Die NATO vervielfacht ihre schnelle Eingreiftruppe NRF von aktuell 40.000 auf geplante 300.000 Soldaten
Was bedeutet das im Detail? 1/x
Zunächst mal:
Diese 300.000 sind keine "Kämpfer" im eigentlichen Sinne, da entsteht also kein riesiges Heer, das dann ins Feld geschickt werden würde.
"300.000" bedeutet bei einem modernen Militär vor allem eines: 2/x
Unterstützung der kämpfenden Truppe von X.
Denn ein Großteil dieser 300.000 Soldaten sind im Prinzip zuständig für die Versorgung der Kampftruppen, sie bieten die Logistik, die Instandsetzung, die Sanitätsversorgung, die Unterhaltung der Unterkünfte und und und 3/x
Pi mal Daumen nimmt man dabei einen Schlüssel von 1/8, auf einen kämpfenden Soldaten kommen also heutzutage 8, die ihn unterstützen müssen dabei (die Tendenz geht eher in Richtung mehr)
so sieht das auch bei der NRF aus, d.h. diese Eingreiftruppe wird eben nicht 4/x
nur für Gefechte vorgesehen sein, sie soll vor allem schnell verlegt werden können und dann in diesem Gebiet weitestgehend unabhängig agieren können, also nicht abhängig von regionaler Infrastruktur der lokalen Militärs.
Beispielsweise kann eine solche NRF dann schnell 5/x
ins Baltikum verlegt werden, nach Norwegen oder auch an die Ostflanke.
Das gab es bereits früher, die "Allied Mobile Forces", auch als "ACE" bezeichnet und das Konzept dabei war recht ähnlich gestaltet als multinationale Verbände der NATO. 6/x
Das ist somit also keine "Aufrüstung" der NATO, die dafür benötigten Truppen gibt es ja ohnehin, sie werden da eher zu einem neuen Werkzeugkasten zusammengestellt, um schneller und unabhängiger eingesetzt werden zu können für den Fall, dass diese gebraucht werden 7/x
"Neu" daran ist aber, dass es eine Abkehr von den Alleingängen und "Koalitionen der Willigen" bedeutet, die die letzten Jahre und Jahrzehnte prägten und eine Rückkehr zu früheren Konzepten der NATO mit sich bringt.
Ich betone das häufiger: Wir haben wieder die 80er Jahre 8/x
Damals bedeutete ACE aber eben nicht nur den schnellen Einsatz an den Flanken der NATO, also zB Norwegen oder Türkei im Kriegsfall, es bedeutete auch humanitäre Hilfe, etwa bei Erdbeben, wobei dann auch schnell Feldkrankenhäuser verlegt werden können 9/x
Es ist also ein eher recht alter Wein, der uns hier in neuen Schläuchen präsentiert wird als Reaktion auf die "neuen" Bedrohungen
dass dies nun personell grösser als AMF wurde, liegt im Ergebnis schlicht daran, dass die Anforderungen an die Unterstützung, der "Tross" 10/x
in den letzten Jahrzehnten deutlich grösser wurde und die Technik immer komplizierter
Diesen ganzen neumodischen Computer-Schnickschnack muss ja auch jemand bespassen, wenns wieder heisst: "Computer sagt nein!" 11/x
Bleistifte brauchen regelmässige Updates, Feldküche produziert jetzt vegan und glutenfrei, auf Wunsch mit Liebesperlen, dazwischen muss die Munition gezählt werden und ohne Ende "Berater", Wettergötter und solche Gestalten
Nicht zu vergessen die Anwälte vom Gruselkommando 12/x
Betrachtet man dann mal objektiv, was da als "kämpfende Truppe" übrig bleiben würde, liegt man - oh Wunder - wieder so ziemlich genau bei den 40.000, die es gegenwärtig eh bereits sind.
Somit ist das eher eine qualitative Verbesserung denn tatsächlich eine "Aufrüstung" 13/x
Wenn dann also die russische Propaganda dies als "Kriegstreiberei" und "Bedrohung" zu identifizieren glaubt, sollte man das verhältnismässig entspannt sehen:
von diesem Bäumchen-Wechsel-Dich-Spiel hat die Bundeswehr keinen einzigen Panzer zusätzlich 14/x
und die dafür notwendigen Soldaten werden auch nicht aus Lehm geformt und kriegen dann einen Zettel in den Mund gesteckt, die stehen momentan so oder so als Baum verkleidet in der Gegend rum.
Ob ich den jetzt Ralf, Tanja oder Seppo nenne, ändert also erstmal gar nichts 15/x
Dass wir uns jetzt aber im Rahmen der NATO als Westen mal so aufstellen, wie das seit 2014 bereits notwendig gewesen wäre, ist für uns hier erstmal ein recht positives Zeichen und eine angemessene Entwicklung.
