"Wenn wir weniger Fleisch essen oder Essen wegschmeißen würden, bräuchten wir auch keine grüne Gentechnik"
Doch, Freunde. Ineffizient Landwirtschaft betreiben verschwendet die gleichen Ressourcen wie Steak vergammeln lassen.🧵(1/20)
Die wichtigste Ressource für Landwirtschaft ist fruchtbarer Boden. Den brauchen wir aber nicht nur für Landwirtschaft, sondern auch für wilde Natur. Zielkonflikt. Je mehr Agrarfläche wir haben, desto weniger Wald, Moor & Co gibt es. (2/20)
Das Verschwinden wilder Flächen ist ein massiver Treiber von Artensterben. Außerdem halten sie große Mengen Kohlenstoff gebunden. Jedes Abholzen von Wald, jedes Trockenlegen von Moor für die Landwirtschaft entlässt große Mengen CO2 in die Atmosphäre.(3/20)
Wir wollen also so viel Landwirtschaft wie nötig, um alle zu ernähren. Aber so wenig wie möglich, um Artenvielfalt und Klima zu schützen.
Was wir deswegen so gut wie irgendmöglich verringern müssen, ist die Verschwendung landwirtschaftlicher Fläche.(4/20)
Wenn ich Essen kaufe und es schlecht werden lasse, verschwende ich Ackerfläche. Da könnte Wald wachsen, aber der musste weichen, damit ich etwas kaufen und in die Mülltonne schmeißen kann.(5/20)
Auch wenn ich mich fleischreich ernähre🥩, verschwende ich Ackerfläche. Bei pflanzlicher Ernährung kommt man mit weniger Fläche aus, als wenn man mit der Ernte erst Tiere mästet.(6/20)
Wenn im Handel Lebensmittel weggeschmissen und Menschen daran gehindert werden, die noch zu nutzen (#containern), ist das Verschwendung von Ackerfläche.
Wenn Ernte schlecht gelagert und mangelhaft vor Tieren🐭🪲 geschützt wird, ist das Verschwendung von Ackerfläche.(7/20)
Wenn zugeguckt wird, wie Insekten🐛Pflanzen auf dem Feld vernichten, ist das Verschwendung von Ackerfläche.
Wenn Anbaumethoden gewählt werden, die mehr Ackerfläche für die gleiche Ernte benötigen, ist das Verschwendung von Ackerfläche.(8/20)
Wenn wir mit der grünen Gentechnik Züchtungsmethoden verhindern, die uns flächeneffizientere Sorten liefern können, ist das Verschwendung von Ackerfläche.(9/20)
Etwa ein Drittel unserer Nahrung geht durch Schädlinge, bei Lagerung, Transport, Verschwendung im Verkauf oder im Haushalt verloren. Haushalt macht bei uns davon etwas mehr als die Hälfte aus. fao.org/3/i2697e/i2697… (10/20)
Nutzung der bereits heute verfügbaren GMO-Sorten führt im globalen Durchschnitt zu 22% mehr Ertrag (=weniger benötigte Fläche). Bei uns wären das ca 7-10%. cell.com/trends/plant-s…
Und das sind nur die bisher verfügbaren! Die sind noch mit konventioneller Gentechnik erzeugt. 11/20
Das Potential ist heute mit Genome Editing noch einmal deutlich größer. Wir können auf vielfache Art Pflanzen ertragreicher und anderweitig umweltfreundlicher machen. Sorten können an lokale Bedürfnisse angepasst, ganz neue Arten domestiziert werden. bmcplantbiol.biomedcentral.com/articles/10.11… 12/20
Wir können eine Verschwendung nicht mit einer anderen rechtfertigen. Es wäre Unsinn zu sagen: "Wenn in Transport und Handel weniger Lebensmittel verschwendet würden, bräuchten wir auch keine lästigen Änderungen in unseren Haushalten".
