Das erste Börsen-Halbjahr ist vorbei und war „historisch“ schlecht. Unser Kapitalmarktstratege Thomas Lehr ordnet ein, wie schlecht tatsächlich und wie es nach vergleichbaren Phasen anschließend weiterging. Ein Thread 👇👇👇
Das 1. Halbjahr 2022 war für den S&P 500 mit einer Wertentwicklung von Minus 20,58 Prozent das schlechteste 1. Halbjahr seit 1970 (- 21,01 Prozent). Wenn man mehr als 50 Jahre zurückgehen muss, kann man (so sollte man meinen) zu Recht von „historisch“ sprechen.
Allerdings: bei diesem Vergleich werden alle anderen möglichen 18992 Halbjahreszeiträume seit 1970 ausgeblendet. Der Vergleich bezieht sich tatsächlich nur auf die sehr viel kleinere Zahl der 51 ersten Halbjahre, die es seitdem gab.
Würde man nach einem ähnlich schlechten Sechs-Monats-Zeitraum über ein beliebiges halbes Jahr suchen, müsste man dafür nicht einmal drei Jahre zurückgehen. Vom 23. September 2019 bis zum 23. März 2020 verlor der S&P 500 mehr als 25 Prozent.
Beschränken wir uns bei der Suche nach Zeiträumen, in denen der S&P 500 in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen mehr als 20 Prozent verloren hat, findet man seit dem zweiten Weltkrieg sieben ähnlich schlechte Perioden.
Wie ging es anschließend weiter? In allen Fällen legte der S&P 500 über die folgenden 6 (bzw. 12) Monate deutlich zu. Im Schnitt lag der Kurszuwachs über das folgende Jahr bei 31,36 Prozent (Median 31,55 Prozent). Mindestens waren es 22,16 Prozent.
Das ist außergewöhnlich. Denn im Schnitt liegt die Wertentwicklung des S&P 500 für einen (beliebigen) Halbjahreszeitraum „nur“ bei 4,88 Prozent. Ein (beliebiger) Zeitraum von 365 Tagen brachte seit dem zweiten Weltkrieg 9,9 Prozent.
Natürlich zeigt ein Blick in die Vergangenheit selten einen (verlässliches) Bild der Zukunft. Man muss aber konstatieren, dass es in den vergangenen 77 Jahren nach einer solch schwachen Börsenphase eher besser gewesen wäre zu kaufen, statt zu verkaufen.
Beim Vergleichen mit historischen Zeiträumen ist aber grundsätzliche Vorsicht geboten. Je weiter man in den Geschichtsbüchern zurückblättert, desto mehr betrachtet man eine Welt, die so nicht mehr besteht.
Wer beispielsweise die siebziger Jahre als Blaupause heranzieht, nur weil es auch damals eine hohe #Inflation gab, sollte nicht vergessen: sowohl der Aktienmarkt als auch die (US) Wirtschaft haben sich in den vergangenen 50 Jahren strukturell gewaltig verändert.
So gehörten Finanztitel vor 1976 nicht zum S&P 500. Es gab praktisch keine #Technologieaktien. Über die Marktliquidität sowie die Verfügbarkeit und Verbreitungsgeschwindigkeit von Informationen müssen wir gar nicht reden.
Die aktuelle Marktsituation zeigt vor allem eines: #Kurse schwanken, das ist nun mal so an der #Börse. Dann kann es Chancen geben. Aber: Nur wer eine konkrete Idee vom Wert eines Investments hat, kann einschätzen, ob der Preis für die #Aktie gerechtfertigt ist.

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