Okay, der vorläufige Kursplan steht, der Aufsatz ist überarbeitet, die Einleitung ist äh…in Entstehung 😇

Also, heute Abend soll es um #Ableismus gehen.
Der Begriff kommt vom englischen "ableism" — „to be able to“ bedeutet „in der Lage sein zu, oder (etwas) können.“ 1/
Dabei funktioniert der Begriff #Ableismus so wie andere -ismen auch, also Rassismus, Sexismus usw.: man spricht einer Person aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer Gruppe bestimmte, häufig negative Eigenschaften zu. 2/
Es geht um Ungleichheit und Diskriminierung. Im Fall von #Ableismus werden Menschen also aufgrund ihrer Fähigkeiten (ability) bzw. deren Fehlen bewertet (& abgewertet).
Der Begriff kommt aus den Disability Studies und hat ein Pendant: disableism /3
Ableismus und Disableismus haben etwas unterschiedliche Schwerpunkte. Ableismus bedeutet, dass behinderte Menschen gegenüber nichtbehinderten Menschen abgewertet und benachteiligt und diskriminiert werden. /4
Unsere (westlichen) Gesellschaft(en) gehen davon aus, dass die erstrebenswerte Norm ist, nicht behindert zu sein und entsprechend ist von Architektur bis Barrieren in den Köpfen alles auf nichtbehinderte Menschen eingestellt. Das macht den Kern von Ableismus aus /5
Und deshalb werden in ableistischen Gesellschaften Menschen aufgrund ihrer Behinderung als weniger wertvoll und ihr Leben als weniger lebenswert eingestuft - und manchmal auch als entbehrlich. Siehe dazu: Geschichte der Eugenik und auch, mal wieder, die Pandemie /6
Disableismus ist im Deutschen (soweit mir bekannt, korrigiert mich gern!) nicht geläufig. Disableism meint ganz konkrete Behindertenfeindlichkeit bzw. Diskriminierung aufgrund von Behinderung. Die Begriffe ähneln sich natürlich sehr /7
Die Begriffe ableistisch und Ableismus werden also primär genutzt um auf Vorurteile und Diskriminierung von behinderten Menschen hinzuweisen, und hervorzuheben, wenn Menschen aufgrund ihrer Behinderungen abgewertet werden /8
Gibt es Beispiele für Ableismus? Aber hallo! Ich empfehle zum Einlesen #AbleismTellsMe #Ableismus #Ablesplaining (nicht behinderte Menschen erklären behinderten Menschen die Welt 🙄) und lade alle ein, hier Beispiele und gern auch weitere Hashtags zu teilen /9
Beispiele für klassischen Ableismus:
1) Durchsage in der Bahn: „Wir sind leider verspätet, wir mussten noch einen Rollstuhl einladen“ (ja, real so passiert).
2) Jemand stirbt an Covid und es wird gefragt, ob die Person vorerkrankt war
/10
3) Eine Person nutzt einen Rollstuhl (nein die Person ist nicht an den Rollstuhl „gefesselt,“ es sei denn sie hat drum gebeten) und wird nur in Babysprache angesprochen, es wird nur mit ihrer Begleitperson gesprochen oder es werden intime Fragen gestellt (Was ist passiert?) /11
Folgt gern auch anderen behinderten Menschen auf Twitter für ein Einblick in Ableismus zum Beispiel @EdithRaphaela @RolliFraeulein @Kathetbolage @audifono81 @Ashducation @melly_maeh @QueerCripPain und 500 anderen großartigen Menschen die das noch besser erklären als ich /12
PS: Heute Nacht (oder morgen) geht’s dann noch mal um verschiedene Definitionen (Modelle) von Behinderung und der versprochene Thread zu barrierearmen Konferenzen kommt auch noch.
Bleibt dabei für den kleiner Grundkurs Disability Studies diese Woche 😉💜🦾

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Jul 20
So wie auch versprochen: Barrierearme Konferenz 101.
Zunächst mal: #AcademicAbleism. It’s a thing. Wirklich. Kaum eine Institution ist so schlecht auf Menschen mit Behinderung eingestellt, denn bis vor gar nicht so lange waren wir eben Forschungsobjekte und nicht Forschende 1/
Man muss also unter Umständen erstmal die Menschen mit Geld (Profs, Dekanat, Stiftungen etc) davon überzeugen, dass diese Maßnahmen nötig sind („ach es kommen doch eh keine Rollstuhlfahrer“ - „war die letzte Konferenz vielleicht im 2. Stock ohne Aufzug? Hmmh?“) 2/
Die folgenden Tipps und Erkenntnisse sind aus der Konferenz "Moving Towards Collective Action: Activism and Academia" entstanden, die ich mit @GailsFagan vom 14-15 Mai hybrid in Kiel organisieren durfte. 3/
Read 21 tweets
Jul 20
Guten Abend 🌅
Wie der Rest von Kiel auch bin ich nach Schilksee geflüchtet und kuratiere wie gestern Abend schon direkt vom Ostseestrand.

