🧵2.2
Das Statement ‚das habe ich dem Medium auch so gesagt‘ wird durch optische Hervorhebung in der Relevanz betont. Aber DAS bestreitet niemand, sondern dass das Gesagte nicht mit dem der Opfer zusammengeht. Hier wird wieder sprachlich der Blick abgelenkt vom Kern des Problems.
27/ Diese Floskel ist in der Politik häufig – aber nur, wenn etwas Relevantes ausgelassen wurde. Das war im Spiegel aber nicht der Fall, weshalb der Satz die Form eines Scheindementis annimmt, das uns glauben machen soll, der Fehler liege in der Berichterstattung (statt bei ihr).
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Der einzige Widerspruch liegt in der Frage, ob Wissler bereits 2018 informiert war. Der Spiegel gibt ihr Dementi wieder.➡️Es ist nicht auslassend berichtet. Wissler lässt uns das durch die Floskel nur assoziieren.
Grund offenbar: der Parteispin: Bericht Problem, nicht sie.
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Wieder ist sie „bestürzt“. Ein nicht alltagssprachliches Wort. Damit kaum gefühlsmäßig.
Auch die Distanzierung zu den „Männern“ ist befremdlich. Sie verrät Unverständnis/Leugnen, dass deren vermeintliche Einzeltaten etwas Systemisches sind, das alle involviert.
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Wieder wird mit optischer Betonung gearbeitet, wenn der Einzelsatz, der Wisslers Gefühle zu den Vorwürfen ihr gegenüber betont, herausgestellt als Absatz ausgestellt ist.
Dass ihre Gefühle in Fällen sexualisierter Gewalt gg. Andere so zentral sind, verharmlost das Opferleid.
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Taten sind abermals reine Behauptungen der Opfer.
„dass [...] mir unterstellt wird“ ist eine Empörungsfloskel.
„irgendjemanden“ geschützt – als gäbe es nicht ganz konkrete Anschuldigungen gegen namentlich ganz konkret Genannte.
Wieder: Verunklarungsstrategie.➡️‚Alles wirr‘.
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Die #LinkeMeToo-Verunklarungsstrategie erweckt subtil den Eindruck, die vollständigen Anschuldigungen der Opfer seien wahrscheinlich diffus. (‚Wir Leser_innen wissen es ja nicht‘) Die resultierende Verunsicherung kann zu diskursiver Nicht-Verurteilung führen.
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„Zutreffend ist“ an einen Satzanfang zu stellen, suggeriert unbewusst übergeneralisierend von den Vorwürfen gegen sie auf die Vorwürfe der Opfer, ALLE vorherigen Vorwürfe seien nicht zutreffend gewesen. Das kann Wissler aber gar nicht wissen. Aber es soll auf uns wirken.
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„Belegbar“ – aber die belegbare Kommunikation stand nie in Frage. Im Gegenteil war sie vom Opfer dargebracht. Durch diesen Trick versucht Wissler die Täterin-Opfer-Umkehr, indem sie ablenkt: nicht DASS es Austausch gab, steht zum Vorwurf, sondern WIE Wissler in ihm reagierte.
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Bei diesem Opfer benutzt sie anders als beim vorherigen den Indikativ – als sei das „sexuelle Verhältnis“ echt, die Vorwürfe aber falsch (➡️Konjunktiv).
Wieder geht es um Wisslers Gefühle, NIE um die der Opfer.
Wieder mit dem befremdlichen „bestürzt“. „Zutiefst b.“=Floskel
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Die Gespräche mit den Opfern werden auf „Kontakte“ reduziert: Kurzes, keine Emotionen.➡️Wissler habe nichts ahnen können.
Die Passivierung („wurde erhoben“) lässt das sprechende Opfer verschwinden.
➡️Aktiv sei das Opfer erst beim Nicht-um-Hilfe-Bitten gewesen („bat“)➡️Schuld
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Dass man als Opfer, wenn man eine Geschichte sexuellen Missbrauchs/Inhalts (älterer Mann) erzählt, nicht eigens um Hilfe bitten müssen sollte, scheint Wissler zu entgehen o sprachstrategisch zu umgehen.
Ein Rechtfertigungsversuch, der eher offenbarend klingt als verständlich.
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Als „Offenbarung“ bezeichnet Wissler befremdlicherweise, dass das Opfer ihr von seinem Verhältnis mit ihrem Partner erzählte – als ginge es um Wissler(s (Er)kenntnis) und dass ihr Betrogensein eine Offenbarung sei und nicht das Tun ihres Partners/die Inhalte der Vorwürfe.
