Vor wenigen Tagen kam eine ziemlich krasse Studie vom @PIK_Klima raus. Es geht um nicht mehr und nicht weniger als die Lösungen, mit denen das globale Ernährungssystem bis 2100 CO2-neutral werden kann.

Was haben die Forschenden herausgefunden? 🧵1/13
Vorab: Wo stehen wir?
Über die gesamte Wertschöpfungskette versursacht unser Essen ein Drittel(!) aller globalen Emissionen. Darüber hinaus ist es der Hauptgrund für Artensterben und Zerstörung von Ökosystemen wie dem Amazonas.
Alarmstufe dunkelrot also für eine Transformation von unserem "Food System".
Daher untersuchten die Forschenden bei drei Haupt-Faktoren die Auswirkungen auf die Treibhausgas-Emissionen:

1) Degrowth
2) CO2-Steuer für Lebensmittel
3) Flexitarische Ernährung
1) #Degrowth (bzw. ganz kurz umschrieben: eine fairere globale Verteilung der Einkommen) alleine hat so gut wie keinen positiven Effekt auf die Emissionen. Warum?
Anders als beim Energieverbrauch stellt sich schon ab einem relativ niedrigen Pro-Kopf-Einkommen ein hoher CO2-Ausstoß durch die Ernährung ein. Zum Beispiel dadurch, dass sich Menschen schon bei einem mittleren Einkommen häufig Fleisch leisten können.
2) Eine CO2-Steuer, die Emissionen entsprechend dem Pariser Klimaabkommen bepreist, könnte hingegen die globalen Emissionen für das Ernährungssystem bis 2100 fast halbieren!
Der Preis dafür läge pro Tonne CO2-Äquivalent in den nächsten Jahren schon bei ganzen 140 US$.
Positiver "Nebeneffekt": Bis 2050 könnten so über 3 Billionen(!) US$ eingenommen und in soziale und klima-kompatible Ausgleichsmaßnahmen im Ernährungssektor investiert werden.
3) Noch mehr Einsparpotenzial als eine eingepreiste CO2-Steuer hätte jedoch eine hauptsächlich auf Pflanzen basierte Ernährung, die sogenannte Planetary Health Diet (7 statt 16 Gigatonnen CO2!).
Mit anderen Worten: Fleischkonsum ist mit Abstand das größte Problem in Sektor Ernährung, der dem Klima die größten Probleme macht.
Maßnahmen, die gegensteuern: Produkt-Kennzeichnung, Werbeverbote, Beratung sowie öffentliche Verpflegung gemäß der Planetary Health Diet.
Fazit: CO2 Steuer und fleischarme Ernährung bewirken also alleine genommen am meisten fürs Klima. Warum degrowth trotzdem mitgedacht werden sollte in künftigen Maßnahmen:
Nur eine Kombination der drei Lösungen führt dazu, dass sich Menschen mit niedrigem Pro-Kopf-Einkommen das klimafreundliche, besteuerte Essen auch leisten können. Der Preis pro Tag dafür läge mit 2-3 US$ dann nämlich deutlich über dem Einkommen in vielen ärmeren Ländern.
Eine nachhaltige Transformation des globalen Ernährungs-Systems gelingt am besten und fairsten mit einer Kombination aus CO2-Steuer, pflanzenbasierter Ernährung und Degrowth.

So kann bis 2100 sogar CO2-Neutralität erreicht werden.
Die Ergebnisse gehen übrigens in die gleiche Richtung bei Biodiversitätsverlust, Überdüngung und Wassernutzung – auch wenn in der Studie nur Treibhausgase im Detail untersucht wurden.
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Hier der Link zur Studie:

nature.com/articles/s4301…
Welche Studie sollen wir als nächstes für euch zusammenfassen?

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