Diskurs in Zeiten des #Lumpenpazifismus: eine (kurze) Dekonstruktion (🧵)

Zuvor: ich werde den referenzierten Text nicht durch die Generierung von Clicks honorieren. Wer ihn in Gänze lesen will, sucht bei "Overton" nach Arno Luik: "Pflugscharen zu Schwertern". 1⬇️
Es geht mir auch mitnichten um eine detaillierte Einzel- und Stilkritik. Der Beitrag dient mir als Beispiel (ironischerweise wurde ich durch Sahra #Zarenknecht auf ihn aufmerksam) für Diskursstrukturen, die es zu erkennen und zu benennen gilt.

Zuerst beginnt Luik mit einer 2⬇️
Selbstverständlichkeit: Artikel 87a Grundgesetz. Aber bereits hier das erste Framing und der erste Strohmann: die (sachgerechte) AUSrüstung der Bundesweh eben zum Zweck der Selbstverteidigung wird als "Hochrüstung" diskreditiert. Und niemand (!!) fordert - anders als Luik es 3 ⬇️
zu konstruieren versucht, eine Abkehr vom Prinzip der Selbstverteidigung.

Weiter im Text: "Überrüstung" ... "das Militär (hat) total gesiegt" ... "Deutschland ist nicht mehr das friedfertige Land" ... ähnliche Stichworte, aber kein einziges Wort, warum "Friedfertigkeit" 4⬇️
im Sinne von "Wehrlosigkeit" nicht mehr das Gebot der Stunde ist.

Ein weiterer beliebter talking point: die Grünen hätten sich zur "Kriegspartei" gewandelt. Viele von uns würden sagen, die Grünen haben sich - besser als andere - an die harten Realitäten des Lebens angepasst 5⬇️
aber in Luiks Kreisen soll hier wohl eine Art "Heuchelei bloßgestellt werden" - was übrigens ein komplett untauglicher Versuch ist, denn "Heuchelei" setzt per se voraus, dass ich (fast) gleichzeitig etwas fordere und etwas anderes tue. Wenn ich z.B. als junger Mann etwas 6 ⬇️
gefordert habe, jetzt im Alter aber andere Überzeugungen gewonnen habe und diese nun auslebe, so ist das quasi das Gegenteil von "Heuchelei".

Typisch übrigens auch die Begriffe, mit der Annalena #Baerbock hier markiert wird: "jung", "nassforsch" und "sie steht auf Härte" 7⬇️
... zumindest borderline sexistisch und eines selbst proklamierten "Linken" unwürdig.

Nächster Ausschnitt: Whataboutismus: "... aber die USA" ... aber natürlich geht es nicht darum, den russischen Angriffskrieg zu relativieren. Doch, genau darum geht es dabei Arno. Bitte 8⬇️
merke dir den alten Grundsatz: "Es gibt kein Recht auf Gleichbehandlung im Unrecht".

Ansonsten das alte Spiel: die AUSrüstung der (nachgewiesenermaßen) UNTERfinanzierten Bundeswehr als AUFrüstung oder gar als "Militarisierung" zu framen, ist schon ein starkes Stück, aber 9⬇️
davon zu schwadronieren, aus der guten alten Tante BR Deutschland entstünde jetzt mit - irgendwann mal - drei (??) Heeresdivisionen eine "Art Sparta" in Mitteleuropa, das ist nicht mal mehr Komödie, das ist Klamauk.

Zum nächsten Abschnitt nur Kurzes: 10⬇️
Bemerke, wie "wir" (= Luik und andere gleichen Sinnes) die "Vernunft" auf unserer Seite haben, oder zumindest die "Befürchtung" ... oder gerne auch die "Diplomatie". Die "Anderen" sind "NATO-Olivgrüne" oder "enthemmte Kriegsfundis". De hoc satis. 11⬇️
Es werden wieder fleißig Strohmänner gebaut: denn wir - die "Heuchler" - machen ja auch mit anderen Despoten Geschäfte.

Ja, Arno, machen wir. Denn NIEMAND hat jemals behauptet, dass wir mit Putin keine Geschäfte mehr machen, weil er ein Despot ist. Dann hätten wir nämlich 12⬇️
schon vor gut 10 Jahren keine Geschäfte mehr mit ihm machen dürfen. Alle von dir genannten Despoten haben aber eine Sache NICHT mit Putin gemeinsam: keiner von denen führt direkt Krieg gegen ein europäisches Land und einen hybriden Krieg gegen uns. Kapiert?

Letzter Punkt: 13⬇️
Wie gehabt: DIE sind "Kriegstreiber". WIR "mahnen nur zur Mäßigung". Der Topos "1914" ist zwar definitiv overused, aber okay. Wenn man Geschichte mal tiefer studieren würde (und nicht nur bei Hobsbawm auf dem Sofa), dann wüsste man, dass "1914" NICHT passierte, weil etwa die 14⬇️
europäischen Staaten "zu viel" ins Militär investiert hätten, sondern dass geopolitisch ein Klima entstanden/geschaffen worden war, in dem die alten bewährten Bündnis- und Rückversicherungsabkommen teilweise aufgrund persönlicher Launen und Animositäten 15⬇️
aufgelöst worden waren, bzw. in einigen Regierungsstuben der Eindruck entstanden war, man könne nunmehr mit Impertinenz und geringem Risiko "losschlagen".

Wenn man den Topos "1914" also tatsächlich in aller Radikalität anwenden will, dann würde das vielleicht zum Ergebnis 16⬇️
führen, dass die Verantwortlichen vielleicht doch nicht im "zukünftigen neuen Sparta" sitzen, sondern weiter ostwärts, wo ein Autokrat meint, die mühsam errichtete Nachkriegsordnung (u.a. Helsinki/KSZE) mit Füßen zertreten zu müssen.

Allerdings gebe ich zu, dass diese 17⬇️
Erkenntnis für Luik und andere vielleicht zu schmerzhaft sein könnte, als dass man ihr ins Gesicht sehen möchte.

18 🔚

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