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May 17 13 tweets 2 min read
Diese ganze Recycling-Manie im Fashionbereich löst kein einziges Problem. Im Gegenteil. Es befeuert den Konsum.
Konsumenten glauben, sie können nun sorglos konsumieren, schließlich ist es recyceltes Material. ABER!
Das wenigste geht ins Recycling. Keiner kann sich vorstellen, wie energetisch intensiv die erneute Logistik, Sortierung, Aufbereitung ist, um dann ein Recyclat herzustellen, dass ohne Beimengen frischen Materials auch nur annähernd Qualitätsstandards hält.
Wirklich recycelt werden kann nur sortenreiner Rohstoff (kennt man vom Müllsortieren!). Ein Naturfasershirt, aus Gründen der Haltbarkeit genäht mit Polyesterseelenfaden, bedruckt mit einem Plastisol-Siebdruck, ade. Ebenso jegliches Mischgestrick/Gewebe.
Problem: Sortenreinheit widerspricht den einen ökonomisch, den anderen qualitativ. Eine Arbeitskleidung, rein aus Baumwolle, wäre nächsten Dienstag durch. Da hat sich nunmal Baumwolle/Polyester bewährt, gerade in belastbaren Situationen und bei der Industriewäsche.
Dann kommt der Konsument, oder besser, die Konsumentin. Keine Hose ohne Elasthan. Diesen Komfort möchte man sich nicht mehr nehmen lassen. Kann ich verstehen. In den letzten Jahren tat sich viel in Sachen biologische Abbaubarkeit. Dorlastan zB.
Manchmal aber ist ein nicht abbaubares ökologischer. Warum? Man muss abwägen: wenn man ein langlebiges Produkt konzipiert, widerspricht das eigentlich schon der biologischen Abbaubarkeit. Bestes Beispiel: Naturlatex in Kleidung. Mal abgesehen von Allergikern ist es sehr
anfällig gegen Meerwasser, Chlor, etc. Alles, was im Gebrauch/bei der Wäschepflege anfallen kann. Biologisch abbaubare Elasthomere sind besser, aber die Kings in Langlebigkeit sind nicht abbaubare. Weil eben widerstandsfähig.
Oft bringen diese noch mit sich, dass bei der Ausrüstung des Produkts (Färben, Fixieren) weniger Wasser und weniger Energie benötigt wird. Und auf einmal ist das doch nicht mehr sooooo unökologisch.
Warum ich euch das alles erzähle? Weil mir diese „Kauf ruhig, ist alles recycelt“ so dermaßen auf den Sack geht. Was für eine Grünwäscherei. Es gibt nichts richtiges im Falschen. Weiter so geht einfach nicht. Zwei grundlegende Dinge müssen wir ändern:
1. Als Produzent. Alles verwenden, was bereits existiert und daraus langlebige, reparierfähige Kleidung gestalten. #zerowaste #qualität
2. als Konsument: weniger konsumieren, deutliche längere Tragezeiten realisieren und Kleidung wieder zu schätzen lernen, indem man sie pflegt.
So. Sorry, das musste mal raus. #klarheit
Abschließend vielleicht: Claims wie „Designed to recycle“ ist deutlich weniger umweltfreundlich als „produced for a longlasting Life!“

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Apr 30
Indonesien stoppt den Palmölexport. Steckt zur Hälfte in Kosmetik und Lebensmittel, die andere Hälfte geht in Biodiesel. Indien & Pakistan brennen, denn die Klimakrise ist. Da kommen Kleidung und Textilien her.

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Wir werfen jährlich 18 Mio To Lebensmittel weg. Kleidung wird bereits als Wegwerfartikel geführt.

Es wird sich vieles radikal ändern in einem Tempo, das wir uns nicht vorstellen konnten. Wir haben nicht geschafft, unser Verhalten zu ändern. Deshalb ändert die Zeit es nun.
Ich persönlich sehe nach wie vor eine große Chance darin, endlich den vergangenen Raubbau gerade zu rücken für unsere Kinder und Enkel.

Vor 12 Jahren, als ich gestartet bin mit manomama, war ich felsenfest der Meinung, alles neu, alles bio, alles schick.
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Mar 31
Interessant, wie das Statement von Habeck aufgenommen wird. Er sagte „Wir werden alle ärmer werden“.

Diese Aussage ist verankert an einer rein ökonomischen Tatsache aktueller Geschehnisse in Bezug auf Putins Krieg.

