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Apr 21 15 tweets 3 min read
Die Verteidigungsstrategie von Woken ist – ebenso, wie sie es vorher bei den Social Justice Warriors (SJW) war – wirklich faszinierend.
Ursprünglich waren das positiv konnotierte Selbstbezeichnung für Überzeugungstäter aus einem vermeintlich linken Spektrum.
Dann verwendeten Kritiker diese Bezeichnung, um die von ihnen kritisieren Positionen, wie z. B. die „Kritische Rassentheorie“, jener Personengruppe zuzuordnen, die sie vertritt, und plötzlich sind das „rechte Kampfbegriffe“.
Zugegeben, viele Kritiker kommen aus dem eher konservativen Lager. Wobei konservativ hier nicht zwingend rechts ist (wenn wir als "rechts" die CDU-Außenflügel bezeichnen, jenseits derer es in der Kohl-Ära keine demokratische Kraft geben sollte).
Auch viele Linke (populär hier sicherlich @SWagenknecht oder der alte weiße Mann der SPD #Thierse) verwehren sich des Kaperns des Begriffes „links“ durch eben jene ideologischen Überzeugungstäter, deren Positionen eigentlich wenige - im ursprünglichen Sinne - linke Ideen haben.
Letztendlich ist das Abstempeln von „Woke“ und „SJW“ als rechten Kampfbegriffen, ein Red Herring, eine diskussionsfreie Blockade gegen Kritik. Frei nach dem Motto „Wenn es von rechts kommt, brauchen wir uns nicht damit auseinander zusetzen.“ Die Urform des Ad-Hominem-Fallacy.
Die Besonderheit bei dieser woken Form des Fallacys ist, dass nicht einmal eine konkrete Eigenschaft des Gegners (anstelle seines Argumentes) attackiert wird, sondern nur eine unterstellte Eigenschaft. Nicht jeder der Kritiker vertritt rechte Positionen.
Nicht jeder, der Woken oder SJW unterstellt, sie verkörperten eine perfide Form der machiavellistischen „Teile und Herrsche“-Philosophie (und sind damit Handlanger der Mächtigen) ist rechts. Einige wissen nur, was linke Positionen im Ursprung mal waren.
Es ist Faulheit von der Woken, Kritik an ihren Ideen und Positionen immer als rechten Shitstorm abzutun. Damit schafft man sich seine Bubble. in der Politik vor sich hin degenerieren kann und irgendwann nichts mehr mit dem Volk zu tun hat, für den sie eigentlich wirken soll
So wie in der Evolution der primäre Faktor neben der Mutation die Selektion ist, gegen die die Mutation bestehen muss. Ist in der Politik neben Innovation, der bestimmende Faktor Kritik. Innovation muss in der Politik dem Selektionsdruck der Kritik Bestand haben.
Und das tut sie nicht, wenn sie diese Kritik einfach als „rechten Shitstorm“ abtut, nur weil es leider in der Natur der Sache liegt, häufiger Konservative (nicht Rechte) die Kritisierenden sind. Letztendlich sind es diese
Letztendlich sind diese Entwicklungen Ausdruck der Wohlstandsverwahrlosung von politischen Ideen, die sich nie als die Überzeugenderen im Diskurs beweisen mussten. 70 % der Bevölkerung als Rechts abzuwerten, weil sie Gendern ablehnen ist kein Diskurs.
Und es ist auch kein Diskurs, von weißer Zerbrechlichkeit zu faseln, nur weil eine Mehrheit, zum Altersvorsorgekonzept einer Soziologin ohne Mehrwert keinen Betrag leisten wollen.
Zugeben im Zeiten von Social Media, wo jeder intellektuell 6-Jährige seine 288 Zeichen hämmern kann, gibt es auch viele unterirdische Kommentare, aber auch das gehörte schon immer zur Auseinandersetzung mit Kritik. Die Spreu von dem Weizen zu trennen.
Nur auf die Spreu zu schauen, damit man sich mit der herausfordernden Kritik beschäftigen muss, ist leider intellektuell nicht viel reifer und erschafft halt diese degenerierten politische Kaste, für die irgendwann niemand mehr Verständnis hat.
