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Apr 20 • 25 tweets • 5 min read
Ein 🧵 zur Erklärung der hessischen Linken zu #LinkeMeToo.

Summary:
Uns erscheint die Presseerklärung widersprßchlich und in kognitiven Dissonanzen verfasst. Es wirkt, als hätten sich die Verantwortlichen in Partei und Fraktion noch nie Gedanken ßber das Themenfeld gemacht.
Zur Sprache der Textfolge nach:

(Fette) Überschriften prägen sich am stärksten ein.

„Weitere Schritte“ werden angekündigt.
-> Mit dem Frame der Weite wird nahegelegt, dass man schon weit gegangen sei, viel getan habe zu #LinkeMeToo.

Spätere Passagen werden uns zweifeln lassen. 20. April 2022  Weitere Schritte im Umgang mit Vorwßrfen vo
„Sexuelle“ Übergriffe nennen sie die Taten.

Der korrekte Ausdruck ist „sexualisierte“; denn „Sex“ ist einvernehmlich. Übergriffe sind das Gegenteil, sie können in sexualisierter Form vollzogen werden.

3
Ob absichtlich oder unbewusst insinuiert wird, dass es sich um im Wesentlichen konsensuale Handlungen statt Taten gehandelt habe, kann man nicht sagen; allerdings wird im Text manchmal korrekt von „sexualisiert“ gesprochen.
= WidersprĂźche
-> Unkenntnis des Themenfeldes

4
- Der Text der Pressemitteilung beginnt wie Wisslers mit dem Personalpronomen der 1. Person.
- Ihre ‚Betroffenheit‘ (!*) artikulieren sie zuerst.
-> Ich-Zentrierung (hier: als Eigengruppenzentrierung)

5
Reminder: Sprache verrät das Denken.

*Die Linken sehen sich betroffen und sprechen wenige Zeilen später eines Pressestatements, das ob seiner Relevanz zigmal und von verschiedenen Augen kontrolliert worden sein dürfte, von Betroffenen – und es beklemmt niemanenden.

#LinkeMeToo
Diese Gleichsetzung von Beschuldigten und Beschuldigenden beruht auf Ausblendung der Betroffendenperspektive
= Leugnung
= Beschuldigung der LĂźgentat
= Täter_innen-Opfer-Umkehr.

7
WorĂźber sind die Linken denn betroffen?

„[Ü]ber die Vorwürfe.“
Nicht Ăźber die Taten.

-> sie sehen sich tatsächlich als die Opfer (von Kritik)
= Täter_innen-Opfer-Umkehr

8
Dann kommt die aus vorherigen Statements kopierte Floskel „[hat] in unserer Partei keinen Platz“.

Note: Die Opfer wurden ßberhaupt noch nicht erwähnt.

9
Sogleich folgt auf den korrekten Satz, dass das Patriarchat „überall“ in unserer Geselslchaft sei, der vermeintlich ebenso korrekte Satz (<- Assoziation), dass es folglich auch in der Linken sei. Es wird als Naturgewalt geframet, gegen die man machtlos sei.

10
Man beachte die passivischen Konstruktionen in dieser Passage: „finden sich“ und „DIE LINKE *ist* davon nicht *ausgenommen*“ – was sogar eine Handlungsmacht außerhalb der Partei insinuiert, die die Partei herausnehmen könnte, es aber nicht täte.
-> Verantwortungsverschiebung

11
„Rückhaltlose Aufklärung“ ist eine Floskel.

Jetzt werden die Taten zu „Vorfällen“ verharmlost.

Wir sind erstaunt, wie wenig man sich mit der Kritik der letzten Tage beschäftigt hat oder wie ‚weit zurück‘ man im Verstehen des Themas noch ist.

12
Eine „Kultur“ soll entwickelt werden. Das ist eine #Leerformel.

Teil dieser Kultur sollen offenbar „Strukturen“ sein.

(„Solcher Strukturen“ ist referentiell falsch. Ebenso ist „zur Bearbeitung“ grammatisch falsch. Hier wurden Satzbausteine zusammengewürfelt. Wir sind erstaunt.)
„Bearbeiten“ will man offenbar künftig „Vorwürfe“.

Das ist eine technokratisierende Sprache, die ein technokratisches -> entmenschlichendes Menschenbild verrät.

14
Abermals findet sich in Gestalt einer

- Ich-Zentrierung
- impliziten falschen Gleichsetzung
-> eine Täter_innen-Opfer-Umkehr

– denn man sollte doch meinen, dass die bisher UNERWÄHNTEN OPFER Schmerz erlitten haben und erleiden und nicht die als Täter_innen Beschuldigten.

