Warum #Vulnerable mehr im Fokus des Pandemiemanagements stehen sollten.
Die realpolitische Stimmungslage vieler Länder geht weg von präventiven Maßnahmen für die Gesamtbevölkerung. Trotz offener Fragen u.a. zu Long Covid, Reinfektionen & zukünftiger Virusevolution. 1/11
Individuelle "Eigenverantwortung" wird wahrscheinlich je nach Land unterschiedlich gut funktionieren. Auch aus ethischen Gesichtspunkten sollten wir daher den verbesserten Schutz der Bevölkerungsteile, die besonders anfällig für schwere Erkrankungen sind, im Auge haben. 2/11
Wer sind aber unsere vulnerablen Mitmenschen? Grob lassen sich zwei Gruppen unterscheiden: 1) Personen mit einem höheren Risiko sich zu infizieren (z.B. Gesundheitspersonal) sowie 2) Personen mit einem höheren Risiko für schwere COVID-19 Krankheitsverläufe. Dazu zählen... 3/11
Ältere Mitmenschen (Ü65), Immunsupprimierte, Personen mit Komorbiditäten (u.a. Herzkreislauf, Diabetes, Adipositas, chronische Erkrankungen von Lunge und anderen Organen, Krebs). Auch ohne Angehörige von Vulnerablen & Schattenfamilien sind das in Ö >2 Millionen Menschen. 4/11
Schon 2020 wurde festgestellt, daß vulnerable Gruppen besondere Unterstützung in dieser Pandemie bedürfen. Dabei geht es einerseits um verständnisvolle Kommunikation. Es geht aber auch um konkrete Hilfe, um das Risiko einer schweren Erkrankung möglichst zu vermindern. 5/11
Vulnerable vom Infektionsgeschehen völlig zu isolieren war & ist unrealistisch. Gemeinsam mit VertreterInnen dieser Gruppen können aber pragmatische Lösungen gesucht werden, um sie zu unterstützen. Im Idealfall ohne dabei den sorgloseren Teil der Bevölkerung einzuschränken. 6/11
Was könnten solche Lösungen sein? @ingomar_gutmann & andere haben gute Ideen. Dazu zählen beispielsweise Zugabteile für Maskenträger, Maske & Tests auf Krankenschein, Stand-by Medikamentation, oder spezialisierte medizinische Hotlines für Vulnerable. 7/11
Darüber hinaus bleibt das Impfen ein wesentlicher Schlüssel, um Vulnerable mit intaktem Immunsystem zu schützen. Zielgruppenorientierte Kommunikation zu Auffrischungsimpfungen & gegebenenfalls auch Incentivierungen wären sinnvoll. Würde auch das Gesundheitssystem entlasten. 8/11
Auch die nachhaltige Stärkung unseres großartigen aber erschöpften Gesundheitspersonals, sowie eine verbesserte Datenlage (Stichwort COVID-19 Register: ab wann werden alle Bundesländer ihre Hospitalisierungsdaten zentral einmelden?) würde insbesondere den Vulnerablen helfen. 9/11
Angesichts der aktuellen Infektionszahlen & den Prognosen für den Winter wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, um für unsere vulnerablen MitbürgerInnen konkrete Verbesserungsmöglichkeiten zu identifizieren & zu implementieren. Dazu laufende Bemühungen fruchten hoffentlich. 10/11
Wie Medien zur aufgeladenen Stimmung in der Gesellschaft beitragen.
Beispiel: Interviewanfrage eines österr. Mediums zur aktuellen epidemiologischen Situation.
Letzte Frage: “Wie hoch ist die Gefahr für einen neuen Lockdown im Herbst oder früher?"
Meine Antwort (Screenshot): 1/5
Daraus entsteht die folgende kreative Schlagzeile 2/5
Wenige Minuten später trudeln dann naturgemäß die ersten freundlichen Emails ein. 3/5
Diese heute in @ScienceMagazine erschienene Studie mit 3fach Geimpften veranschaulicht die zunehmende immunologische Komplexität nach mehreren Pandemiewellen mit unterschiedlichen Virusvarianten.