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Während sie selbst sich sofort vom Mann distanziert haben will, schiebt sie dem Opfer implizit die „weit“ verlängerte Schuld zu, die offenbar im Fortbestehen der Beziehung zum potentiellen Täter suggeriert werden soll.
Täterin-Opfer-Umkehr liegt abermals in der Luft.
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Die Taten werden durch Passivierung täter- & opferlos („wurden [...] dargestellt“).
➡️ Identifizierung mit dem Opfer wird verhindert
➡️ die Tat selbst vernebelt
➡️ Wissler selbst gewinnt größtmögliche Distanz zum Opfer, zur Tat & zum Täter.
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Gleichzeitig unterläuft ihr der zugebende Fehler, hier den Indikativ „ist“ zu benutzen.➡️Die Taten SIND geschehen.
„Unfreiwilligkeiten“ nennt sie die – sie, die angebliche Feministin, die #LinkeMeToo ernst nimmt, versteht nicht, dass unfreiwillig = vergewaltigt ist? ⚠️
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= massive Verharmlosung ⚠️
Sogleich geht es wieder um Wisslers „zutiefst verletzte“ Gefühle – als sei sie das wahre Opfer.
Das legt auch schon die Spur zum Narrativ der Linken, #Wissler sei die arme Betrogene, das Opfer, also nicht Täterin.⚠️
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Verdrehung versucht auch das nächste Konstrukt: aufgrund dieser nicht belegbaren Gefühle will und soll Wissler keinen Grund für Täter_innenschutz gehabt haben – was vielfach grotesk ist ⚠️:
-als Opfer KANN man sich schämen➡️Täter schützen
-als ParteiVo KANN man trotz Fremdgehen Interesse an Parteistrukturenschutz haben
-Wissler macht ihren Ex zum Einzeltäter (=Entsystemischen)
➡️blendet aus, dass es eine ganze Täter_inneninstitution gibt (➡️die sie womögl. schützt).
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„Nicht den geringsten Grund“ habe #Wissler für Täter_innenschutz, ist also eine dreiste Lüge, absichtliches Framing zum Ausblenden realer Zusammenhänge.
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Der Abschluss ihres Statements wirkt bizarr. Offenbar soll er bedeuten, Wissler hätte niemals über ihren Ex gesprochen, müsste sie nicht die Vorwürfe des Spiegels kommentieren. Das ist so technisch verklausuliert, dass es abermals unauthentisch wirkt.
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Gleichzeitig wird wieder versucht, die Aussage durch optische Hervorhebung zu betonen. (hier➡️Dissonanz für Nicht-Fans & Emotionalisierung von Fans)
„Untätigkeit“ & „Mitwisserschaft“ sind abermals Verharmlosungen: von Mittäter_innenschaft (oder Unterlassung).
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„Belegt“ ist also am Ende gar nichts von #Wissler.
Das scheinen die Parteisoldat_innen aber zu ‚vergessen‘, wie wir im nächsten #LinkeMeToo-🧵 zeigen werden.
Auch sie *behaupten* nur, dass Wissler für innerparteilichen antisexistischen Kampf stehe. Konkretes gibt’s nicht.
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Was wir im 3.🧵 zeigen werden:
-weit verbreitetes,
-koordiniertes,
-subtiles & perfides #Reframing der Parteiführungskräfte, das als Bestürzung & Aufklärungswille daherkommt – aber subtil Täter_innen(!)-Opfer-Umkehr betreibt.
Es stehen mehrere 🧵 zum #Framing (=Denkrahmen) der Linken an. Sprache verrät das Denken. Schauen wir sie an!
Wir beginnen mit dem @lijusolid-Aufruf & schließen uns dem Dank (@Sarah__Dubiel@Jakob_Hammes) f. d. Aufarbeitungsbemühungen gg die systemische Gewalt an.
Er wurde von Parteimitgliedern viel gelobt.
Das ist aber – bei allem Positiven der dahinter steckenden Arbeit – vor allem psychisch von den kognitiven Dissonanzen zwischen Selbstbild als Gute (Sinn der Parteiarbeit) und soeben erfahrener Realität sofort entlastendes Eigenlob.
Nun ein paar Punkte zur Sprache im Aufruf.
(Das nicht-inklusive Gendern mit „:“ statt „_“ oder „*“ lassen wir jetzt mal weg.)
Taten sind keine „Geschehnisse“ = Naturgewalten, die keine systemischen Ursachen, keine (Mit-)Täter_innen und keine Opfer hätten.