15
Die Linke sieht das anders. Für sie sind sie diejenigen, die Schmerzen haben – dadurch, dass ihnen Dinge nun bewusst „geworden“ (!) seien.
(„schmerzlich bewusst“)

Dass das nur eine Lüge oder immer noch extrem mangelndes Bewusstsein sein kann, verrät das „geworden“.

16
Wer sich wirklich auf den Weg der Bewusstmachung gemacht hat, weiß, dass dieser Prozess nie abgeschlossen sein wird, und hätte formuliert: „bewusst wird“.

Dennoch behaupten sie wie Wissler: „Vorwürfe“ („sexueller“ (!) Gewalt) würden „sehr ernst“ genommen.

17 Der geschäftsfßhrende Landesvorstand erklärt:  "Der
„Gesprächsangebote“ – eine von Opfern als Täterin bezeichnete Institution KANN kein Angebot zum Gespräch machen. Dieses #Framing suggieriert Freundlichkeit, wo es verlangt, dass das Opfer sich mit den Täter_innen zusammensetze.
=Hohn
=Leugnung der Betroffenheit
=T-O-Gleichsetzung
➡️Täter_innen-Opfer-Umkehr

Das Opfer kann, muss & sollte nicht mit Täter_innen sprechen.

Durch die Inszenierung als ‚freundliches Angebot‘ wird es aber dazu gedrängt. Will es nicht unfreundlich/schuldig➡️verachtenswert erscheinen, muss es sich potentiell retraumatisieren lassen
Das ist Gewalt und Mobbing ist nicht unwahrscheinliche Folge.

Sich zusammenzusetzen macht auch keinen Sinn. Solche Taten werden ja nicht unbewusst getan, sondern gezielt.

20
Daher macht auch der „Verhaltenskodex“ keinen Sinn. Das ist wie mit unternehmerischen Selbstverpflichtungen. Als Partei, die vermeintlich gegen Neoliberalismus ist, müsste sie das wissen.

21
Verschleiernde Formulierung:

„Der [Vorstand] hat […] begonnen, diese [Vorwürfe] aufzuarbeiten. Zur Aufarbeitung gehören […]“.

⚠️Der direkte Anschluss von „Aufarbeitung“ an „aufzuarbeiten“ „begonnen“ suggeriert, dass das Folgende begonnen wurde. Gesagt wird das aber nicht.🚩
Ob man mit Mitgliedern der Dominanzkultur „diskutieren“ muss, wie Marginalisierte behandelt werden, beurteilt Ihr. (Aber: „Mit Nazis redet man nicht.“ K. Vgl. unbewusster Mittäter_innen mit Nazis, sondern des Sinns hinter der Struktur: Marginalisierende nicht bestimmen lassen.)
Die „Einrichtung von […] Personen“ irritiert uns.
= Technokratisierende Sprache
<- technokratisches
= entmenschlichendes Denken
(autoritär statt empathisch)
Nach 25 Tweets macht Twitter Schluss. Wir teilen daher hier den Thread.

TEIL A

TEIL B hier:

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Apr 20
FORTSETZUNG 🧵 TEIL B

Überbetonung des Vertrauens (3x), das Opfer in die Institution, in der & durch die Taten vollzogen werden, haben sollen, aber in Wirklichkeit gar nicht können
->dient Einprägung
->Lesende sollen Vertrauen haben, nicht Opfer
<-Täter- statt Opferperspektive Der geschäftsfßhrende Landesvorstand erklärt:  "Der
Auch auffällt das grotesk falsche Gendern („-person*en“), das grammatisch keinen Sinn macht.
-> belegt Ferne der Debatte & des Themenfeldes

Reminder:
Diese Presseerklärung wird keine Einzelperson gemacht machten.
Und: Der Beruf ist Sprache.
Wie wurde fßr den Job ausgewählt?

27
‚Sich einer Sache anzunehmen‘, ist normal, „sich Vorwürfen […] annehmen“, befremdlich.
= verobjektend
= entmenschlichend

Auffällig ist, dass es dissonant zu dieser autoritären Realität empathisch klingen *soll*.
-> Hier wird nicht empathisch gedacht.
-> Eher getäuscht.

28
Read 12 tweets
Apr 19
#Leerformeln sind „Instrumente demokratischer Herrschaft“ (Koschnik).

Sie sind #Immunisierungsstrategie gg. Kritik.

Sie erwecken den Eindruck von Haltung.
➡️besänftigen (=> Zeitspiel)

Aber sie lassen Herrschenden durch ihre extreme Offenheit jede (Nicht-)Handlungsweise offen. 3 Tweets:  2 von Movassat:  Ich finde DIE LINKE muss weniger
Alles im Screenshot Markierte ist eine #Leerformel!

All diese WĂśrter werden von uns allen extrem unterschiedlich interpretiert.

Die Interpretation erfolgt zu 98% unbewusst.