Überfällig, ja, aber angemessen: 16/x
als konventionelle Abschreckung ist das (endlich) mal wieder ein taugliches Mittel nach dem Prinzip "haust du mich, hau ich dich auch!"
Uns macht das also ein Stück sicherer und es trägt dazu bei, die Risiken eines Krieges zu reduzieren. 17/x
Dass diese Abschreckung vorher eher geringer war und das für uns ein Risiko bedeutete, dass den Krieg in der Ukraine sogar förderte, DARÜBER wird noch zu sprechen sein, aber das kann NACH dem Krieg geklärt werden. 18/18
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Gegenwärtig sind viele Schreckensnachrichten unterwegs als Clickbaiting und es gibt auch Störpropaganda russischer Trolle, um uns zu verunsichern - letzteres gehört da zur Doktrin in Moskau, ersteres machen kleine Redaktionen wegen der Banken 1/
Entscheidend im Umgang mit solchen Informationen ist die Zusammenstellung:
Eine einzige Nachricht mit einer Quelle ist KEINE valide Information, erst durch viele VERSCHIEDENE Informationen entsteht ein Gesamtbild und erst dieses kann man würdigen. 2/x
Wenn also Ankündigungen im Netz unterwegs sind zu Angriffen aufs Baltikum, Krieg gegen Finnland und Schweden und solcher Mumpitz, dann muss man VIELE Informationen zusammentragen dazu.
Und da fehlt es momentan an validen Hinweisen, die solche Angriffe überhaupt 3/x
Ja, genau nach diesen Zeitgenossen aus Haus Ingeburg suche ich
Genauer gesagt nach Magnus von Braun, der am 3.5.1945 über den 1180m hohen Oberjochpass nach Reutte geradelt sein will.
Während eines Schneegestöbers, das so heftig war, dass die Alliierten keine Luftangriffe 1/x
fliegen konnten.
Ich kenn die Gegend wie meine Westentasche und ich weiss auch, dass der Pass erst 1952 ausgebaut wurde, vorher war das eine Schlaglochpiste, aber ich such Fotos zu der Strasse. 2/x
Wenn wir hier in Deutschland den Eindruck haben, dass die Bedrohung durch Russland neu wäre oder überraschend gekommen wäre, dann ist dies zweifelsfrei falsch:
Diese Bedrohung war seit 2014 zentrales Thema in der NATO, sogar DAS zentrale Thema: 1/x
mit dem Überfall auf die Krim und die Bedrohungen im Baltikum reagierte die NATO sogar ziemlich schnell:
Im Baltikum wurde der Luftraum durch zusätzliche Flugzeuge gesichert, es wurden Kampfeinheiten zur Unterstützung geschickt. Und an beidem war die Bundeswehr 2/x
unmittelbar beteiligt.
Beim Wirtschaftsforum in Polen wurde über diese Themen sogar ausgesprochen offen diskutiert und da waren zahlreiche Verteidigungsminister. Der Kurs war da also bereits recht klar 3/x
Mit Kern des Streits um das neue Sturmgewehr der Bundeswehr war - und ist über die Patente teilweise noch immer - die "over the beach"-Fähigkeit
Was aber bedeutet das, Strandurlaub? 1/x
Im Prinzip tatsächlich etwas sehr Ähnliches:
Wenn Soldaten nach Vorbild der Landungen am D-Day in Frankreich aus dem Wasser kommen und über einen Strand müssen, ist dieses Szenario waffentechnisch recht anspruchsvoll und unterscheidet sich vom üblichen Gebrauch. 2/x
Zwar soll man sowas NIEMALS machen und die Waffe vor Nässe und insbesondere Verschmutzungen schützen, in Gefechtssituationen einer solchen Landung an einem Strand oder Flussufer geht das nicht immer und bietet auch deutliche Vorteile, wenn frühzeitig geschossen werden kann 3/x
Das MR 223 hatte dabei ein veritables Problem auf dem Zivilmarkt: Den Preis (halt typisch HK)
Um das zu lösen, hatte eine Tochter von HK für weniger Geld eine abgespeckte Version im Angebot, die bei denen/ in Oberndorf aus dem MR 223 entwickelt wurde: Das CR 223 2/x
diese Firma war Haenel
Nach dem Verkauf von Haenel gehörte das CR 223 quasi zum Produkt-Portfolio und auf dieser Grundlage wurden dann weitere Waffen entwickelt
Eine davon wurde dann zum Mitbewerber für die Bundeswehr-Ausschreibung 3/x