Ist es angemessen, dass der ukrainische Botschafter den deutschen Bundeskanzler eine beleidigte #Leberwurst nennt? Und ist es klug? Wir können wohl erst einmal festhalten, dass Deutschland nach BIP-Anteil auf Platz 11 der Geberländer liegt, aber das erst seit Kurzem.
Im absoluten Wert aller Unterstützungszusagen hat es Deutschland jetzt auf Rang 5 geschafft.
Bei Zusagen für Waffenlieferungen in absoluten Zahlen rangiert Deutschland auf Platz 9, und der Großteil der zugesagten Waffen ist noch gar nicht an der Front.
Deutschland ist dabei drittgrößter westlicher Waffenexporteur der Welt, aber wenn es um die Ukraine geht, tut Deutschland so, als hätte es an Waffen nicht so viel zu bieten.
Man kann einwenden, dass Deutschland selbst nur wenig Waffen auf Lager hat und nur auf Bedarf produziert, und dass die deutschen Waffen überwiegend nicht für den Einsatz in der ukrainischen Armee taugen, aber die Diskrepanz zu den Exporten in die Welt ist groß.
Deutschland exportierte in 2020 Waffen im Wert von ca. 13% der US-Waffenexporte, aber hat der Ukraine in Kriegszeiten nur 7% der Waffenlieferungen der USA an die Ukraine zugesagt.
Egal auf welche Metrik man blickt: Die bisherige Unterstützung der Ukraine durch Deutschland bleibt nicht nur weit hinter dem Möglichen zurück, sondern auch hinter dem, was viele andere Länder leisten.
Statt seiner Position in Europa und der Welt und seiner und Mitverantwortung für den Krieg gerecht zu werden, hält Deutschland nach wie vor an seiner Zu-Wenig-Zu-Spät-Politik fest, die es weder gegenüber Russland noch gegenüber der Ukraine in eine gute Position bringt.
Unsere Hilfe für die Ukraine ist zudem nicht ganz selbstlos; wir machen das nicht allein, weil wir so gute Menschen sind, sondern wir knallharte Interessen und Verpflichtungen haben, vor allem gegenüber Europa und den USA.
Ohne die USA und die anderen NATO-Länder wäre Deutschland weder wirtschaftlich noch militärisch überlebensfähig, und sich mit Russland zu verbünden ist in vielerlei Hinsicht eine unattraktive Option, und selbst Neutralität würde Deutschland schwer schaden.
Wenn Deutschland also ohnehin gezwungen ist, der Ukraine zu helfen und klar Stellung zu beziehen, warum dann dieses Herumgemurkse? Am Ende müssen wir ja doch liefern und zahlen, aber wer zu spät kommt, den bestraft das Leben, und Deutschland ist laufend zu spät.
Das Problem vieler Linker in Deutschland ist, dass sie glauben, Putin wäre irgendwie links, weil er an Sowjetkultur anknüpft, aber Putin hat genauso wenig für Sozialismus übrig wie für westlichen Liberalismus; er ist ein rechtsextremer autoritärer Populist, ...
...was man auch klar daran erkennen kann, bei welchen politischen Gruppen und Personen im Westen Putin am meisten auf Verständnis, Zustimmung und Bewunderung stößt.
Hat vielleicht der linke Reflex, Leute, mit denen man politisch nicht übereinstimmt, großzügig als Faschisten oder Nazis zu bezeichnen, bei einigen so den Blick so verstellt hat, dass sie überall Faschismus sehen, nur nicht, wenn er ihnen ins Gesicht springt?
Auf der anderen Seite waren für Stalin die Nazis und Hitler auch erst böse, als sie die Sowjetunion überfielen; vorher hat man sich gut verstanden und untereinander Polen geteilt und dort Genozid betrieben.
