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Jul 30 13 tweets 4 min read
Aus aktuellem Anlass will ich euch mal was erzählen zu Hass und Hetze auf Twitter:
Ich habe gestern einen einigermaßen viralen Tweet über Masken geschrieben. Aus dem Alltag gegriffen und offensichtlich einen Nerv getroffen, ansonsten ehrlich gesagt nicht sonderlich kontrovers.
Prinzipiell galt auf Social Media schon immer, je größer die Reichweite, desto mehr Trolle, Stinkstiefel oder einfach Ignoranten. In letzter Zeit ergibt es sich jedoch fast schon automatisch, dass wenige Zeit später die Hasskommentare und Beleidigungen im Minutentakt eintrudeln.
Im folgenden nur eine kleine Auswahl ohne wirklich zu suchen als Reaktionen auf EINEN EINZIGEN Tweet.

Praktisch immer unter der Gürtellinie, oft mit dem Versuch der Delegitimierung „Du bist kein Arzt“, „Du lügst“, „Du kassiert Geld von der Regierung“ etc.
Wenn man das ganze bei Twitter meldet, bekommt man in der Regel selbst bei direkten Beleidigungen schon wenige Minuten später die Info: „Alles OK, dieser Post verstößt nicht gegen die Twitter Regeln“

Im Gegenzug werden eigene Posts oft Monate zurück massenhaft gemeldet.
Immer mit dem Ziel, den Twitter Algorithmus durch möglichst viele Meldungen irgendwie zu triggern, was glücklicherweise in 99% der Fälle erfolglos ist, aber bei hunderten Massenmeldungen leider hier und da schon für Sperrungen gesorgt hat deren Aufhebung jedes mal ärgerlich ist.
Wenn man sich die Profile der „Pöbler“ anschaut fallen oft folgende Gemeinsamkeiten auf:
Neues Profil mit wenig Inhalt
Wenig Interaktion außerhalb von Beleidigungen und retweets
Follower nur innerhalb der Troll-Bubble
Stockphoto-Profilbild oder gar keines.
Auch die Antworten gleichen sich oft in Inhalt, Satzbau und Orthografie.

Kleines Beispiel: Der Bauarbeiter Vergleich kam mehrfach und nur wenig variiert, teils sogar mit exakt gleicher Zeitangabe (8 Stunden Zement rühren)

Dies sind ganz klar Fake Accounts.
Muss mich das interessieren? Eigentlich nicht, doch leider schafft es Twitter immer noch nicht, gegen Trollfabriken und Botnetze effektiv vorzugehen und so vernetzen sich diese durch einschlägige Hashtags und gegenseitige likes & verstärken Hasskommentare damit um ein Vielfaches.
Wenn dann noch Reale Agitoren, Populisten oder „Useful idiots“ hinzukommen und der Boulevardjournalismus das ganze aus Profitgier, Clickbaiting und falscher Ausgewogenheit bereitwillig aufgreift verschiebt es den kompletten Gesellschaftlichen Diskurs im Sinne einer false balance.
Glücklicherweise habe ich mit entschieden, trotz diverser Medienanfragen meine Identität nicht öffentlich zu machen und auch wenn das einige Nachteile mit sich bringt (Sichtbarkeit, Öffentliche Auftritte, Blauer Haken etc.) bin ich in der aktuellen Situation heilfroh drum.
Viele Kolleginnen und Kollegen mit Klarnamen kriegen all das auch außerhalb von Twitter ab: Email, Anrufe, Briefe oder sogar Besuche von radikalen Fanatikern.
Wenn man Glück hat gibt es Polizeischutz oder ein paar Anzeigen aber juristisch tut sich oft nicht viel.
Der tragische Fall von @drlisamaria zeigt wie untätig staatliche Organe oft agieren und wie hilflos man als Hassopfer dem Mob ausgeliefert sein kann.

Auch der Rückzug einiger von Social Media (wie zB @Anwalt_Jun) ist zwar extrem schade aber mehr als verständlich.
Ich denke wir dürfen das nicht länger hinnehmen. Wir dürfen den Hetzern den gesellschaftlichen Diskurs und die Hoheit auf Social Media nicht überlassen.

#QuerdenkerSindTerroristen und dagegen müssen wir zusammen und engagiert auftreten, auch wenn es noch so nervenaufreibend ist.

