Strassen-Verlauf Profile picture
Lea L. Fink Doktorandin der Philosophie & Historische Stadtführerin
Nov 24, 2023 6 tweets 3 min read
Mahjub bin Adam Mohamed, genannt Bayume Mohamed Husen, starb am 24. November 1944 im KZ Sachsenhausen.
Er war 1929 aus Daressalam in Tansania - bis 1918 Kolonie "Deutsch-Ostafrika" - nach Berlin gekommen, um das Gehalt für den Einsatz in der deutschen Kolonialtruppe einzufordern. Drei Fotografien: links Bayume Mohamed Husen blickt in die Kamera, trägt einen hellen Anzug und eine gemusterte Krawatte. Rechts oben eine Fotografie vom nächtlich erleuchteten Haus Vaterland 1932. Unten rechts der Stolperstein mit der Aufschrift: Hier wohnte Mahjub Bin Adam Mohamed  Bayume Mohamed Husen  Jg. 1904 Verhaftet Sept 1941 Sachsenhausen  Ermordet 24.11.1944" Nachweis von wiki commons folgt. Husen heiratete und gründete eine Familie, die in der Brunnenstr. lebte. Er arbeitete als Kellner im Haus Vaterland, Kiswahili-Lehrer an der Friedrich-Wilhelms-Universität und während des Nationalsozialismus als Schauspieler in kolonialen Propagandafilmen.
Oct 31, 2023 8 tweets 4 min read
Quane a Dibobe/ Martin Dibobe (31. Oktober 1876 - nach 1922) kam 1896 als Kontraktarbeiter aus Kamerun nach Berlin und wurde bei der Gewerbeausstellung in einer sog. Völkerschau ausgestellt. Außerdem wurde er an der Charité für rassistische Studien untersucht und vermessen. An einer Hochbanstation stehen fünf uniformierte Männer, Martin Dibobe (zweiter von links) mit drei weißen Kollegen der Berliner Hochbahn vorne. Im Hintergrund bei der Bahn ein Mann mit Uniform. Nachweis von wiki commons folgt. Im Oktober 1896 begann Dibobe eine Schlosserlehre bei der Firma Conrad Schultz in Strausberg und arbeitete anschließend als Vorarbeiter in den Siemenswerken, wo die Gitter der Berliner Hochbahn, der heutigen U1, hergestellt wurden.
Oct 17, 2023 7 tweets 3 min read
Am 17. Oktober 1930 hielt Thomas Mann in der Berliner Alten Philharmonie (ehemalige Rollschuhbahn in der Bernburger Str. in Kreuzberg) angesichts des Erstarkens der NSDAP (18.3 % bei der Reichstagswahl im September 1930) "Die deutsche Ansprache. Ein Appell an die Vernunft": Links eine Fotografie von Thomas Mann 1929 mit Schnauzer. Er trägt Anzug und Krawatte und stützt den Kopf auf eine Hand. Rechts das orangefarbene Titelblatt der Schrift "Deutsche Ansprache von ThomasMann. Ein Appell an die Vernunft. Rede, gehalten am 17. Oktober 1930 im Beethovensaal zu Berlin. 1930 S. Fischer Verlag Berlin" Nachweise von wiki commons folgen. "Es findet sich mehr zusammen, um die politische Bewegung, von der wir sprechen, die nationalsozialistische, vom Geistigen her zu stärken. [...]"

Thomas Manns Rede "Die deutsche Ansprache" vom 17. Oktober 1930 wurde von der SA durch Zwischenrufe und Tumult gestört. Großer bestuhlter Saal in der Alten Philharmonie 1888, seitlich Bestuhlung  auf den Emporen. Nachweis von wiki commons folgt.
Sep 29, 2023 7 tweets 3 min read
Über die nationalsozialistischen Massenerschießungen von über 33.000 jüdischen Menschen am 29. und 30. September 1941 in Babyn Jar schrieb Jewgeni Jewtuschenko:

"Über Babij Jar, da steht keinerlei Denkmal.
Ein schroffer Hang - der eine unbehauene Grabstein.
Mir ist angst." Bäume an einem Abhang in Babyn Jar 2003. Auf dem Boden liegt braunes Laub. Nachweis von wiki commons folgt. "Ich bin alt heute,
so alt wie das jüdische Volk.
Ich glaube, ich bin jetzt
ein Jude.

