreidelieferungen etc. #dasändertalles#Friedensethik
Rink mahnte bei aller Normativität von Friedensethik noch eine gesunde Distanz zwischen weltlicher und geistlicher Obrigkeit an, bei der den Kirchen ein Wächteramt zukomme. #dasändertalles#Friedensethik
Schlussstatement Dr. Heller: Auch wenn die friedensethische Position nicht immer einhellig ist, sollten wir als protestantische Kirche in ökumenischen Gesprächen (insbesondere mit der Orthodoxie) in Zukunft stärker Zeugnis unserer Haltung ablegen. #dasändertalles#Friedensethik
Schlusstatement Dr. Rink: Friedensethische Diskussionen müssen Denkräume offen lassen. Wenigstens die Komplexität die die EKD-Friedensdenkschrift aufgemacht hat, nicht zu unterschreiten ist ein hoher Wert. #dasändertalles#Friedensethik
Schlussstatement Dr. Pausch: Aussagen, die bisherige Friedensethik sei überholt und in Scherben, sind nicht hilfreich. An #Friedensethik im Sinne eines gerechten Friedens muss festgehalten und an der realistischen Wahrnehmung der Weltwirklichkeit gearbeitet werden.#dasändertalles
Zum Abschluss merkte Matthis Ullrich, Vorsitzender des EB Hessen an, dass eine Friedensethik immer von der Perspektive der Opfer gedacht werden müsse. Mit dem Gedicht Pablo Nerudas und der Bitte um Gebete für die Opfer in der Ukraine schloss er die Veranstaltung. #dasändertalles
Wir bedanken uns bei Dr. Dagmar Heller, Dr. Eberhard Pausch und Dr. Sigurd Rink für die interessanten Statements und die angeregte Diskussion, bei Dr. Mirjam Sauer für die fachkundige Moderation und bei allen Teilnehmenden für die Aufmerksamkeit und die intensive Chat-Diskussion.
Wer es verpasst hat: In Kürze stellen wir eine Aufzeichnung der Veranstaltung auf unserer Homepage ein: eb-hessen.de
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Eine der Publikumsfragen dreht sich um passiven Widerstand. Dr. Heller zur orthodoxen Position: Dies ist dort noch kein größeres Thema , aber in einem Text von 2000 aus der russ.-orth. Kirche wird die Perspektive des "gerechten Friedens" gestärkt. #dasändertalles#Friedensethik
Ein Punkt, der das Publikum beschäftigte, war die Frage nach einer global gedachten Friedensethik. Dr. Pausch: Ökumenisch hat sich "Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein" und der Grundsatz vom "gerechten Frieden bewährt. #dasändertalles#Friedensethik
Reliogionsunabhängig kann aber auch der Sustainable Development Goals Report der UN von 2017 Grundlage einer globalen gerechten Friedensethik sein, so Pausch. #dasändertalles#Friedensethik