Meine Einstellung zeitigt eine sehr andere als Deine.

Für mich sind No-Go’s, was Du Kleinigkeit nennst.
Da sich Wahrnehmung unbewusst vollzieht, besänftigen #Leerformeln uns alle, ohne dass wir das merken.

Während ich dabei das eine glaube, glaubst Du aber was anderes. („Ist das rassistisch?“)

➡️Trotz unserer konkurrierenden Ansichten, sind wir beide beruhigt. Falscherweise.
Read 6 tweets
Apr 19
Unabhängig von #LinkeMeToo:

Eine der häufigsten Techniken der #Manipultion bei Kritik ist #DARVO:

Deny
Attack
Reverse Victim & Offender

Leugnen
Angreifen
Täter_in-Opfer-Umkehr

(Freyd)
Gestern war bei den Linken #GishGallop-Tag.

Bei dieser Gesprächsstrategie erfolgt ein wilder Ritt durch Halbwahrheiten, Nebensächlichkeiten, Lßgen etc.

➡️Überfluten
➡️Überwältigen

=Ablenken & verunklaren
=Zeit gewinnen, bis Thema Interesse verliert

de.wikipedia.org/wiki/Gish-Galo…
Auch versuchten sie es nun, ihre Reframings zu verstärken.
(Nun viele Favs⬅️vermutlich koordiniert)

Nachdem sie es zuvor mit Schweigen (=> Aussitzen) versucht hatten.
(Wenige Favs, kaum Tweets, nicht mal Wisslers PM)

⚠️Strategiewechsel ≠ Frame/Denkwechsel

#LinkeMeToo
Read 5 tweets
Apr 16
🧵 2.1. zu #LinkeMeToo:

#Wissler|s Entgegnung auf die Spiegel-EnthĂźllungen. Ein #Longlongread.

⚠️Auffällig: Weder sie noch die Bundespartei twitterten das Statement.

Es findet sich nicht wie andere Pressemitteilungen auf der Starthomepage der Partei.
Strategie offenbar: Den Anschuldigungen keine Reichweite geben.

Kein guter Start fĂźr eine angebliche Aufarbeitung.

Das Gegenteil vom Offenen Brief von @lijusolid. Hier unser 🧵 1:
Vorab: Wissler betont in der Mitte ihrer AusfĂźhrungen, dem Spiegel bereits selbige vor der VerĂśffentlichung geschickt zu haben.

Das ist wichtig, weil es belegt, dass das gestrige Statement kein mit heißer Nadel gestricktes ist.

⚠️Es wird also keine Flüchtigkeitsfehler geben.
Read 25 tweets
Apr 16
🧵2.2
Das Statement ‚das habe ich dem Medium auch so gesagt‘ wird durch optische Hervorhebung in der Relevanz betont. Aber DAS bestreitet niemand, sondern dass das Gesagte nicht mit dem der Opfer zusammengeht. Hier wird wieder sprachlich der Blick abgelenkt vom Kern des Problems.
27/
Diese Floskel ist in der Politik häufig – aber nur, wenn etwas Relevantes ausgelassen wurde. Das war im Spiegel aber nicht der Fall, weshalb der Satz die Form eines Scheindementis annimmt, das uns glauben machen soll, der Fehler liege in der Berichterstattung (statt bei ihr).
28/51
Der einzige Widerspruch liegt in der Frage, ob Wissler bereits 2018 informiert war. Der Spiegel gibt ihr Dementi wieder.➡️Es ist nicht auslassend berichtet. Wissler lässt uns das durch die Floskel nur assoziieren.

Grund offenbar: der Parteispin: Bericht Problem, nicht sie.
Read 26 tweets
Apr 16
#LinkeMeToo 1

Es stehen mehrere 🧵 zum #Framing (=Denkrahmen) der Linken an. Sprache verrät das Denken. Schauen wir sie an!

Wir beginnen mit dem @lijusolid-Aufruf & schließen uns dem Dank (@Sarah__Dubiel @Jakob_Hammes) f. d. Aufarbeitungsbemühungen gg die systemische Gewalt an.
Er wurde von Parteimitgliedern viel gelobt.

Das ist aber – bei allem Positiven der dahinter steckenden Arbeit – vor allem psychisch von den kognitiven Dissonanzen zwischen Selbstbild als Gute (Sinn der Parteiarbeit) und soeben erfahrener Realität sofort entlastendes Eigenlob.
Nun ein paar Punkte zur Sprache im Aufruf.

(Das nicht-inklusive Gendern mit „:“ statt „_“ oder „*“ lassen wir jetzt mal weg.)

Taten sind keine „Geschehnisse“ = Naturgewalten, die keine systemischen Ursachen, keine (Mit-)Täter_innen und keine Opfer hätten.
Read 25 tweets

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