Was Katja Maurer von @nothilfe zum Antisemitismus-Skandal der #documenta15 sagt. Jeder einzelne Satz lesensert:
"Was sich im Zuge der Verhüllung und anschließenden Beseitigung des Bildes ereignet, ist ein beeindruckender medialer Angriff medico.de/blog/skandal-o…
auf die Bemühungen in der öffentlichen Debatte in Deutschland, die Erinnerungskultur um das Reflektieren kolonialer Verbrechen zu erweitern, ohne die seit Jahrzehnten mühsam und gegen den Widerstand der Eliten aufgebaute Verantwortung für die NS-Verbrechen zu relativieren.
Die „Welt“ vergleicht die documenta mit Goebbels-Propaganda, die „taz“ bescheinigt dem Postkolonialismus sein „Waterloo“. Jetzt geht es nicht mehr um Genauigkeit. Nein, jetzt geht es darum, möglichst alles in einen Topf zu werfen, gut umzurühren und die Stimmen nicht nur der
Palästinenser:innen, sondern des ganzen globalen Südens, zu dämonisieren. Anstatt das Gespräch zu suchen, miteinander zu reden, zu lernen, die unterschiedlichen Kontexte zu verstehen und zu überzeugen, nutzen die Springerpresse und alle, die die Debatte der letzten Jahre
verabscheuen, die Gunst der Stunde, um den Sack zu zumachen. In einem repressiven geistigen Klima drohen die, die sich seit Jahren für einen Dialog und für Lernprozesse, die sich gegen Vereinfachungen wenden und Ambivalenzen aushalten, in die Isolation getrieben zu werden.
Zu fürchten ist, dass das politische Interesse dahinter auf deutsche Renationalisierung und deutsche Kulturalisierung zielt. Es handelt sich um einen Angriff auf ein multiethnisches Deutschland und seine multiperspektivischen Erinnerungsräume.
Der generalisierte Antisemitismusvorwurf droht, diese Räume zu schließen und alle unter eine verstaatlichte Erinnerungspolitik zu zwängen."
(...) Die ganze Debatte hinterlässt ein mulmiges Gefühl der Verfehlung, erscheint als ein Nebenschauplatz, der sich zur Hauptsache aufspielt. Vielleicht wollen wir uns mit dem grandiosen Spektakel des documenta-Streits der Erkenntnis verweigern, dass die Bürger:innen des Westens
mit all ihrer Moral, ihrer Aufgeklärtheit und ihrem guten Willen keine Antwort auf die Herausforderung einer Welt haben, die am Abgrund steht. Steckt darin vielleicht der eigentliche Skandal?
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Mir fehlen gerade die Worte für das was in Melilla passiert ist, für die Aufnahmen, die dort zu sehen sind. Wie dutzende tote Menschen auf dem Boden liegen. Wie marokkanische Polizisten schwer, teilweise tödlich verletzte Menschen verprügeln,auf die am Boden liegenden einschlagen
Die NYT schreibt:
"Auf anderen Aufnahmen ist zu sehen, wie ein marokkanischer Sicherheitsbeamter mit einem Schlagstock auf sichtlich verletzte Migranten einprügelt, die sich am Boden winden, bevor ein Kollege den schlaffen Körper eines anderen Mannes auf den Haufen wirft".
Findet ihr es auch nicht normal, dass der bayerische Innenminister Herrmann (CSU) Schirmherr auf einer Veranstaltung ist, auf dem ein Leugner des Genozids an den ArmenierInnen spricht und die vom DITIB-Geschäftsführer in Südbayern organisiert wird?
Herrmann ist nicht nur Schirmherr, er soll die Veranstaltung auch noch persönlich eröffnen und eine Rede halten. Auf dem Workshop soll es um die "Geschichte der deutschen Wissenschaftler in der Türkei" gehen.
Sprechen wird u.a. Mustafa Çolak, der immer wieder den Genozid an den ArmenierInnen leugnet und Augenzeugenberichte als manipuliert darstellt. Z.B. hier ⏬️
Genaub so muss man den antikurdischen @DLF-Beitrag von Sendker auseinandernehmen:
"Im Beitrag kommen dazu zwei »Experten«: Ercan Citlioglu, Exgeneral und Berater der türkischen Armee, der die Kurden im Beitrag mit einer Zwiebel vergleicht (What the fuck?) jungewelt.de/artikel/429124…
Und Turkologe Walter Posch, bei dem Sendker offensichtlich Spielschulden hat, so oft wie sie ihn in letzter Zeit für O-Töne anfragt. (...) In meiner Zeit als Journalist in Istanbul habe ich viele Leute vom Typ Sendker getroffen: Deutsche, die ein Orhan-Pamuk-Buch gelesen haben
und glaubten, nun alles zu wissen; die auf Twitter ein nachdenkliches Foto am Bosporus zeigen; jeden Text mit: »Istanbul – hier treffen sich Orient und Okzident« beginnen; und der Horror: den Teesatz mittrinken. Iih.
Heute haben wir Melike Akbaş in München begraben. Sie wurde nur 15 Jahre alt. Gestorben ist sie auf der Flucht in ein besseres Leben. Ihr Wunsch war es hier zu studieren. Als sie nach tausenden Kilometern angekommen zu sein glaubte, starb sie auf einem Güterbahnhof bei München.
Von Mardin in Nordkurdistan nach Bursa in der Westtürkei, von dort nach Italien und von Italien auf einem Güterzug nach Deutschland. Sie war gezwungen diesen Weg zu nehmen, weil es keine legalen Fluchtwege für Menschen gibt, die dem AKP-Regime in der Türkei entkommen wollen.
Im Moment ihrer Ankunft in München, nach all den Kilometern, nach all der Gefahr, kurz bevor sie ihren Fuss auf den Boden setzen konnte, von dem sie Sicherheit und Freiheit erhoffte, traf sie der Stromschlag der Starkstromleitung.
"Den Schmerz der anderen begreifen" von @chawichawi.
Es passt so zu den heutigen Debatten um Erinnern, um den deutschen Faschismus und Kolonialismus, um Israel/Palästina und und und.
Ich weiß gar nicht, was ich aus dem Buch zitieren soll...
Wusstet ihr, dass im Dez. 1944 tausende westafrikanische Kriegsheimkehrer, die in Frankreich gegen die deutsche Wehrmacht kämpften, anschließend von den Franzosen bei Dakar niedergemetzelt wurden, weil sie ihren Sold einforderten? Das Massaker von Thiaroye. Noch nie gehört, oder?
Oder dass bei der Befreiungsfeier am 8. Mai 1945 im algerischen Sétif, auf der die Menschen auch in Hoffnung ihrer eigenen Entkolonisierung feierten, französische Siedler + Armee in die Menge schossen.
Die 15-jährige Kurdin Melike Akbaş ist bei ihrer Flucht nach Deutschland gestorben, als sie mit 12 weiteren fliehenden KurdInnen von einem Güterwagon aus Italien in München aussteigen wollte. Es war regnerisch und ein Stromschlag aus der Bahnstromleitung traf sie.
Ich habe gestern schon dazu getweetet, dieser Tod trifft mich hart. Wie muss es erst ihrer Familie gehen.
Nach drei Wochen Überlebenskampf ist sie am 8. Juni im Bogenhausener Krankenhaus in München verstorben.
Ihr Verwandter (nicht Bruder, wie ich gestern falsch schrieb) Bekir Demircan liegt noch immer im Krankenhaus und kämpft ums Überleben.
Die Familie stammt aus Mardin, lebt aber zuletzt in Bursa in der Westtürkei.