Ich glaube, ich bin jetzt sie:
Anne Frank.
Licht-
durchwoben, ein Zweig
im April.
Ich liebe,
Und brauche nicht Worte und Phrasen.
Und brauche:
daß du mich anschaust, daß ich dich anschau." Jewgeni Jewtuschenko, Kopf-Schultern-Porträt, leicht nach rechts gewandt, die Stirn in Falten, gestikulierend und ins Mikrofon sprechend. Nachweis von wiki commons folgt.
Aug 13, 2023 4 tweets 3 min read
Dr. Hellmut Späth trat zwar in die NSDAP ein, beschäftigte aber im NS weiterhin jüdische Mitarbeiter in der Späth’schen Baumschule und protestierte als seine Tochter Dagmar, die den Nazis als "Halbjüdin" galt, die Schule verlassen musste. Am 13. August 1943 wurde er verurteilt: Portrait von Hellmut Späth zeigt ihn im dunklen Anzug mit Krawatte und Einstecktuch. Er trägt kurzes Haar und blickt direkt in die Kamera. Ausschnitt von einem Foto einer Gedenktafel bei der Baumschule.  Nachweis von wiki commons folgt. Wegen "Kriegswirtschaftsvergehen" wurde Hellmut Späth am 13. August 1943 zu einem Jahr Haft in Bautzen verurteilt. Danach brachte ihn die Gestapo in das KZ Sachsenhausen, wo er 1945 ermordet wurde.
https://t.co/2fbRt7gg3u
2 1/2 stöckiges Herrenhaus erbaut 1874 in Berlin-Baumschulenweg mit Efeu bewachsen.
Jul 10, 2023 7 tweets 3 min read
Der Schriftsteller und Dramaturg Günther Weisenborn (10. Juli 1902 - 26. März 1969) zog Ende der 1920er nach Berlin, u.a. wurde an der Volksbühne sein Antikriegsstück "U-Boot S4" aufgeführt. 1933 wurden seine Arbeiten verboten, 1937 schloss er sich dem Widerstand an. Aus dem Exil zurückgekehrt, schloss sich Günther Weisenborn (10. Juli 1902 - 26. März 1969) der Widerstandsgruppe Schulze-Boysen/Harnack an. 1940 wurde er Chefdramaturg am Schillertheater. 1942 inhaftierte ihn die Gestapo in der Prinz-Albrecht-Straße.
May 15, 2023 4 tweets 3 min read
Am 15. Mai 1928 wurde die Musikrevue Es liegt in der Luft mit Margo Lion und Marlene Dietrich in der Komödie am Kurfürstendamm uraufgeführt. Das Stück inszeniert das Warenhaus als Kosmos: In den Verkaufsabteilungen wachsen vergessene Kinder auf, die das Haus nie verlassen müssen. Label der Schellackplatte P...Fotografie zeigt Marlene Di...Fotografie zeigt Mischa Spo... Die Musik schrieb Mischa Spolianski, den Text Marcellus Schiffer.

"Es liegt in der Luft eine Sachlichkeit,
... Stachlichkeit, ..
Es liegt in der Luft was Idiotisches,
.. was Hypnotisches,
es liegt in der Luft, ..
und es geht nicht mehr raus aus der Luft!"
May 14, 2023 5 tweets 3 min read
Am 14. Mai 1941 wurde Maurice Bavaud in Plötzensee hingerichtet. Nach mehreren Attentatsversuchen auf Hitler 1938 wurde der Schweizer Seminarist auf dem Heimweg mit Waffe beim Schwarzfahren erwischt, verhaftet, später von der Gestapo verhört und schließlich zum Tod verurteilt. Fotografie des jungen, blon... Die Schweizer Botschaft unternahm fast nichts für Maurice Bavaud (15. Januar 1916 - 14. Mai 1941).
May 14, 2023 4 tweets 2 min read
Postkarte von Esther Ernestine Berkowitz an ihren Sohn Horst Berkowitz vom 14. Mai 1943 aus Theresienstadt nach Hannover

Handstempel: "Rückantwort nur über die Reichsvereinigung der Juden in Deuschland Berlin-Charlottenburg 2, Kantstr. 158"

