Thread by @jvdhurk

Warum brauch es für eine Verkehrswende auch Poller? Das erkläre ich gerne in diesem kleinen Thread. 1/12

@an_topnews und @aachenerzeitung beschäftigen sich intensiv mit der Verkehrswende in #Aachen. Mal mehr oder weniger sachkundig, aber das Thema wird regelmäßig mit großen Artikeln beleuchtet. Auch Albrecht Peltzer, Leiter Lokalredaktion, kommentiert das aktuelle Geschehen. 2/12

Anlass waren offensichtlich die Poller der Diagonalsperre am Annuntiatenbach und die ganz neuen Poller auf der Bismarckstraße, Höhe Neumarkt. Man kann sicherlich darüber streiten, ob es nicht schönere Gestaltungsmöglichkeiten gibt. Aber warum eine Sperre in diesen Fällen 3/12

das effektivste Werkzeug ist, erkläre ich gerne. Zunächst einmal: Was soll überhaupt erreicht werden? In beiden Fällen soll der Autodurchgangsverkehr reduziert werden. Am Annuntiatenbach um die Anwohner:innen vor Verkehr, Lärm und Abgasen zu schützen. 4/12

Am Neumarkt um funktionierende Fahrradstraßen zu erhalten. Denn eine Fahrradstraße funktioniert nur dann, wenn auch Kinder dort sicher unterwegs sein können. Und dafür darf es auf einer Fahrradstraße nur wenig Autoverkehr geben. Gleichzeitig sollen alle Ziele in der Straße 5/12

auch mit dem Auto erreichbar bleiben. Also muss der Autodurchgangsverkehr raus. Die Regelwerke geben dazu Hinweise: Maximal 400 Kfz in der Spitzenstunde sollen es sein oder alle 9 Sekunden ein Auto. Das ist ungewohnt wenig, aber anders geht es nicht.
Was kann man tun? 6/12

Es gibt natürlich verschiedenste Möglichkeiten den Verkehr zu lenken, einzelne Strecken unattraktiver zu machen und #Autokorrektur zu betreiben. Geschwindigkeitsbegrenzungen, rechts vor links an Kreuzungen, Durchfahrtsverbote, etc. Es gibt viele Möglichkeiten die Regeln 7/12

zu ändern. Aber damit das funktioniert, müssen sich genügend Menschen mit ihren Autos auch an die Regeln halten und damit sieht es gar nicht so gut aus. Wenn man neue Regeln aufstellt, muss man das auch kontrollieren. Am besten 24/7, um die Regeln bekannt zu machen. 8/12

Das ist sehr aufwändig. Gibt es also andere Möglichkeiten? Die gibt es. Netzunterbrechungen z.B. mit Pollern sind eine Möglichkeit. Man unterbricht eine Wegebeziehung und macht diese dadurch unattraktiv. Der Autoverkehr weicht auf andere Straßen aus. So manch einem, der sich 9/12

an freie Fahrt auf allen Straßen gewohnt hat, mag das wie eine Holzhammermethode vorkommen, aber sie ist sehr effektiv und effizient. Das Ziel den Durchgangsverkehr zu reduzieren, wird beinah zu 100% erreicht und der Aufwand ist auf das Aufstellen der Poller begrenzt. 10/12

Alles klar, oder?
Es gibt allerdings ein paar Fälle, bei denen Poller auch nicht meine erste Wahl wären. Z.B. wenn in einer Straße eine Buslinie verläuft. Versenkbare Poller sind eine Möglichkeit, aber ein Poller, der nicht nach unten fährt, ist sehr nervig. 11/12

Spannender fände ich eine Durchfahrt, die per #Blitzer überwacht wird. Fahrzeuge mit unbekanntem Kennzeichen werden geblitzt und dann zur Kasse gebeten. Gibt es beispielsweise in Gent. Aber das ist etwas für einen anderen Thread ... 12/12

Einen Nebeneffekt will ich hier noch erwähnen. Natürlich verlängert sich durch eine Netzunterbrechung für das Auto auch die Fahrzeit für das Auto. Das kann man zunächst schlecht finden, weil Umwege mehr CO2 bedeuten. Aber ...

... auf der anderen Seite werden dadurch Laufen, Rad und Bus fahren attraktiver. In 🇳🇱 sind einige Städte nach diesem Prinzip aufgebaut. Zu Fuß oder mit dem Fahrrad ist man dann schneller als mit dem Auto. Man spart dann nicht nur das CO2 der Umwege, sondern auch ...

... den CO2-Ausstoß der gesamten Autofahrt. Und dann ergeben Sperren und Umwege auch im Sinne des Klimaschutzes Sinn.

@threadreaderapp unroll please.