Nachhaltiges Investieren und die riesige Lüge die dahinter steckt. Warum ich persönlich wenig von ESG oder SRI Investing halte, erfahrt ihr in diesem Thread.
Gönnt euch einen ☕️ oder 🫖.

👇
Generell verstehen einige falsch wie der Aktienmarkt funktioniert. Habe ich schon öfter gehört als #Nestle als Gesprächsthema aufkam. Wenn ihr in die Nestle-Aktie investiert, gebt ihr dem Unternehmen nicht direkt Geld. Es erfolgt im Grunde keine Unterstützung. 🤷
Das einzige was durch mehr Nachfrage getrieben wird, ist der Aktienkurs. Steigt der Aktienkurs, kann sich Nestle günstiger "refinanzieren" bzw. eine Kapitalerhöhung zu günstigeren Konditionen machen.
Die letzte war 1993. 🫥 (Korrigiert mich gerne..)
Wenn ihr eine Nestle-Aktie kauft, dann kauft ihr sie von einem anderen Investor, nicht von Nestle - also wie schon erwähnt, Nestle fließt kein Geld zu. ❌

Gut, das wäre das. Aber nun haben wir ja die ESG und SRI Standards, damit investiert man ja ethisch, oder?
ESG steht dabei für "Environment, Social, Governance" und SRI für "Socially Responsible Investing" - ETFs die "nachhaltig" sind, nennen sich z.B. ESG screened, sind also um die Unternehmen bereinigt, die bestimmte ESG Kriterien nicht erfüllen.
Das Problem daran: Die Ratingagenturen sind sich selbst nicht sicher welches ESG Rating sie den Unternehmen geben sollen. Die Korrelation der ESG-Ratings zwischen den 5 prominentesten Ratingagenturen liegt bei 0,61. 🎰

Das ist sehr schlecht.
Zum Vergleich: Moodys und S&P die zwei größten Ratingagenturen sind sich sonst bei Kreditratings mit einer Korrelation von 0,99 (1 wäre perfekt) sehr einig.

Wir haben also gar keine Ahnung, was ESG eigentlich konkret bedeutet. Schauen wir uns ein paar Ratings an:
Nach MSCI hat Nestle ein AA-Rating (zweitbestes), Coca Cola ebenfalls, genau wie der Öl-Riese Shell. Sogar Imperial Brands kommt auf ein Rating von A. ☀️

Also.. findet man diese Unternehmen wohl auch in einem ESG-ETF. Immer schön schauen was drin ist.
Wir könnten den Spieß aber auch umdrehen und sagen: Statt es zu vermeiden in "dreckige" Firmen zu investieren, investieren wir bewusst in diese.

Um dann mit einer Mehrheit der Stimmenanteile etwas zum Positiven zu verändern. Das nennt sich "Activist Investing".
Ein Activist Investor ist z.B. @BillAckman. Aber das war noch nicht alles bei den "ESG-ETFs". Es gibt dann ja auch noch die Replikationsmethode "Swap" bei ETFs. Dort investiert der ETF nicht in die entsprechenden Unternehmen, sondern geht ein Tauschgeschäft ein.
Beispiel: Ich sage meinen Kunden, dass man mit meinem Produkt die Rendite von Orange erhält. Ich kaufe jedoch damit eine Banane und mache einen Vertrag mit der Bank:
"Du gibst mir die Rendite von Orange und kriegst dafür die Rendite von Banane."

Der ETF-Investor merkt davon nix.
Also. Ist nachhaltiges Investieren nur fürs gute Gefühl da oder lässt sich damit eine Überrendite erzielen? 📈

Das Paper mit dem Titel "The Contribution of Betas versus Characteristics to the ESG Premium" fand heraus, dass Aktien mit hohem ESG-Rating underperformen.
Für mich ergibt das gewissermaßen auch Sinn.
Viele sind bereit für ein "gutes Gewissen" eine niedrigere Performance hinzunehmen. Dazu muss ein Portfolio, welches nur "nachhaltige" Aktien enthält, schlechter diversifiziert sein als der breite Markt.
Erschwerend kommt dann noch hinzu, dass manche nachhaltigen Produkte auch noch höhere Kosten haben.

