In der neuen Traverse (1, 2022) zum Thema Publizieren in den GeiWiss ist 1 interessanter Artikel aus (mittlerer) Verlagsperspektive (S.69-78). Der Beginn, wo es um die Veränderungen & Besonderheiten des GeiWiss Publizieren geht, hat mich überzeugt. Das Danach weniger. 1/x
Dabei, dass GeiWiss andere Pub-Strukturen als NatWiss haben, geh ich mit. Und auch dabei, dass angesichts der Mio.-Beträge für die DEALs mit den "Großen" die kleinen/mittleren Verlage nicht unberücksichtigt bleiben sollten bei etwaigen "Entschädigungen" durch APCs/PAR fees 2/x
Ich stimme auch zu, dass OA 1 effektives Mittel ist, um Fachwissen zu verbreiten & dass teure Lizenzverträge mit Großverlagen hinderlich sind (schließen z.B. Forschende außerhalb des Hochschulbetriebs od. aus dem Global South aus) . 3/x
Für mich ist auch klar, dass OA 1 Preis hat & die Verlagsarbeit keinesfalls überflüssig macht. Anders als die beiden Autoren sehe ich allerdings, dass verlagsunabhängige Alternativen bei viel geringerem Preis 1 mind. gleichwertiges Angebot machen können:
4/x
Technische & v.a. Open Source(!) Lösungen wie OJS, DSpace usw. erleichtern immens das Publikationsmanagement & den "Vertrieb", die Zunahme von Forschenden, die Wisskomm betreiben, sorgt für neue, oft sehr effektive Wege der Dissemination in Netzwerken usw. 5/x
Stichwort Verbreitung: Ja, Vertriebswege über den Buchhandel sind nach wie vor wichtig, z.B. für Erwerbung durch Bibs, aber zentral für Forschende ist die Auffindbarkeit der (eigenen) Publikationen in den von ihnen genutzte fachrelevanten Datenbanken/Bibliographien usw.
6/x
Verbreitung ist aber kein USP der Verlage mehr. Repositorien können das auch & scholar led Angebote sogar besser. Über technische Schnittstellen können Publikationen aus Repos z.B. leicht in allg. Suchmaschinen, Datenbanken usw. exportiert werden.
7/x
Den Kontakt zu & Kooperationen mit Fachbibliographien usw. können Forschende sehr gut herstellen. Wir von @AMAD_org haben z.B. 1 mit @regestaimperii , der größten Literaturdatenbank für Mittelalterforschung & bemühen uns um weitere. 8/x
Natürlich hat OA seinen Preis. Aber keinen so hohen wie die Autoren des Artikels glauben. Richtig ist, dass die Finanzierungsmodelle sich umkehren: von Subskription zu APC/PAR fee. Beides ist trotzdem zu hoch. Aufbau&Betrieb einer Infrastruktur/scholar led Journals kosten. 9/x
Ins Gewicht fallen v.a. Personalkosten (Programmierung, Workflows usw.). Der technische Betrieb muss sichergestellt werden, aber das können Infrastruktureinrichtungen. Dafür sind sie da! Die redaktionelle Betreuung auch, aber - und jetzt kommt's - die war schon #unbezahlt 10/x
Fachwissenschaftler*innen übernehmen Qualitätssicherung für Verlage. Das ist okay so, denn hier liegt ihre Expertise. Dass sie auch weitere Arbeiten übernehmen (Lektorat, Satz, Projektmanagement usw.), nimmt zu, bedeutet aber faktisch: Hier bauen sie neue Expertise auf. 11/x
Die Verlagsarbeit wird also sicher nicht überflüssig, aber Leistungen & Kosten müssen gut abgewogen werden, v.a. weil sich Bedürfnisse von Forschenden ändern. Die Autoren mögen es befremdlich finden, dass in NatWiss schmucklose PDFs Usus sind.
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Aber Inhalt wird transportiert. Vielleicht reicht das ja schon Und von Journals als Reputationsmaschinen & künstlichen Qualitätsbewertungen wollen wir doch wegkommen, oder? (DORA!) 13/x
Davon dass Infrastrukturen von Bibs & Hochschulen die Qualität von Verlagen erreichen können, davon bin ich - anders als die Autoren - überzeugt. Gefragt sind da aber die Fachwissenschaftler*innen, sich zu engagieren. Sie müssen Kuratierung, Redaktion usw. übernehmen.
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Das ist auch gar nicht so aufregend, weil schon jetzt ihr daily business für Verlage, sie haben die nötige Expertise & es gibt gute Unterstützung der Prozesse durch Software. "Universitäten und Bibliotheken sollten sich auf ihre Kernaufgaben (Lehre &Forschung bzw. 15/x
Dokumentation & Information) konzentrieren &die Verbreitung von ausgereiften wiss. Inhalten den Verlagen überlassen" (S.76). Ein klares Nein dazu von mir! Hochschulen sollten endlich die Aufgabe & Verantwortung für die Verbreitung der bei ihnen entstandenen 16/x
Forschungsergebnisse übernehmen & die Stellen im Infrastruktur-& Wissenschaftsmanagern dafür bereitstellen. Mit 1 Repo an Unibib ists nicht getan. Projektmanagement, fachwiss. Betreuung, Begutachtung, FDM sind neue (alte) Betätigungsfelder von Fachwissenschaftler*innen 17/x
Auch die von den Autoren angeführte Strukturierung & Archivierung von Texten sind ureigenste Bib-Aufgaben, die mit den neuen technischen Möglichkeiten der Repos kein USP der Verlage mehr sind. Warum die Schweiz 1 Plattform für Verlagsinhalte aufbaut, ist mir btw. unklar 18/x
Siehe weiter oben: diversifizierte Fachcommunities wie in GeiWiss haben auch diversifizierte Informationangebote. Den Rest macht Google 🤷 19/x
Ja, die GeiWiss-Verlage könnten zu den Verlierern von OA gehören, wie die Autoren befürchten, denn die großen DEALs werden für die lukrativen NatWiss geschlossen. Verlage & damit Althergebrachte & effiziente Publikationsmöglichkeiten könnten verschwinden (S. 77) 20/x
Die Rechnung ist aber leider schlicht: Gleiches (od. gleichwertiges) Angebot für weniger Geld, das umso virulenter je mehr Geld in GroßDEALS fließt. Die Lösung liegt m.E. in der Kooperation mit Forschenden und Infrastrukturanbietern wie Hochschulen & Bibs 21/x
Diese wird nicht mehr auf die "althergebrachte" Weise funktionieren, sondern muss von den Beteiligten neu ausgehandelt werden & sowohl die Gemengelage des kruellen Wissbetrieb #IchBinHanna #IchBinReyhan als auch die veränderten Bedarfe der Forschenden berücksichtigen. 22/x
Mit der Digitalisierung hat sich das Publikationssystem irreversibel verändert. Zu Gunsten der Forschenden. Sie sollten es aktiv mitgestalten, denn sie werden den größten Nutzen davon haben.

Lest den Artikel von Cortat/Wiedmer selbst: revue-traverse.ch/ausgabe/2022-1/
Over and out
23/23

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May 25
DEAL-Vertrag mit Wiley. Bin schlecht in Zahlen. Steht auf S. 73 wirklich 1 Interimsgebühr für Lesezugriff von 12,5 Mio.€? (bis Juni 2019) & danach 13 Mio. & 26 Mio., d.h. bis Dez. 2020 hat 1 DEAL fast 52 Mio. gekostet? 1 Artikel 2750€?
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Feb 14
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