1/ Wenn Menschen ab und zu Lotto spielen, ist das harmlos, oder?
Nein: Die üppigen staatlichen Einnahmen über #Lotterie, Wett- und andere Glücksspiele (Schweiz: 400 Mio./Jahr) sind de facto eine unfaire regressive Steuer - und eine Umverteilung von unten nach oben. 🧵
2/ Menschen mit tieferem sozioökonomischem Status spielen viel öfter Lotto und andere staatlich kontrollierte Glücksspiele. Das macht Lotterie de facto zu einer regressiven Steuer: Jene, die am wenigsten haben, zahlen am meisten.
3/ Warum spielen Menschen, die es sich eigentlich nicht leisten können, überproportional oft Lotto? Weil sie sich eine Besserung ihrer materiellen Umstände erhoffen: Der ersehnte 6er im Lotto ist der illusorische Weg in ein besseres Leben.
4/ Diese Illusion wird durch bewusst und aktiv manipulative Werbung befeuert. Im Lotterie-Marketing werden nur die fetten Jackpots betont - Warnhinweise, dass z.B. ein grosser Gewinn statistisch so gut wie unmöglich ist, gibt es nicht.
5/ Aber die Einnahmen werden doch gemeinnützig ausgegeben, oder? Ja, schon: Denkmalpflege, Kultur-, Sportförderung etc. ist nett - aber davon profitieren überproportional Menschen mit höherem Einkommen. Es ist eine Umverteilung von unten nach oben. link.springer.com/article/10.100…
6/ tl;dr: Staatliche #Lotterie ist de facto eine manipulative, regressive Steuer - staatliche Abzocke der Ärmsten, wenn man so will. Falls die damit erzeugten Einnahmen von öffentlichem Interesse sind, sollen sie transparent und fair über Steuern und Abgaben generiert werden.
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1/ Nach der #Streetparade berichten viele Medien alarmiert über #NeedleSpiking: Mysteriöse Angriffe mit Spritzen.
Solche Berichte häufen sich international und auf Social Media. Doch Needle Spiking könnte zu grossen Teilen "nur" eine soziale Panik sein. Warum?🧵
2/ Zunächst: Was ist Needle Spiking? "Klassisches" Spiking ist die kriminelle Praxis, Menschen z.B. in Bars heimlich Drogen in Getränke zu mischen, um sie u.a. sexuell zu missbrauchen.
Needle Spiking ist Spiking, bei dem die Droge mit einer Spritze verabreicht wird.
3/ Needle Spiking ist ein junges Phänomen. Erste Berichte gab es 2021 im Vereinigten Königreich, und seither werden viele mögliche Fälle in mehreren Europäischen Ländern und Nordamerika diskutiert.
20 Minuten sieht bei Needle Spiking "epidemische Ausmasse".
1/ Ein querdenkerischer Hassmob hat die österreichische Ärztin Lisa-Maria Kellermayr, die sich für Corona-Schutzmassnahmen engagierte, in den Suizid getrieben.
Dieses schreckliche Hassverbrechen macht deutlich, dass es so einfach nicht mehr weitergehen kann. 🧵
2/ Wir hören viel von der "Spaltung der Gesellschaft". Diese Idee ist falsch: Es gibt nicht zwei Lager, die gleich radikal sind. Es gibt *eine* Minderheit, die sich verschwörungsideologisch und hasserfüllt radikalisiert. Die "beide Seiten müssen sich mässigen"-Logik ist falsch.
3/ Können wir das Problem mit mehr "Dialog" lösen? Leider nein, denn zum Tango gehören nun Mal zwei. In den letzten Jahren haben extremistische querdenkerische Kreise immer wieder demonstriert, dass sie mit ihrer totalitären Ideologie nicht dialogbereit sind.
1/ Ich finde es richtig, dass wir über #KulturelleAneignung (#CulturalAppropriation) reden - es gibt Situationen, in denen marginalisierte Gruppen darunter leiden, dass kulturelle Elemente von ihnen übernommen werden. Aber Dreadlocks bei Weissen gehören m.E. nicht dazu. 🧵
2/ Ein typisches Beispiel für problematische kulturelle Aneignung sind Kostüme "exotischer" Kulturen, mit denen Menschen auf das Stereotyp primitiver, wilder, rückständiger, unzivilisierter Völker reduziert werden.
3/ Dreadlocks haben historisch u.a. eine antikolonialistische Konnotation (Rastafari-Bewegung in Jamaica), aber Dreadlocks wurden schon früher in anderen Kulturen getragen. Weisse, die Dreadlocks tragen, tun dies m.E. weder direkt noch indirekt rassistisch oder hämisch motiviert.
1/ Polizist*innen in der Schweiz nutzen das "#ThinBlueLine"-Emblem. Das ist inakzeptabel, weil die damit verbundene Weltanschauung hoch problematisch ist. Thin Blue Line ist *nicht* einfach ein Symbol für Solidarität.
2/ Erstens: Die Thin Blue Line-Ideologie geht davon aus, dass die Polizei das Einzige ist, was die Gesellschaft vor Chaos und Barbarei bewahrt. Wir alle sind impulsive, destruktive Kriminelle, und die Polizei hält uns in Schach.
3/ Ein solches Gesellschafts- und Menschenbild ist eine katastrophale Ausgangslage für Polizeiarbeit. Die Polizei arbeitet für *uns*, die Gesellschaft. Polizist*innen dürfen nicht glauben, dass sie der Zivilbevölkerung moralisch, zivilisatorisch in irgendeiner Art überlegen sind.
1/ Klimawandel lässt Strassen schmelzen; seit mehreren Jahren wütet eine Pandemie; Demokratie ist weltweit rückläufig; eine globale Hungerkrise bahnt sich an - und die NZZ schreibt, dass alles viel besser sei, als wir glauben. Nur wolle das keiner sehen.
2/ Solches Fortschritts-Gejubel ist dreifach falsch. Erstens sind diese Texte undifferenziert. Z.B.: Ja, immer weniger Menschen leben mit weniger als 1.90 $ pro Tag - aber wenn wir die Ethical Poverty Line von rund 7.50 $ anschauen, sieht das Bild deutlich weniger rosig aus.
3/ Zweitens verkennen solche Texte, dass Fortschritt zerbrechlich und *umkehrbar* ist. Beispiel Frauenrechte in den USA. Beispiel Rückkehr der Taliban in Afghanistan. Beispiel Jüd*innen nach den Weimarer Jahren. Beispiel weltweite Erosion von Demokratie.
1/ Gestern hab ich den steinigen Weg im Wallfahrtsort Medjugorje bestritten. Von der Jungfrau Maria leider keine Spur.
So wie mir ergeht es Millionen von Menschen, die Jahr für Jahr nach Medjugorje, Lourdes, Fátima etc. pilgern. Warum tun sie das trotz, ähm, tiefer Erfolgsquote?
2/ Ein erster Faktor ist Tourismus. Religiöse Pilgerorte sind kommerzialisiert und kommodifiziert. Das lockt auch unspirituelle Atheisten wie mich an - wir wollen das Spektakel begaffen. Wallfahrts-Tourismus ist im Grunde die früheste Form des Tourismus. emerald.com/insight/conten…
3/ Menschen, die aus Glaubensgründen solche Orte Aufsuchen, erhoffen sich dadurch oft eine diffuse Gnade Gottes, bessere Gesundheit, oder so etwas wie spirituelle Erneuerung. emerald.com/insight/conten…