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Jul 24
Lindner sagt:
„Wir brauchen gezielte Maßnahmen, die möglichst viel gesellschaftliches Leben garantieren und den Menschen möglichst viel Eigenverantwortung belassen.“
Problem ist, dass die Menschen ihre COVID Infektion eben nicht eigenverantwortlich auskurieren (können).
Sie kommen dann eben doch ins Krankenhaus oder in die Arztpraxis und erkranken ganz eigenverantwortlich teils auch schwer. Und wer krank ist, der kann nicht zur Arbeit kommen und keine Wirtschaftsleistung erbringen. Das sollte auch den hartgesottenensten Neoliberalisten klar sein
Selbst wenn wir als Gesellschaft befinden, dass uns die Gesundheit der Bevölkerung und die Überlastung der Krankenhäuser völlig egal ist, wird das trotzdem richtig viel Geld kosten:
Personalausfälle, Behandlungskosten & Einnahmeausfälle, all das fällt auf den Steuerzahler zurück.
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Jun 5
Wir wurden vom Blutspendedienst informiert, dass sich aufgrund Spendermangels diesen Sommer eine erneute Knappheit an Blutkonserven anbahnt.
Bereits über Pfingsten haben wir nicht genug 0- vorrätig, die letzte Reserve ist Notfällen vorbehalten.
Falls ihr könnt geht bitte spenden!
Viele weisen zu recht auf eine erschwerte Möglichkeit hin überhaupt zu spenden. Das ist etwas was mich selber zunehmend stört. Bin selbst ausgeschlossen und die Termine auf dem Land sind eine Katastrophe.
Wir hatten daher letztes Jahr einem Blutspende-Dienst angeboten, eine Spenderaktion unter den Mitarbeitern des Klinikums zu veranstalten, dies wurde aufgrund „mangelnder Kapazität“ abgelehnt.
Selbst nach dem Angebot Personal und Räumlichkeiten zu stellen bestand kein Interesse.
Read 4 tweets
Jun 3
Hunderttausende Beschäftigte des Gesundheitssystems haben die Überlastung real & täglich erlebt. All das lässt sich mit nackten Zahlen belegen. Wir haben zB das 2,5 fache der üblichen Patientenzahl betreut. Hunderte Überstunden auf den Zeitkonten, Kündigungswellen etc. als Folge
Dazu knapp 140.000 Tote und die Kollateralschäden wie ausgefallene OPs und Behandlungen AUFGRUND DES VIRUS UND NICHT IRGENDWELCHER MASSNAHMEN.

Die aktuelle politische Diskussion ist derart absurd geworden, was da an Umdeutung stattfindet ist erschreckend. 😔
Ich reiche hier gerne auch nochmal das Angebot von @BotaIntensiv weiter:
Read 4 tweets
May 12
Eine Pandemie ist eine Naturkatastrophe.

Diese bricht plötzlich über uns herein & richtet enorme ökonomische und gesellschaftliche Schäden an, welche umso größer sind je weniger Gegenmaßnahmen ergriffen werden.

Eine Naturkatastrophe lässt sich nicht abschaffen oder ignorieren.
Die Alternative war niemals einfach weiterzumachen wie 2019, denn die resultierenden Schäden wären nur noch größer gewesen.
Wenn es zB ein schweres Hochwasser gibt würde keiner ankommen und sich beschweren, dass jetzt die Schule deswegen ausgefallen ist und der Damm so teuer war.
Oft werden evakuierte Gebiete gar nicht überflutet aber kaum jemand würde freiwillig das Risiko eingehen. Das scheint bei einer Abstrakten Gefahr wie einer Viruserkrankung deutlich schwieriger zu kommunizieren.
Querdenker & Verharmloser nutzen diesen Fakt zur gezielten Umdeutung.
Read 5 tweets
Apr 25
Servicetweet:
Es gibt ne Menge Zwischenstufen zwischen jeden Tag maskenlos Party feiern und sich 365 Tage im Keller einzusperren.

Irgendwann in den letzten Monaten scheint die Diskussion was nun „akzeptables“ Sozialverhalten ist, völlig aus dem Ruder gelaufen zu sein.
Schon vor der Pandemie zirkulierten in Menschenmengen zahlreiche Infektionskrankheiten. Wer kennt nicht die hartnäckige Erkältung, die man sich nach einer Veranstaltung eingefangen hat. In München z.B. grassierte gar regelmäßig die jährliche „Wiesn-Grippe“ nach dem Oktoberfest.
Bis Anfang 2020 hat das in der breiten Bevölkerung überhaupt keinen interessiert. Nur Wenige ließen sich überhaupt gegen Influenza impfen und das eigene Sozialverhalten an die Erkältungssaison anzupassen oder wie in Asien üblich im Winter Masken zu tragen erschienen weltfremd.
Read 19 tweets
Apr 17
Am lustigsten finde ich immer wieder den Querdenker-Vorwurf, ich hätte „Angst“ vor COVID.

Leute, ich war die letzten zwei Jahre glaub öfters und näher an diesem Virus dran als 99% der Bevölkerung.
Ich wurde angehustet, bespuckt & mir ist mal mitten Iso Zimmer die Maske gerissen.
Im Notarztdienst komme ich seit Jahren an hygienisch katastrophalste Orte, immer mit unklarem Infektions- und Gefährdungsrisiko.
Trotzdem geh ich jeden Tag einigermaßen entspannt zur Arbeit. Und trotzdem schütze ich mich gewissenhaft mit Impfung, FFP-Maske und Schutzanzug.
Weil es einen großen Unterschied zwischen „Angst“ und rationalen Schutzmaßnahmen gibt. Kein Bauarbeiter hat „Angst“ auf‘s Gerüst zu klettern aber jeder mit halbwegs gesundem Menschenverstand bewegt sich vorsichtig und sichert sich gegen Absturz.
Read 4 tweets

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