So beeinflussen vorangegangene Infektionen in Abhängigkeit der jeweiligen Virusvariante (z.B. Ursprungsvirus vs Alpha vs Omicron BA.1) die späteren Antikörper und T Zell Antworten. Mehr durchgemachte Infektionen heißt dabei nicht automatisch bessere Immunantwort. 2/5
Das ist nicht direkt mit Protektion gleichzusetzen. Auch sind weitere Studien mit BA.2 und BA.4/5 nötig um besser zu verstehen, wie sequentielle Infektionen mit unterschiedlichen Escape Varianten die individuelle antivirale Immunität beeinflussen. 3/5
Überlegungen zu Zero-COVID in China und dem Erfolg unterschiedlicher nationaler Strategien
Die wissenschaftliche Aufarbeitung der Pandemie wird wohl Jahrzehnte benötigen. Welche Länder hatten ein besonders effektives Pandemiemanagement? Wer hatte… 1/11
…in welchem Teilbereich die Nase vorne? Und nach welchen Parameter richten wir uns überhaupt? Infektionszahlen? Mit/an COVID Tote? Übersterblichkeit? Long COVID? Psychosoziale Gesundheit der jungen Generation? Gesellschaftlicher Zusammenhalt? Wirtschaftswachstum? 2/11
Vielfach werden diese Vergleichsanalysen damit zu kämpfen haben, dass die Datenqualität ungenügend und die Zahlen von Land zu Land sehr unterschiedlich (wenn überhaupt) erhoben wurden.
Trotzdem werden Vergleiche seit Pandemiebeginn gezogen. Modell Schweden? (…) 3/11
In Proben wurde eine noch nicht beschriebene Rekombination von BA.2 mit dem Spike von BA.1.1 bestätigt. Was bedeutet Rekombination bei Coronaviren? Ist das epidemiologisch bzw. klinisch relevant? Und was tut sich international? 1/8
Coronaviren verändern nicht nur einzelne genetische Buchstaben, sondern können auch größere genetische Regionen austauschen. Voraussetzung dafür ist, daß ein Wirt von zwei Viren gleichzeitig infiziert wird, und beide in dieselbe Zelle eindringen. (Grafik: Lara Herrero) 2/8
Beides zusammen ist unwahrscheinlich, aber bei hohen Infektionszahlen möglich. Bisher in UK, FR und DK beschriebene SARS-CoV-2 Rekombinante inkludieren Delta+BA.1 („Deltacron“, XD), BA.1+BA.2 (XE) und auch Delta+BA.2 (XF). Siehe Abbildung von @UKHSA Technical Briefing #39. 3/8
Ein herzliches Dankeschön an @GFoi für seinen unermüdlichen Einsatz getragen von viel Empathie und wichtigen kritischen Beiträgen für die Pandemiebekämpfung. 👏 👏 👏 Sein Gecko Austritt ist ein Verlust, den ich bedauere. 1/5
Ich habe @GFoi in diversen Rollen bei der herausfordernden Beratung von Politik und als Risikomanager schätzen gelernt. So auch bei der Organisation der #BreakingtheWave Schul Webinare, wo seine Qualitäten -unterstützt vom sehr professionellen @roteskreuzat - evident waren. 2/5
Es wird weiter Kritik brauchen & auch geben, um wissenschaftliche Beratungsprozesse zu verbessern, für Transparenz zu sorgen & gegen politische Vereinnahmung anzukämpfen. An allererster Stelle geht es aber um das beharrliche Verfolgen zentraler Themen der Pandemiebekämpfung. 3/5
Die aktuelle Variante B.1.1.529 zeigt, wie sehr sich das globale Virusüberwachungssystem weiterentwickelt hat. Eine initial nur Handvoll auffälliger Sequenzen aus Südafrika (SA) sorgt wenige Tage später für internationale Sorgenfalten. Wichtige offene Fragen: 1/5
+ Ist B.1.1.529 tatsächlich für die steigenden Zahlen in SA verantwortlich?
+ Ist es infektiöser?
+ Kann es mit den zahlreichen Mutationen im Spikeprotein der Immunantwort und der Impfung besser entkommen?
+ Ursprung? (z.B. chronisch Infizierte vs. tierischer Zwischenwirt?) 2/5
+ Geänderte Krankheitsverläufe?
+ Wie stark ist B.1.1529 schon international verbreitet? Wurde bisher in wenigen Fällen in Botswana und SA sowie bei 1 Reisenden aus SA in Hongkong festgestellt.
+ Wie kann Europa vor Ort helfen?
+ Läßt sich die globale Zirkulation unterbinden? 3/5