Der SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS Heinz Reinefarth ließ den Warschauer Aufstand niederschlagen, auf seinen Befehl wurden mehrere zehntausend zivile Personen erschossen. Der spätere Bürgermeister von Westerland starb juristisch unbelangt am 7.5.1979 auf #Sylt.
Zwischen 1951 und 1964 war der "Schlächter von Wola" Reinefarth, der sich nie für seine Verbrechen verantworten musste, Bürgermeister von Westerland, Sylt.
1958 wurde er in den Schleswig-Holsteinischen Landtag gewählt.
#Sylt war ein beliebter Ferienort im Nationalsozialismus. Das zuvor zumindest im Verhältnis zu anderen Bädern liberalere Seebad richtete sich antisemitisch aus. Hotels, Gaststätten und Strände wurden als "judenfrei" beworben. Kraft durch Freude organisierte Urlaub auf der Insel.
1938 wurden auf Sylt Deiche durch den Reichsarbeitsdienst errichtet. Im 2. Weltkrieg wurde Sylt als kriegswichtig eingestuft, mit Bunkern überzogen und zum Sperrgebiet erklärt.
In der Foto Strecke vom Spiegel zum nationalsozialistischen Tourismus insbesondere das Bild 4 beachten:
Sylt-Urlaubsprospekt aus dem Nationalsozialismus: Dame im Nordseebad Westerland, am Strand und auf der Badeanstalt Hakenkreuz-Fahnen. spiegel.de/geschichte/naz…
1) Reinefarth (Mitte) bei einer Feier der völkischen Umsiedlungspolitik der Nazis im Reichsgau Wartheland (polnisch Okręg Rzeszy Kraj Warty), 1944 commons.m.wikimedia.org/wiki/File:Bund…
4) Westerland (Sylt) in einem Foto Album von 1940. Aufgenommen bei einer Freizeit bei einer Ausbildung des Reichsarbeitsdiensts commons.m.wikimedia.org/wiki/File:West…
Mahjub bin Adam Mohamed, genannt Bayume Mohamed Husen, starb am 24. November 1944 im KZ Sachsenhausen.
Er war 1929 aus Daressalam in Tansania - bis 1918 Kolonie "Deutsch-Ostafrika" - nach Berlin gekommen, um das Gehalt für den Einsatz in der deutschen Kolonialtruppe einzufordern.
Husen heiratete und gründete eine Familie, die in der Brunnenstr. lebte. Er arbeitete als Kellner im Haus Vaterland, Kiswahili-Lehrer an der Friedrich-Wilhelms-Universität und während des Nationalsozialismus als Schauspieler in kolonialen Propagandafilmen.
1941 wurde Mahjub bin Adam Mohamed, genannt Bayume Mohamed Husen, wegen einer außereheliche Affäre denunziert, wegen sog. "Rassenschande" angeklagt und kam nach der "Schutzhaft" im Gestapo-Gefängnis am Alexanderplatz ins KZ Sachsenhausen.
Quane a Dibobe/ Martin Dibobe (31. Oktober 1876 - nach 1922) kam 1896 als Kontraktarbeiter aus Kamerun nach Berlin und wurde bei der Gewerbeausstellung in einer sog. Völkerschau ausgestellt. Außerdem wurde er an der Charité für rassistische Studien untersucht und vermessen.
Im Oktober 1896 begann Dibobe eine Schlosserlehre bei der Firma Conrad Schultz in Strausberg und arbeitete anschließend als Vorarbeiter in den Siemenswerken, wo die Gitter der Berliner Hochbahn, der heutigen U1, hergestellt wurden.
Ab 1902 arbeitete Dibobe (geb. 31.10.1876) für die Berliner Hochbahn erst als Zugbegleiter und Schaffner, bald als Zugführer 1. Klasse im Beamtenstatus.
1906/07 war er im Auftrag der Reichsregierung ein Berater beim Eisenbahnbau in Kamerun.
1916-1919 lebte er in der Kuglerstr.
