"Don`t f**ck with my brain."
Das war einer meiner ersten Gedanken, als 2020 klar wurde, wie neurotrop SARS COV 2 ist.
Die Tage hat mich jemand gefragt:" Wie oft hattet Ihr inzwischen Covid? Noch nie? Wie lange wollte Ihr dem noch aus dem Weg gehen?! Das ist doch anstrengend."
Auch auf Twitter gab es Kommentare von "Fundamentalismus", "engstirniges Schwarz-Weiß". "Extremismus".
Meine Antwort darauf: Ich habe mehr Folgen der Erkrankung gesehen als von sonst einer Infektionskrankheit. Und was ich sehe, will ich nicht.
Nein. KANN ICH MIR NICHT LEISTEN
Pat, die nicht nur ein paar Wochen im Akut-Infekt ausfallen, sondern Wochen- oder Monate brauchen, bis sie wieder teilweise einsetzbar sind. Einige bleiben berufsunfähig.
Eine Kollegin, Infekt im Frühjahr, hat plötzlich Gedächtnisausfälle, dass sie den Einkauf abbrechen muss.
Das kann ich mir schlicht nicht leisten.
Als Selbständige mit mehreren Angestellten.
Mein Gehirn ist mein Kapital. Sollte ich mit NeuroCovid "gesegnet" werden, so würde nicht nur meine Familie wirtschaftlich immens Probleme haben. Als Frau Anfang 40, wäre die "Chance" hoch.
Die ländliche Gegend, in der ich arbeite, ist generell unterversorgt. Der Kollege im Nachbarort ist plötzlich krankheitsbedingt ausgefallen.
Was soll ich sagen... Jede Schutzmassnahme rentiert sich für mich. Und die täglich neuen LC Patienten bestätigen mich darin.
Wer dies als Extremismus oder borniertes schwarz-weiß Denken sieht, sollte sich bewusst machen, dass es bei jeder Infektion nur positiv oder negativ gibt. Es gibt nicht ein bisschen infiziert. Genauso wenig wie ein bisschen schwanger. Oder ein bisschen HIV oder Ebola.
Covid ist kein "respiratorisches Schnupfen-Husten-Virus".
Inzwischen bitten LongCovid Patienten weltweit um Sterbehilfe.
Ich persönlich fürchte keinen tödlichen Verlauf.💉
Ich fürchte das chronische Leiden. Dass ich für meine Familie + Patient*innen nicht mehr sorgen kann.
Nachtrag: Da mich einige Fragen erreichen, was mach sich unter den NeuroCovid Symptomen vorstellen muss: Das ist ein sehr buntes Bild.
Geruchs- und Geschmacksstörungen.
Schwindel. Kopfschmerzen.
Wortfindungsstörungen.
Apraxie ( nicht wissen wie ganz alltägliche Dinge gehen)
Zum Beispiel, dass der Schlüssel in das Schloß muss. Oder wie man seine Schuhe bindet.
Konzentrationsstörungen.
Orientierungsstörungen.
Vergesslichkeit. ( Wie geht der Weg nach Hause vom Supermarkt? Warum bin ich hergefahren??)
Allgegenwärtiger Brainfog.
Starke Überreizbarkeit durch Licht oder Geräusche.
Aber auch Lähmungen mit Guillaume Barre oder Lambert-Eaton-ähnlichem Syndrom ( zum Glück bisher nur 1 Pat damit bei mir)...
Die Liste ist sicher noch länger.
Ach ja, einige Psychosen haben wir auch PostCovid.
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3. Junge Frau, ausgeprägte Gürtelrose am Auge. Nervenschmerzen im Gesicht ( kontralateral!), Gefühl von Zungenschwellung
4. Junge Frau mit Brustentzündung. Dies war ihr Hauptsymptom bei C19 Infektion und hält an/wird stärker. Sie stillt schon seit Jahren nicht. ( neues Symptom? oder Ko-Inzidenz?)
5. Junge Mutter mit Fatigue, Thoraxdruck, Belastungsintoleranz, Muskelschmerzen.
Mein pädiatrischer Fall der Woche:
Fremdpatient, Anmeldung mit dringender Bitte, da KiÄ im Urlaub und alle Vertreter abgewiesen haben.
3J, Fieber 40 seit 3 Tagen. Zuvor schon seit Wochen krank. AZ leicht gemindert, trinkt und isst laut Mutter aber noch. ->
Rasselnde Geräusche, SpO2 91-93, CRP-Schnelltest negativ. Abstriche auf RSV und Covid abgenommen.
Unter Ermahnung bei jegl Verschlechterung in KiKlinik zu gehen mit Inhalationen und Pulsoxy heim.(Mutter MFA)->
Abends ruf ich an, wie es geht: SpO2 bis 87 runter, schläft dauernd, isst kaum mehr. Also: bitte in Klinik vorstellen!
Nachts noch Feedback.
Zum Glück dort SpO2 93 wieder, durfte mit Kortison heim. ->