Wir brauchen beides.(13/20)
Genauso ist es Unsinn, Ablehnung von grüner Gentechnik mit einer anderen Verschwendung zu rechtfertigen. Globale landwirtschaftliche Fläche muss so klein wie möglich werden/bleiben. Dafür müssen wir alle Register ziehen. Wir haben nicht den Luxus, welche rauspicken zu können.(14)
Ein paar einordnende Ergänzungen: In Europa haben sich über Jahrtausende von der Landwirtschaft abhängige Ökosysteme gebildet. Unterm Strich gilt "flächeneffiziente Landwirtschaft => Biodiversität" auch hier, aber extensive Flächen bräuchten wir zusätzlich, z.B. Weide.(15/20)
Wer sich für das Thema interessiert - Stichwort ist "sharing/sparing debate".
Dementsprechend gilt auch nicht uneingeschränkt, dass Bioanbau wegen schlechterer Flächeneffizienz grundsätzlich schlechter für Umwelt wäre. Kommt auf Kontext und Situation an.(16/20)
Die ideologisch aufgeladene Bio/Konventionell Dichotomie ist eh eher schädlich für konstruktive Verbesserungen der Nachhaltigkeit der Landwirtschaft. Wir brauchen Konzepte, die evidenzbasiert Arten- und Klimaschutz voranbringen, Siehe z.B. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34362590/ (17/20)
Auch "fleischlos = klima-/umweltfreundlich" gilt unterm Strich, aber nicht in jedem Einzelfall. Siehe Bsp oben mit Weidewirtschaft für Biodiversität. Gibt auch Böden, die einfach nicht für Anbau, wohl aber als Weide taugen.(18/20)
In Europa kann man aber safe sagen, dass fleischlose /-arme Ernährung direkt der Umwelt zugute kommt.(19/20)
Hintergrund zu Grüner Gentechnik in der aktuellen Folge von #maithinkX zdf.de/show/mai-think… (20/20)
Lars out
PS:
Verbesserung der Flächeneffizienz alleine ist noch kein Umweltschutz. Bessere Effizienz ist notwendig aber nicht hinreichend. Wenn sie genutzt wird, um auf gleicher/größerer Fläche billiger zu produzieren, damit wir noch mehr verschwenden können, geht es nach hinten los.
Nennt sich Reboundeffekt, mehr dazu hier: zdf.de/nachrichten/pa…
Wir brauchen ein sinnvolles Agrar-/Umweltschutzkonzept. Das kann mMn nicht auf Gentechnik verzichten. Aber ohne so ein Konzept nützt "mehr Gentechnik" genauso wenig wie "mehr Bio". Beides muss gezielt sein.

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Mar 23
Viele wissen das noch nicht, aber ich kann ziemlich solide die Zukunft vorhersehen.
Heute meine Prognose zu #Laborfleisch
🧵
Die Idee von Laborfleisch ist, dass man lebende Zellen (z.B. von einer Kuh) im Labor vermehrt und so quasi unbegrenzt Fleisch erzeugt, ohne jemals wieder ein Tier dafür schlachten zu müssen. Das soll dann leidfrei, klimafreundlicher und trotzdem echtes Fleisch sein.
Sowohl für Klimafreundlichkeit als auch für Leidfreiheit gilt es noch einige technische Hürden zu überwinden. Bei Intresse hier eine schöne Zusammenfassung von @thoraschubert zdf.de/nachrichten/pa…. Ich gehe aber davon aus, dass das gelingen wird. Und dann?
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Mar 30, 2021
@Marie_Indigo @Anne211R @NatalieGrams Ist auf jeden Fall möglich, dass es ein molecular mimicry im Spikeprotein ist. Sinusthrombosen wurden auch bei SARS-CoV-2 Infektion berichtet. HIT (mit Heparin) ist bei Covid-19 auffallend hoch, was zur Idee passt, dass das Virus selbst das machen könnte. Allerdings...
@Marie_Indigo @Anne211R @NatalieGrams ...haben die Greifswalder in ihrem preprint beschrieben, dass auch Zugabe des Impfstoffs zum Serum eines (von 4) Betroffenen eine Gerinnung auslöste. Das passt zur Vorstellung, dass das Vektorvirus die Sache auslöst.
researchsquare.com/article/rs-362…
@Marie_Indigo @Anne211R @NatalieGrams Und selbst wenn es das spikeprotein ist, heißt es noch nicht, dass die anderen Impfstoffe das auch machen. Klar, Risiko wäre da. Aber bei Narkolepsie nach H1N1-Impfung ist das nur bei einem der Impfstoffe passiert, obwohl Ursache anscheinend auch mimicry mit virusprotein war.