Die Mutter starb, der Sohn überlebte. Maschinenbeschriebene Postk... Die Mutter Esther Ernestine Berkowitz starb noch im selben Jahr in Theresienstadt. Ihr Sohn, der Jurist Horst Berkowitz, überlebte. Er engagierte sich schon ab April 1945 für den Wiederaufbau der Justiz in Hannover. Fotografie der Stolperstein...
May 13, 2023 5 tweets 3 min read
Im Nachhinein wurde am 13. Mai 1943 ein Schutzhaftbefehl des Reichssicherheitshauptamtes wegen "hochverräterischer Betätigung" gegen die bereits seit April inhaftierte Seidenwinderin und Widerstandskämpferin Maria Fischer erlassen. Schutzhaftbefehl des Reichs...Maria Fischer, Gestapo-Bild... In Maria Fischers Wohnung in der Gusenleithnergasse 11 in Wien hatte sie mit ihrer trotzkistischen Widerstandsgruppe "Gegen den Strom" Flugschriften hergestellt.
Sie wurde zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt.
May 12, 2023 5 tweets 2 min read
Der Gastronomiebetrieb Aschinger profitierte von "Arisierungen", expandierte in den 1930er Jahren und umfasste bald 30 Aschinger-"Bierquellen" in Berlin.
Aschinger arbeitete so eng mit dem NS-Regime zusammen, dass sie bei den Nürnberger Reichsparteitagen den Ausschank übernahmen. Speisekarte Aschinger, 30. ...Ebenfalls Blau weiß gehalte...
May 12, 2023 5 tweets 2 min read
Am 12. Mai 1945 verhafteten US-Soldaten den Chef der Sicherheitspolizei und des SD und Kriegsverbrecher Ernst Kaltenbrunner in der Wildenseehütte in der Nähe von Altaussee. Dort hatte er sich in der propagandistisch sogenannten "Alpenfestung" zum Kriegsende verschanzt. Fotografie von 2009 zeigt A...Nationalsozialistische Abst... Zur "fiktive Rückzugsposition der Deutschen Wehrmacht im Alpenraum": hdgoe.at/alpenfestung

Zur Biografie von Kaltenbrunner: dhm.de/lemo/biografie…
May 10, 2023 4 tweets 2 min read
Maria Slavona kam zur Ausbildung 1892 nach Berlin, lebte lange in Paris, zeitweise in einer
Wohngemeinschaft, die freie Liebe erprobte. Die impressionistische Malerin stellte 1901 in der Berliner Secession aus, deren Mitglied sie 1913 wurde. Am 10. Mai 1931 starb sie in Berlin. Slavonas Gemälde zeigt Häus... Maria Slavona (geb. Marie Dorette Caroline Schorer | 14. März 1865 - 10. Mai 1931)
May 10, 2023 7 tweets 2 min read
Zum ersten Jahrestag der Bücherverbrennung gründete Alfred Kantorowicz mit anderen am 10. Mai 1934 die "Deutsche Freiheitsbibliothek" in Paris, die der "amtlich verfügten und mit terroristischen Mitteln durchgeführten Entgeistigung und Barbarisierung Deutschlands" entgegentrat. Schon zur Eröffnung durch Alfred Kerr und Egon Erwin Kisch am 10. Mai 1934 soll die "Deutsche Freiheitsbibliothek" in Paris 11.000 Bände verbotener und verbrannter Literatur gezählt haben.
May 7, 2023 6 tweets 2 min read
Das Manuskript von Adornos Antrittsvorlesung als Privatdozent für Philosophie "Die Aktualität der Philosophie" ist auf den 7. Mai 1931 datiert.

"[...] nur in Spuren und Trümmern die Hoffnung gewährt, einmal zur richtigen und gerechten Wirklichkeit zu geraten." Ausschnitt einer Fotografie... Adorno hielt im Mai 1931 diese Antrittsvorlesung in Frankfurt am Main. 1933 entzogen ihm die Nazis die Lehrbefugnis.