Das Versagen der Aufbereitung des Massakers von Katyn in den Nürnberger Prozessen wirft leider auch einen Schatten von Siegerjustiz über die damals neue, begrüßenswerte Institution einer juristischen Aufarbeitung von Kriegsverbrechen. de.wikipedia.org/wiki/Massaker_…
Bis heute besteht der Eindruck, dass Kriegsverbrecher nur dann zur Rechenschaft gezogen werden, wenn ihr Land einen Krieg verliert, was die abschreckende Wirkung stark reduziert, wobei sich die USA zumindest Mühe geben, Kriegsverbrechen zu vermeiden, auch...
... wenn die Liste der begangen Verbrechen deutlich länger ist als die Liste der dafür zur Rechenschaft gezogenen Militärs oder Politiker, aber immerhin wurden hunderte Amerikaner von der USA selbst zur Rechenschaft gezogen und öfter Opfer entschädigt. en.wikipedia.org/wiki/United_St…
Die Liste sowjetischer und russischer Kriegsverbrechen scheint mir länger und schlimmer zu sein, und es gab in Russland bisher nur so wenige Fälle von Verurteilungen von Kriegsverbrechern, ... en.wikipedia.org/wiki/Soviet_wa… en.wikipedia.org/wiki/Russian_w…
...dass Amnesty International schon 2003 feststellte, dass russische Soldaten unbehelligt Kriegsverbrechen begehen können, ohne eine Disziplinierung fürchten zu müssen. Einen so weitgehenden Freibrief haben Soldaten im Westen nicht, auch, wenn sie oft auf Milde hoffen können.
Krieg ist zwar nicht der Ort, wo Recht, Humanität oder Gelassenheit regieren, aber es gibt keine Rechtfertigung dafür, wehrlose Gefangene zu töten oder zu vergewaltigen, egal, wie grausam der Krieg vom Gegner geführt wird.
Es ist aber auch militärisch dumm, denn es vergrößert die Motivation des Gegners zu kämpfen und hält ihn von Kapitulation ab, wenn diese ohnehin in Tod oder schlimmerem zu resultieren droht. Kriegsverbrechen sind unprofessionell und dem militärischen Erfolg meist abträglich.
Muss Deutschland der Ukraine helfen, weil undisziplinierte russische Horden dort massenhaft Kriegsverbrechen begehen? Bestreitet man eine deutsche Mitverantwortung für die Invasion, könnte man nach bewährter Manier sagen: Wir können uns nicht um jedes Unrecht in der Welt kümmern.
Doch selbst, wenn es keine Kriegsverbrechen gäbe oder man Deutschlands Interessen und seine Zukunft über alles stellt: Trägt Deutschland nicht einen seiner Kraft angemessenen Teil zur Verteidigung der Ukraine bei, wird das ein historischer Fakt sein, den wir ewig bedauern werden.
Dass sich Olaf Scholz wie eine beleidigte Leberwurst aufführt, scheint mir eine zutreffende und verdiente Charakterisierung zu sein, die auch nicht undankbar ist. Dank stünde Deutschland zu, wenn es mehr getan und es schnell getan hätte, statt sich laufend zu blamieren.
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Finde, die Friedrichstraße in Berlin sieht noch immer so aus, als herrsche dort irgend ein Ausnahmezustand; die Büros und Geschäfte sind weder motorisiert noch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen, vor allem aus dem Nordwesten.
Die einfallslose Nachwendearchitektur und eine Straßengestaltung, die auch ein technischer Zeichner oder Computer nach Katalog hätte machen können, verbreiten einen Eindruck von technokratischer Spießigkeit, Gier und Geiz und tragen wenig zur Attraktivität bei.
Die Sperrungen machen die Friedrichstraße nun auch noch als Verkehrsfläche bzw. Straße weitgehend unbrauchbar, und auch als Veranstaltungsfläche eignet sie sich nicht gut.
„Es darf keinen Atomkrieg geben.“ Was will Scholz mit der Erwähnung von Atomkrieg erreichen? Warum verrichtet Scholz hier Putins Werk, indem er Putins atomaren Drohungen Gewicht gibt und die Bevölkerung verunsichert?
Und auch wenn deutsche Regierungen einen guten Ruf darin haben, Dinge zu verhindern, entweder durch auf die lange Bank schieben oder Inkompetenz, dürfte Deutschlands marginaler Einfluss auf den weiteren Verlauf des Konflikts weiter abnehmen, so überflüssig wie es sich macht.