Diese Diskussionsverarmung hat eigentlich einen eigenen Fallacy verdient, weil wie gesagt der Ad Hominem eigentlich unpassend ist. Ich schlage als Namen den „Fester-Fallacy“ vor, im Andenken, an die peinliche Verteidigung gegen Kritik an einer peinlichen Bundestagsrede.

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Nov 5, 2021
Vielleicht sollten wir langsam mal bei Corona akzeptieren lernen, dass die Götter in Weiß doch keine Götter sind. Und dass sie sich auch nicht als Führer eignen, sondern maximal als Berater für ihren Fachbereich dienen können.
Die psychosoziale, die gesellschaftliche Kompentente dieser Krise ist den Drostens dieser Welt egal, und selbst wenn sie das nicht ist. Da sind sie nicht kompetenter als jeder x-beliebige Bundesbürger.
@maithi_nk sagt in ihrer neuen Show "Wissenschaft ist keine Demokratie", aber im Gegensatz zu meiner Vermutung, ist diese Show keine kritische Auseinandersetzung über das Verhältnis von wissenschaftlicher Erkenntnis und demokratischer Prozesse.
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Feb 18, 2021
Immer diese Sprechverwirrung: Es gibt einen Unterschied zwischen Intuition und Bauchgefühl.
Intuition ist das Ergebnis von unbewusster Rechenleistung des Gehirns. Jeder Kennt es man geht mit einem Problem ins Bett und Morgens unter der Dusche: "tadaa, genau so mach ich das"
Man kann es nicht unbedingt erklären. Der Versuch diese Idee zu rationalisieren scheitert grandios. Kritische Mitmenschen fragen (bei weitreichenden Entscheidungen wie Kündigungen, Trennungen, etc) "Bist du nicht ganz dicht." Aber wir wissen, dass es die richtige Entscheidung ist
Und dann gibt es das "Gefühl", dessen Rationalisierung meist ebenso schwerfällt, das aber seinen Ursprung eher in dem hat, was wir im psychoanalytischen Sinne als das Unterbewusste bezeichnen. Der Prägungsbrei, der uns dank der Kindheit geformt hat.
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Feb 18, 2021
Geschlechterhass = Klassenhass?
Während das eine z.B. zu Zeiten, der Französischen Revolution, oder der frühen Arbeiterkämpfe durchaus legitim erscheint, weil es von 99 % der Bevölkerung gegen das 1 % von Unterdrückern ging, ist das andere komplett an der Realität vorbei.
Und es ist nicht nur an der historischen Realität vorbei, in welcher 99 % der Bevölkerung (Männer und Frauen) gemeinsam unterdrückt und ausgebeutet wurden, sondern es ist auch noch komplett perspektivlos und dient nur der Stabilisierung der Machtverhältnisse.
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Feb 17, 2021
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Kaum feiert eine Gruppe Erfolge, kommen Einzelkämpfer oder andere Gruppen aus den Löchern...1/x
allesevolution.wordpress.com/2021/02/17/mal… via @allesevolution
... und pflegen ihre Ego verletzten Egos damit um die inkompetenten Kerle herzuziehen und sich zu beklagen das ausgerechnet jene Fördermittel oder positive Erwähnung in der Presse bekamen, die man schon vor 10 Jahren als Idioten erlebt hätte. 2/x
Das ist etwas, was man von Frauenrechtlerinnen lernen kann. Als diese noch nicht die Deutungshoheit in den Medien hatten, würde jeder Mediencoup, jede Geldquelle gefeiert wie ein eigener Gewinn, weil es um eine Sache ging. Mag da auch Ausnahmen gegeben haben... 3/x
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May 15, 2020
Warum sind sexistische Pauschalisierungen eigentlich immer nur okay, wenn Frauen mit Hashtags wie #maennerwelten, #menaretrash oder #killallmen so tun, als könnte man negative Verhaltensmuster ganz klar einem Geschlecht zu ordnen.
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Aber niemand käme auf die Idee deshalb Frauen pauschal für narzisstische Glucken zu halten oder von ihnen ein Mea Culpa wegen ihrer degenerierten Geschlechtsgenossinnen zu erwarten. Und noch weniger kämme man auf die Idee deshalb #Mutterwelten zu starten
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