Also, wie angekündigt geht es jetzt erstmal um eine Grundfrage der Disability Studies und zwar: was ist eigentlich eine Behinderung? 1/
Das klingt vielleicht erstmal seltsam, weil viele Menschen eigentlich eine relativ konkrete Vorstellung davon haben, was eine Behinderung ist und wie eine behinderte Person aussieht. Indirekt enthalten ist hier also: Behinderung sieht man den Leuten an - Spoiler: nein 2/
Das Ganze ist aber alles andere als einfach. Behinderungen sind vielfältig. Sie sind angeboren oder erworben. Oft sind sie eben nicht auf den ersten Blick erkennbar (quasi unsichtbar). Menschen jeden Alters können behindert sein. Manche Menschen haben mehrere Behinderungen 3/
Read 17 tweets
Jul 18
Okay, die letzten mündlichen Prüfungen sind abgenommen, nachher trage ich noch die Noten ein.
Ich fang mal an mit einem exklusiven Einblick in die Realität von wissenschaftlichem Arbeiten & Qualifizierung (Promotion) mit Behinderung/chronischer Erkrankung 😉 1/16
Academia ist ja ein mehr als kompetitives Feld, und Hyperproduktivität, Aufopferung, Selbstaufgabe, keine Wochenende, volle Arbeit auf 50% Stelle sind ja quasi Standard. Am besten dropt man auch gelegentlich, dass man wieder das ganze Wochenende durchgeackert hat 2/
Man will ja schließlich in der nach oben dünner werdenden Luft nicht durch falsche Prioritäten auffallen (Familie(nplanung), Freizeit? Lieber nicht). /s
Das Problem? Wenn es nur um einen vermeintlich messbaren Output geht (Vorträge, Publikationen) wer bleibt auf der Strecke? 3/
Read 18 tweets
Jul 16
Die Kuration hier neigt sich langsam dem Ende zu. Ich hoffe, dass ich bisher ein paar Dinge verständlich darlegen konnte. Hier noch eine kurze Zusammenfassung der mir sehr wichtigen Punkte, die selten klar kommuniziert werden.

Ein kurzer Thread /
1. Insektenvielfalt in Deutschland heißt, dass es etwa 34.000 beschriebene Insektenarten gibt. An einem Standort kommen im Laufe eines Jahres durchaus mal 10% davon vor. Von diesen oft 2000-3500 Arten wird traditionell nur ein Bruchteil bearbeitet. /
2. In der Biodiversitätsforschung verfolgen recht wenige Personen einen holistischen Ansatz, der die gesamte lokale Vielfalt adressieren soll. Meist wird mit Zielartengruppen als Teilbetrachtung gearbeitet, z.B. Heuschrecken, Tagfalter, Libellen, Laufkäfer oder Bienen. /
Read 19 tweets
Jul 15
Hier schon mal 5 Account-Empfehlungen, die für einen faszinierenden Zugang zu Artenkenntnis oder Themen zu biologischer Vielfalt sorgen.

1. @sagaOptics - Thorben ist ein absoluter Fotografie-Nerd und macht extreme Makro-Studioaufnahmen. Es gibt keine größere Perfektion!
2. @waldraeubers - Jasmin ist passionierte Biologin, Autorin und noch viel mehr. Auf ihrem 2.-Account gibt es Natur-Stuff und sie veröffentlicht regelmäßig einen empfehlenswerten Newsletter rund um Biodiversität.

3. @RoteListe_RLZ - das Team hinter der Öffentlichkeitsarbeit /
vom Rote Liste-Zentrum ist super engagiert und ich habe die Gesichter letztens auf einer Tagung auch mal kennengelernt. Die Leute

4. @HerbertNickel - Herbert ist führender Zikaden-Spezialist und hat mit die wichtigsten Grundlagen zu den heute viel besser bearbeitbaren /
Read 6 tweets
Jul 15
In der öffentlichen Wahrnehmung haben sich Blühflächen als besonders wirksam für den Schutz und die lokale Aufwertung von Insekten durchgesetzt. Sieht nett aus, ist aber überwiegend Kosmetik. Lokaler Diversität hilft sowas nicht wirklich. Die Studien dazu sind fast alle /
gleich konzipiert. Ich schaue mir die Fläche vorher an oder definiere eine Referenzfläche, ich schaue mir die Fläche nachher an oder definiere meine Blühfläche. Ich werte die Arten aus. Ergebnis: Blühflächen steigern die Diversität. Dass solche Fragen viel komplexer sind und /
dass die eigenen Fragestellungen auch Dinge ausschließen sollten, wie einen reinen Lockeffekt, Auswirkungen auf umliegende Flächen und im Idealfall auch Risiken prüfen, kommt dabei seltsamerweise meist nicht in den Sinn.
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