"Wer heute philosophische Arbeit als Beruf wählt, muß von Anbeginn auf die Illusion verzichten, mit der früher die philosophischen Entwürfe einsetzten: [...]" Gedenktafel für Theodor W. ...
Apr 30, 2023 6 tweets 3 min read
Laura Knights Gemälde "Ruby Loftus Screwing a Breech-ring", das während des 2. Weltkriegs Arbeit von Frauen in Fabriken normalisieren sollte, wurde am 30. April 1943* in Anwesenheit der dargestellten Arbeiterin Ruby Loftus in der Royal Academy Summer Exhibition ausgestellt. Eine junge Fabrikarbeiterin... * So berichtete laut Wikipedia der Evening Despatch am 30.4.1943. Leider konnte ich das nicht überprüfen. Er könnte auch vom Vortag berichten. Da aber royalacademy.org.uk/art-artists/ex… die öffentliche Ausstellung am 1. Mai eröffnet, halte ich den 30. für den Presseauftakt plausibler.
Apr 29, 2023 4 tweets 3 min read
Mit "Umkämpft, verhandelt, ausgegrenzt. Dissonantes Erinnern an den Nationalsozialismus und seine Folgen" sind die Ergebnisse einer Tagung des Duisburger Zentrums für Erinnerungskultur beim @Campusverlag erschienen,
- mit Beiträgen u. a. von @malte_thiessen @JensHecker7
und mir. "Umkämpft, verhandelt,... Herzlichen Dank für die Herausgabe und die großartige Betreuung an @AndreasPilger und Robin Richterich.

Beiträge von Malte Thießen, Robin Richterich, Lenard Suermann, Lea Fink, Arnd Bauerkämper, Cornelia Chmiel, Jennifer Farber und Jens Hecker.
campus.de/buecher-campus… Aufgeschlagenes Inhaltsverz...Zweite Seite des Inhaltsver...
Apr 28, 2023 5 tweets 2 min read
Am 28.4.1937 wurde Joseph Rossaint im Berliner "Katholikenprozess" vom Volksgerichtshof wegen des Versuchs, eine "Einheitsfront zwischen Katholiken und Kommunisten" zu bilden, zu 11 Jahren Zuchthaus verurteilt.
Er war u.a. 1935 an einem Flugblatt gegen die Wehrpflicht beteiligt. Ausschnitt der Gedenktafel ... Bis 1945 war Joseph Rossaint, der mit sieben führenden Mitarbeitern der katholischen Jugendbewegung verurteilt wurde, im Zuchthaus Remscheid-Lüttringhausen inhaftiert.
Apr 20, 2023 5 tweets 2 min read
"'Volk' wird jetzt beim Reden und Schreiben so oft verwandt wie Salz beim Essen, an alles gibt es eine Prise Volk: Volksfest, Volksgenosse, Volksgemeinschaft, volksnah, volksfremd, volksentstammt ..."

Victor Klemperer zitiert seinen Tagebucheintrag vom 20. April 1933 in LTI. Fotografie von Ursula Richt... "Nein, das Allerjämmerlichste daran ist, daß ich mich ständig mit diesem Irrsinn des Rassenunterschieds zwischen Ariern und Semiten beschäftigen muß, [...]"

V. Klemperer zitiert seinen Tagebucheintrag vom 20. April 1933 in LTI. Notizbuch eines Philologen.
Apr 19, 2023 8 tweets 4 min read
Am 19. 4. 1943 wurde die Fotografin Charlotte Joël von Berlin ins KZ Auschwitz-Birkenau deportiert.
1918 hatte sie mit Marie Heinzelmann das Atelier Joël & Heinzelmann in Charlottenburg gegründet und fotografierte u.a. die unbekannte Marlene Dietrich, später auch Walter Benjamin. Fotografie von Walter Benja...Stempelabdruck des Fotoatel...Stolperstein in der Klopsto... 1921 portraitierte Charlotte Joël Karl Kraus, mit dem sie sich anfreundete.
Im NS durfte sie aufgrund antisemitischer Verfolgung nicht als Fotografin tätig sein. Ihre Freundin Clara Grunwald vermittelte ihr Arbeit in einer Küche.
Gemeinsam wurden sie deportiert und ermordet. Fotografie  von 1921 zeigt ...
Apr 18, 2023 4 tweets 2 min read
Karl Holtz (14. Januar 1899 - 18. April 1978) beteiligte sich 1919 in Berlin an den Novemberkämpfen. Er veröffentlichte u.a. in der Roten Fahne, im Wahren Jacob & Eulenspiegel. 1932 zog er nach Rehbrücke bei Potsdam. 1937 wurden einige seiner Drucke als "entartet" beschlagnahmt. Im NS konnte Karl Holtz (14. Januar 1899 - 18. April 1978) nicht mehr als Pressezeichner arbeiten und übernahm Aufträge als Werbegrafiker und Zeichner.
Im Zweiten Weltkrieg war er Soldat und kehrte 1945 nach Rehbrücke zurück.