Also: Schlechter diversifiziert, geringere Renditeerwartung, höhere Kosten und ggf. keinen Impact dadurch, dass man bestimmte Aktien auslässt.
Anyway:

Zusammengefasst sind Fonds nach ESG-Kriterien mMn eher etwas was sich gut anfühlt und sich gut verkauft, aber nichts verändert. Statt mehr Markt bräuchte man an dieser Stelle weniger Markt - oder man verzichtet eben auch gleichzeitig auf den Schiedsrichter beim Fußball.
Statt die Spieler zu ändern, müsste man die Spielregeln als solche ändern oder wie es William Nordhaus, Nobelpreisgewinner für seine Arbeiten zur Wirtschaft des Klimawandels beschreibt:
"Die Ökonomie weist auf eine unbequeme Wahrheit über die Klimapolitik hin. Das heißt, dass die Politik um effektiv zu sein, den Preis von Kohlenstoff oder CO2 anheben und damit die Externalität des Marktes korrigieren muss." 🌏
H&M 👕 vergibt den Global Change Award um Innovationen zu küren, die die Fashion-Industrie in eine nachhaltige verwandeln sollen. Einfacher wäre es wohl, der eigenen Fast Fashion selbst, sprichwörtlich an den Kragen zu gehen.
Apple🍏 verpflichtet sich zur 100-prozentigen Klimaneutralität bis 2030, sehr nobel. So kann man dann auch die Aufladekabel aus den iPhone-Boxen verbannen. Das ist nicht nur gut für die CO2-Bilanz, sondern auch fürs Geschäft.
Recycling auf der eigenen Website ist auch wichtig - und naja, gebrauchte Smartphones lassen sich auf den Emerging Markets auch gut refurbished weiterverkaufen.

Versteht mich nicht falsch, ich bin da kein großer Kritiker, aber das Fazit ist für mich ein eindeutiges:
Unternehmen ändern sich dann wenn es für sie Anreize gibt. Nachhaltigkeit ist oft Marketing, ganz egal ob auf Unternehmens- oder auf Kapitalmarktebene. Denn Unternehmen haben sich einem wichtigen Wert verpflichtet: Wert für ihre Eigentümer zu schaffen. (Shareholder Value)
Besonders empfehlenswert zu dem Thema ist der (relativ ausführliche) Essay mit dem Titel "The Secret Diary of a 'Sustainable Investor'" von Tariq Fancy, dem Ex-CIO für Sustainable Investing bei BlackRock.

medium.com/@sosofancy/the…
Investiert ihr nachhaltig? Haltet ihr es für sinnvoll?
Für mehr solcher Threads wäre es super hilfreich wenn ihr - falls es euch gefällt - den ersten Tweet retweeten würdet, bin quasi ein Twitter-Noob. :-)

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Apr 25
Es gibt mittlerweile viele ETF-Anbieter:
BlackRock (iShares), Vanguard, State Street, DWS (Xtrackers) oder doch lieber Lyxor?

Welchem Anbieter ich mein Geld anvertraue und warum könnt ihr hier in diesem Thread lesen. 👇
Der ETF-Markt ist mittlerweile stark umkämpft. 🥋

Einige haben Angst vor der zunehmenden Macht von BlackRock und ARTE veröffentlichte vor zwei Jahren die Doku mit dem Titel: "BlackRock - Die unheimliche Macht eines Finanzkonzerns".
Ein ganz gutes Video von @finanzfluss zu dem Thema gibt es hier:

Der Grundsatz ist eigentlich: Das Geld gehört nicht BlackRock, sondern den Anlegern. Wir können unter dem Thread aber gerne diskutieren.

BlackRock ist jedoch nicht der Anbieter meiner Wahl!
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