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Mar 25, 2021
Den Kommentaren unterm maiLab Video nach zu urteilen, ist der heiße Scheiß gerade, dass Masken und Teststäbchen mit Morgellons kontaminiert wären.
Morgellons, Alter.
Morgellons sind imaginäre Parasiten, ähnlich wie die "Seilwürmer" aus der MMS-Szene. Ich habe in der medizinischen Literatur ein paar Leute gefunden, die ernsthaft die Idee verfolgen, dass einige der "Morgellon-Fälle" auf eine unbeschriebene Krankheit zurückgehen könnten.
Aber die vorherrschende Meinung ist, dass Morgellons eine Wahnvorstellung sind. Eine Ausprägung des Dermatozoenwahns, also der "Gewissheit", irgendwelche Tiere unter der Haut zu haben de.m.wikipedia.org/wiki/Dermatozo…
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Mar 18, 2021
Ich glaube eine der wichtigsten Lektionen für mich aus meiner eigenen Forschung ist, wie sehr man daneben liegt. Mit eigentlich allem. Eigentlich immer.
Man weiß den ganzen Kram aus dem Lehrbüchern, die aktuellsten Konzepte aus der wiss. Literatur, denkt, man hätte den Durchblick
Die Lösung für ein aktuelles Problem fällt einem dann wie Schuppen von den Augen. "Dasunddas kann nur soundso sein! Alles macht Sinn!"
Man designt ein megaschlaues, elegant einfaches Experiment, um das zu beweisen. Ein Experiment, das zweifelsfrei klärt, ob A oder B wahr ist.
Das Ergebnis ist dann C.
C war gar keine Option. Es macht gar keinen Sinn, dass C rauskommt. C dürfte es gar nicht geben.
Read 12 tweets
Mar 5, 2021
boah ey @SPIEGELTV. Was soll denn der Beitrag über Stöcker, der "mit einem Antigen möglicherweise DIE LÖSUNG gefunden" hat? Ist es denn eine so crazy Idee, wenigstens mal jemanden um Einschätzung zu bitten, der sich mit Impfstoffen auskennt?
Ihr übernehmt völlig unkritisch das selbstherrliche Narrativ dieses Typen, der diese "ganz simple Idee" gehabt haben will, auf die ja außer ihm niemand komme, weil alle zu borniert seien. Ist das ernsthaft Euer journalistischer Anspruch? Das ist alles, was Ihr drauf habt?
Was er vorschlägt, ist ein rekombinanter Subunit-Impfstoff mit Adjuvans. Freunde. Das ist nicht outside-the-box oder "so simpel, dass da bisher niemand drauf gekommen ist". Das ist unter den 269 in Entwicklung befindlichen Coronaimpfstoffen mit ca 40% DER HÄUFIGSTE ANSATZ!
Read 13 tweets
Jan 25, 2021
Vielen Dank für das Angebot. Wichtiges Thema, schön dass Sie es aufgreifen. Leider bin ich pessimistisch, dass Sie in diesem Gespräch brauchbare Antworten erhalten werden. Ich kenne Frau Radzwill zwar nicht, aber der Verein, den sie vertritt, (1/x)
ist mir bisher weniger durch Expertise, dafür mehr durch Aktivismus und verzerrte Darstellungen der Sachverhalte aufgefallen. Ich möchte Ihnen trotzdem ein paar Fragen an ihren Gast vorschlagen, die vielleicht hilfreich sind. (2/x)
1.Frage
2014 brach das tödliche Ebola in mehreren westafrikanischen Staaten aus. Inmitten des Ausbruchs veröffentlichte „Ärzte gegen Tierversuche e.V.“ eine Pressemitteilung, in der der Verein behauptete, zu Ebola würde „in die falsche Richtung geforscht“ - einzig aus (3/x)
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