Deutschland sitzt in mehrfacher Hinsicht in der zweiten Reihe, ist geografisch kein Frontstaat, hat keine Atomwaffen, liefert keine schweren Waffen, weil es angeblich selbst zu wenig hat und die Bundeswehr die schweren Waffen selbst zum Deeskalieren braucht.
Das politische Ergebnis des Kriegs in der Ukraine wird vom militärischen Ausgang bestimmt werden, der wiederum von Waffenlieferungen an die Ukraine abhängt. Weniger Waffen an die Ukraine, mehr Territorium für Russland. Warum also liefert Deutschland nicht mehr?
Der Kanzler hat Angst. Vor Atomwaffen. Was dumm ist. Putin droht nur Ländern mit Atomwaffen, die sich davon beeindrucken lassen. Erdogan hat für das russische Militär die Zufahrt ins schwarze Meer gesperrt, quasi eine "No-Fly-Zone" für Schiffe, und Putin hat nicht mal gedroht.
Wenn man von einer Bombe getötet wird, ist es egal, ob sie atomar oder konventionell war. Atombomben sind militärisch nur eine weitere Art, Tod und Zerstörung zu bewirken, und eine problematische dazu.
Hat Deutschland hat den Krieg gegen die Ukraine überhaupt erst für Russland möglich gemacht mit dem Bau von Nord Stream 1 und 2, weil sonst die Ukrainer die Gaslieferungen an Europa hätten so empfindlich beeinträchtigen können, dass das Putin vom Einmarsch abgeschreckt hätte?
Es lag damals im nationalen Interesse Deutschlands, russische Gaslieferungen vor Aktionen einer vielleicht instabilen oder feindseligen Ukraine zu schützen, und mehr Handel mit Russland und weniger Konfliktpotential mit der Ukraine klingen fast wie ein plausibles Friedensprojekt.
Attraktiv war sicher auch, dass Deutschland Geld gespart hat durch die russischen Energieimporte. Warum 40% mehr für Flüssiggas ausgeben, wenn man das Gas viel billiger und klimaschonender aus Russland beziehen kann? Klingt erst mal alles sehr vernünftig.
Thierse hat Recht, dass wirtschaftliche Verflechtung grundsätzlich den Frieden fördern kann und ein gutes Verhältnis zu Russland eine gute Sache ist, die eine demokratische Mehrheit hatte. Aber irgend etwas ist offensichtlich schief gelaufen. welt.de/politik/deutsc…
Es wurde viel spekuliert, ob sich Putin geändert hat oder er schon immer so war und wir es nur vorgezogen haben, ihn für jemand anderen zu halten. Im Nachgang betrachtet gab es vom Anfang von Putins Herrschaft an Informationen über seine kriminellen Machenschaften, ...
...und eigentlich wurde Putin eher schlimmer, die Verbrechen seines Regimes immer unverfrorener und nicht weniger brutal, während er mit einer dem russischen Volk gestohlenen Billion Dollar Oligarchen auf erfolgreiche Zersetzungstour in die Welt geschickt hat.
Wie lange bleiben eigentlich Atombomben funktionsfähig, wenn man sie nicht wartet? Genaue Werte sind geheim, aber man kann einige Rückschlüsse aus bekannten Fakten ziehen, und je nach Typ würde ich sagen, dass so ab 5-10 Jahren die Zuverlässigkeit deutlich abnimmt.
Es gibt zwar viele verschiedene Designs, und ich kann mir auch vorstellen, dass es Designs gibt, die langzeitstabiler sind, aber es gibt oder gab auch welche, die ohne Wartung nur einige Monate funktionstüchtig sind.
Die instabilsten Komponenten sind das Polonium oder Tritium in den Neutronengeneratoren, den "Zündkerzen" für die Kettenreaktion, die in den meisten Atombomben zu finden sind. Die ersten Atombomben nutzen eine Polonium 210, das eine Halbwertszeit von 138 Tagen hat.