Ein Threat.
Ein längerer Gedankengang.
Ein Staat wird ärmer, wenn große Ausgaben getätigt werden, die nicht geplant waren. Dies hat zur Folge, dass in naher Zukunft staatliche Maßnahmen wie Steuern oder Sozialleistungen gehoben oder gestrichen werden, oder man schiebt es in den Schuldenberg der nächsten Generationen.
Deshalb ist der Aufschrei groß, die Angst ebenso.

Dass wir aber ärmer werden, war ein Weg, der sich seit Jahren abzeichnete. Dieser begann, als wir uns als Gesellschaft in eine Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft entwickelten bei gleichzeitigem demographischen Wandel.
Read 18 tweets
Mar 4
Aus eigener Entscheidung weniger und weniger schnell Autofahren, die Heizung drosseln…und, nicht lachen - Pulswärmer am Handgelenk (dort verliert man richtig Wärme!). Klingt wie naive Hausmittelchen, in Wahrheit aber ist es eine wirksame Strategie, einen Despoten zu schaden.
Vorallem aber müssen wir diesen Wandel annehmen: Radikal Ressourceneffizient werden. Erneuerbare Energien. Zero Waste. Kreislaufwirtschaft. Erst Upcycling (braucht vom Rohstoff her keine weitere Energie), dann Recycling (braucht Energie).
Warum ich mir darin so sicher bin? Seit 12 Jahren machen wir hier nichts anderes bei manomama: Upcycling, radikal regional fertigen, von Anbeginn nur lokalen Ökostrom und alle Maschinen energiearm konzipiert. Wir sind resilient durch jede Krise ohne staatliche Hilfe.
Read 6 tweets
Jan 7
Kleiner Twitterpausen-Break. Warum? Na, um euch zunächst ein gutes, neues zu wünschen. Und dann, um euch zu informieren, dass Ärzte wie @Chrissip81, die sagen, Omikron kriegen wir und dafür verurteilt werden, diese Reaktion nicht verdienen.

Deshalb ⬇️
Wer mich kennt, weiß, wie vorsichtig ich seit 2 Jahren bin. Keine privaten Treffen, keine Veranstaltungen, Maske, 3fach geimpft und viel Häme erfahren, ob meiner Vorsicht. Nun, heute ist mein letzter Tag der Isolation. Ich bin wieder negativ. Mein Weihnachtsgeschenk. #Omikron.
Wie es passierte? Ab 18.12. begaben sich mein Mann und ich vorsorglich in Isolation. Wir wollten Oma & Eltern (💉💉💉) schützen. Am 23.12. musste mein Mann 1x einkaufen. 10 Minuten, mit Folgen, wie wir erfahren werden. Frisch getestet feierten wir mit Oma den 24.
Read 7 tweets
Sep 8, 2020
googelt „Staatsfonds Textilbranche“ und kann einfach nichts finden.

Das war Jahrzehnte lang die Schlüsselindustrie in Deutschland. Die hat dann der Automobilbranche Platz gemacht. Und die muss nun einer neuen Branche Platz machen. Nennt man Wandel. Zukunft braucht Wandel.
Mal zur Info: 1978 unter SPD-Kanzler Helmut Schmidt veröffentlichte die Bundesregierung eine Anzeige: „Frau Müller kauft ein Hemd in Ceylon, damit ihr Mann hier Arbeit hat.“ Man warb aktiv für das Verständnis, dass Arbeitsplätze verlagert würden. Innerhalb von 11 Jahren ...
... gingen rund 313.000 Arbeitsplätze verloren. Die SPD schickte vornehmlich Frauen in die Arbeitslosigkeit. Anfang der 1980er war es Otto Graf Lambsdorff, der dies als großen Fehler erkannte. Staatsfonds war da kein Thema. Das Textilwesen hat sich selbst neu erfunden.
Read 6 tweets
Jul 17, 2020
Was mich heute Nacht umtrieb? Unsere Innenstädte. Wie werden sie aussehen? Gerade Corona war ein Brandbeschleuniger, der uns Zeit nimmt für Ideenentwicklung.

Ein Thread.
Schon vor Corona war die Situation des EH mehr als schwer: steigende Mieten (als Beispiel: 50m2 Laden in guter Lage 3000 Euro!), abnehmende Frequenz, wachsende Onlineumsätze. Da konnte man seit Jahren nur gegenhalten mit besonderen Produkten und exzellentem Service.
Letzterer wieder muss bezahlt werden, was jedoch kaum einer bereit ist. Schließlich gehört guter Service doch zum Service. Und gekauft wird zum Internetpreis :) So schlossen nach und nach Einzelhändler, und überließen die Städte den Ketten. Die konnten sich das noch leisten.
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