In #Treuenbrietzen brennt kein Wald, sondern ein Kiefernforst. Ein relevanter Unterschied!
Ein 🧵, warum Kiefernforste brennen, Laubwälder aber nicht und warum aus ökologischer Perspektive so ein Brand eigentlich garnicht so schlecht ist. [1/x]
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Wald und Forst wird i.d.R. synonym verwendet. Forst besteht jedoch aus einer Pflanzung (Aufforstung), im Wald gibt es stattdessen die unterschiedliche Phasen der Vegetationsentwicklung. Einen Wald kann man also nicht pflanzen, er kann nur aus sich selbst heraus wachsen. [2/X]
Wälder im mitteleuropäischen Tiefland bestehen praktisch immer aus Laubbäumen. Ohne menschliche Eingriffe, würden großflächig Rotbuchenwälder vorherrschen. Nadelholz ist hingegen auf Sonderstandorte begrenzt. Fichte kommt natürlicherweise nur im Gebirge über 900m NHN vor, [3/X]
Kiefern hingegen sind Pionierbäume auf sandigem Substrat. Natürliche Kiefernwälder kommen nur als Zwischenstadium auf Dünen vor (und werden mit der Zeit auch dort von Laubbäumen verdrängt, wie man sehr schön auf dem #Darss sehen kann). [4/x]
Da Kiefer und Fichte jedoch recht anspruchslos sind und gutes Bauholz liefern hat man in den letzten 200 Jahren riesige Flächen mit diesen eigentlich standortfremden Nadelhölzern aufgeforstet.
Aus diesem Grund finden sich rezent auf über 50% (!) der Waldfläche in 🇩🇪 [5/X]
standortfremde Nadeholzforste. Sehr anschaulich dazu diese Karte des @BfN_de, auf der man auch sieht, dass insb. in #Brandenburg fast nur Nadelholz stockt. Fast 80% der "Wald"fläche sind dort mehr oder minder reine Kiefernplantagen.🌲 [6/x]
Das ist wirtschaftlich lohnenswert, führt aber zu allerhand Problemen. So sind die Forste monoton, vergleichsweise artenarm und naturschutzfachlich von geringem Wert (ausnahmen bestätigen die Regel, bevor hier gleich jmnd. meckert😉). [7/x]
Vor allem aber verbrauchen Nadelhölzer viel mehr Wasser als Laubbäume. Sie lassen weniger Regen durch ihr Nadeldach und saufen das ganze Jahr Wasser. Das führt zu einer beständigen Absenkung der Grundwasserspiegel. [7/x]
Und sie brennen! Kiefern- und Fichtenforste akkumulieren eine dicke Schicht aus Nadelstreu, die sich schlecht zersetzt und leicht austrocknet. Dazu sind Nadelhölzer reich an Harz. Beides perfekter Zunder! 🔥 [8/x]
Laubwälder brennen i.d.R. nicht. Das Laub 🍃wird leichter zersetzt, Laubwaldboden ist auch im Sommer meist leicht feucht. Auch die Struktur der Laubbäume macht es einem Brand schwer. Konkret heißt das: Jeder "Waldbrand" bei uns ist eigentlich ein Forst- oder Plantagenbrand. [9/x]
Diese sind natürlich trotzdem gefährlich, grade in Siedlungsnähe. Und sie vernichten Tausende von Euros in Form von Holz. Warum sind Waldbrände aber durchaus auch gut? Sie beschleunigen #Waldumbau! [10/x]
Waldumbau ist kurzgesagt die aktive Entwicklung von standortfremden Nadelforsten in Laub- oder Mischwälder. Da passiert mittlerweile was, auch durch die Landesforsten, es ist aber ein langsamer mühseliger Prozess. Denn die Plantagen sollen [11/x]
langsam durch andere Gehölze ersetzt werden, nicht schlagartig. Die aufgewachsen wertvollen Kiefern und Fichten will man ja noch ernten und verkaufen. Und es gibt auch Forstämter, die weiter auf Nadelholz setzen, obwohl klar ist, dass das keine Zukunft hat. #Klimawandel [12/x]
Ein Waldbrand ist aber ein Katalysator für den Umbau, denn schlagartig werden große Flächen problematischer Bestände entnommen, schlagartig sinkt der Wasserverbrauch und es gibt wieder Grundwasserneubildung. [13/x]
Waldumbau: In #Treuenbrietzen könnte man z.B. jetzt in den Folgejahren Eiche pflanzen und so viel rascher zu standortangepassten Wäldern kommen, die nicht die genannten Probleme aufweisen. (Buche ist eine Schattenbaumart und kann erst später wachsen) [14/x]
Also, so ein Waldbrand/Forstbrand ist aus forstwirtschatlicher Sicht natürlich eine Katastrophe, für Natur und Umwelt hingegen könnte es sich noch als förderlich herausstellen.😀 [15/15]
Nachtrag: Ich sehe schon die zahlreichen Kommentare von Förstern und Försterinnen. Aber bitte gerne, her damit! Gerne aber unwütend + sachlich, denn nur so können wir voneinander lernen. Ich freu mich drauf.😊
Nachtrag2: Wie schon in den Kommentaren erwähnt könnte man in der Folge auch statt Aufzuforsten der natürlichen Sukzession, also der natürlichen Wiederbewaldung und -entwicklung eine Chance geben.
Nachtrag3: Berechtigterweise wurde drauf hingewiesen, dass es in #Treuenbrietzen ja schon 2018 gebrannt hat und Aufforstungen von damals jetzt auch abgebrannt sind. Ich weiß nicht, was dort wo in welchen Quantitäten angepflanzt wurde und was jetzt wie sehr betroffen ist.
Interessant ist aber, dass es infolge des Feuers 2018 eine 28ha große Versuchsfläche gibt, die zusammen mit @WaldUndUmwelt ins Leben gerufen wurde.
Dazu lesenswert dieser Artikel: zeit.de/news/2021-07/1…
#DieLinke ist auf Ursachenforschung fürs Wahldebakel. Eine Analyse der Wählerwanderung ist geeignet, um diesbezüglich etwas weiter zu kommen. Die Zahlen dürften aber dem orthodoxen/konservativen Flügel der Partei um #Wagenknecht, #Lafontaine &Co nicht passen:
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So suggeriert @SWagenknecht im Interview am 28.9.21, dass vielfach Leute von der Linken zur AfD gewechselt seien und die Wahlschlappe darauf zurückzuführen sei. (2/x)
Die Mär von der Abwanderung zur AfD, weil #DieLinke "Lifestyle"-Themen bediene, war aber noch nie so falsch wie zu dieser/diesen Wahl/en.
2017 gabs zwar tatsächlich noch moderate Verluste an die AfD, die aber nicht stark ins Gewicht fielen. (3/x)