Am 17. Oktober 1930 hielt Thomas Mann in der Berliner Alten Philharmonie (ehemalige Rollschuhbahn in der Bernburger Str. in Kreuzberg) angesichts des Erstarkens der NSDAP (18.3 % bei der Reichstagswahl im September 1930) "Die deutsche Ansprache. Ein Appell an die Vernunft":
"Es findet sich mehr zusammen, um die politische Bewegung, von der wir sprechen, die nationalsozialistische, vom Geistigen her zu stärken. [...]"
Thomas Manns Rede "Die deutsche Ansprache" vom 17. Oktober 1930 wurde von der SA durch Zwischenrufe und Tumult gestört.
"Dazu gehört eine gewisse Philologen-Ideologie, Germanisten-Romantik und Nordgläubigkeit aus akademisch-professoraler Sphäre, [...]"
Thomas Mann: "Die deutsche Ansprache. Ein Appell an die Vernunft" am 17. Oktober 1930 in der Bernburger Str. in Kreuzberg.
Über die nationalsozialistischen Massenerschießungen von über 33.000 jüdischen Menschen am 29. und 30. September 1941 in Babyn Jar schrieb Jewgeni Jewtuschenko:
"Über Babij Jar, da steht keinerlei Denkmal.
Ein schroffer Hang - der eine unbehauene Grabstein.
Mir ist angst."
"Ich bin alt heute,
so alt wie das jüdische Volk.
Ich glaube, ich bin jetzt
ein Jude.
Ich glaube, ich bin jetzt sie:
Anne Frank.
Licht-
durchwoben, ein Zweig
im April.
Ich liebe,
Und brauche nicht Worte und Phrasen.
Und brauche:
daß du mich anschaust, daß ich dich anschau."
"Wenig Sichtbares noch,
wenig Greifbares!
Die Blätter - verboten.
Der Himmel - verboten.
Aber einander umarmen, leise,
das dürfen, das können wir noch.
Sie kommen?
Fürchte dich nicht, was da kommt, ist der Frühling.
Er ist so laut, er ist unterwegs, hierher."
Jewgeni Jewtuschenko
Dr. Hellmut Späth trat zwar in die NSDAP ein, beschäftigte aber im NS weiterhin jüdische Mitarbeiter in der Späth’schen Baumschule und protestierte als seine Tochter Dagmar, die den Nazis als "Halbjüdin" galt, die Schule verlassen musste. Am 13. August 1943 wurde er verurteilt:
Wegen "Kriegswirtschaftsvergehen" wurde Hellmut Späth am 13. August 1943 zu einem Jahr Haft in Bautzen verurteilt. Danach brachte ihn die Gestapo in das KZ Sachsenhausen, wo er 1945 ermordet wurde.
https://t.co/2fbRt7gg3u
Nach der Verhaftung wurde Hellmut Späth aus der NSDAP ausgeschlossen, da "die charakterliche Einstellung des Dr. Späth mit nationalsozialistischer Auffassung nicht nur nicht übereinstimmt, sondern ihr diametral entgegengesetzt ist.“ (NSDAP Kreisgericht 10 Berlin-Neukölln, 1943).
Der Schriftsteller und Dramaturg Günther Weisenborn (10. Juli 1902 - 26. März 1969) zog Ende der 1920er nach Berlin, u.a. wurde an der Volksbühne sein Antikriegsstück "U-Boot S4" aufgeführt. 1933 wurden seine Arbeiten verboten, 1937 schloss er sich dem Widerstand an.
Aus dem Exil zurückgekehrt, schloss sich Günther Weisenborn (10. Juli 1902 - 26. März 1969) der Widerstandsgruppe Schulze-Boysen/Harnack an. 1940 wurde er Chefdramaturg am Schillertheater. 1942 inhaftierte ihn die Gestapo in der Prinz-Albrecht-Straße.
1943 verurteilte der Reichskriegsgericht Günther Weisenborn (10. Juli 1902 - 26. März 1969) zum Tode, das Urteil wurde zur Zuchthausstrafe in Luckau gemildert.
Nach dem Krieg & seiner Rückkehr nach West-Berlin arbeitete er als Dramaturg am Hebbel-Theater.