Während die Ukraine am südwestlichen Ufer des Dnipro eine begrenzte Offensive führt und im Norden des Donbass Gegenstöße wagt, versucht Russland den Angriff im Donbass wieder aufzunehmen und übt weiterhin Druck auf Charkiw aus. Wie ist die Lage und was wird gebraucht? 🧵
Seit dem 29.8. führt die Ukraine eine begrenzte Offensive gegen die russischen Truppen auf dem südwestlichen Ufer des Dnipro. Der ukrainische Generalstab verhängte eine Informationssperre, auf aktuelle operative Informationen wird auch in diesem Thread verzichtet. 2/
Es handelt sich nicht um eine große Gegenoffensive sondern um eine begrenztes Vorgehen, das vor allem opportunistisch Schwachstellen in den russischen Positionen auszunutzen sucht. 3/
Die Ukraine versucht die russischen Kräfte auf dem südwestlichen Ufer des Dnipro von den anderen russischen Kräften im Süden der Ukraine und vom Nachschub abzutrennen, um sie auf diese Weise "auszuhungern". 4/
Die Ukraine zerstörte alle Brücken über den Dnipro beschießt alternative Pontonbrücken oder versuchte Flußüberquerungen mit Fähren konsequent. Erstmals werden westliche 155mm Artillerie und HIMARS/Mars 2 auch gegen Ziele direkt an der Front eingesetzt. 5/
Gleichzeitig greift die Ukraine von Norden aus der Richtung Kriwoj Rih und von Süden aus der Richtung Mykolajiw an. In der Mitte bildete sie einen Brückenkopf über den Fluss Inhulez hinweg in Richtung Nowa Kachowka, den sie derzeit ständig verbreitert. 6/
Die Abtrennung der russischen Kräfte durch den Fluss und eine mögliche Teilung des Gebiets führen dazu, dass die russischen Kräfte Verstärkungen nicht mehr frei einbringen können und keine neue Munition, Treibstoff, Lebensmittel und Trinkwasser erhalten. 7/
Die begrenzte Offensive durch die Ukraine ist mit sehr hohen Risiken verbunden, weil die Ukraine in der offenen Steppe nicht über genügend mechanisierte Kräfte für einen frontalen Gegenangriff verfügt. Es ist mit hohen Verlusten zu rechnen. 8/
Schnelle Ergebnisse sind im Süden nicht zu erwarten. Doch gelingt der Ukraine das "slice and starve", könnten die russischen Kräfte durch Trinkwassermangel, weniger Möglichkeiten der Verstärkung und ausgehende Munition schrittweise in eine prekäre Lage gebracht werden. 9/
Auch im Norden des Donbass führte die Ukraine in den vergangenen Tage offensive Aktionen und Aktionen von Spezialkräften aus, auch über den Fluss Siwerski Donets hinweg. 10/
Gleichzeitig verstärkt Russland weiter südlich im Donbass die Angriffe wieder erheblich auf die Anhöhen bei Siwersk und in Richtung Bachmut. Russland ist erkennbar bemüht, erstmals seit Mitte August wieder Geländegewinne zu erringen. 11/
Für die Intensivierung des russischen Angriffs im Donbass werden auch frische Kräfte des neu eingebrachten 3. Armeekorps genutzt, die zwar personell schwach besetzt und ausgebildet sind aber über erhebliche Reserven an teilweise moderner Technik verfügen. 12/
Russland beschießt weiterhin intensiv Charkiw und Ortschaften im Gebiet Charkiw und bindet damit ukrainische Kräfte im Nordosten. 13/
Russland greift Infrastrukturen und zivile Einrichtungen in der gesamten Ukraine weiter mit Marschflugkörpern und Raketen an. Die ukrainische Luftverteidigung schießt jedoch mittlerweile einen hohen Anteil dieser Raketen und Kalibr-Marschflugkörper ab. 14/
Mit der schrittweisen Lieferung von NASAMS und Iris-T kann der Schutz des Luftraums über der Ukraine wahrscheinlich geschlossen werden. 15/
Der Ausgang der begrenzten Offensive der Ukraine im Süden muss derzeit als offen bezeichnet werden. Wieder höherer russischer Druck im Donbass zeichnet sich gleichzeitig ab. 16/
Beide Seiten nutzen sehr viele zivile Drohnen zur Aufklärung. Die westlichen Partner der Ukraine sollten jetzt rasch viele weitere zivile Drohnen liefern und möglichst ganze Bestände weltweit aufkaufen, damit Russland sie nicht bekommen kann. 17/
Auch Geräte zur Detektion von Drohnen und leistungsfähige Drohnenjammer, wie sie z.B. zur Absicherung von Flughäfen oder Fußballstadien genutzt werden, könnten der Ukraine jetzt helfen. 18/
Das Gelände in der Südukraine ist sehr flach, liegt teilweise unter dem Meeresspiegel und ist geprägt von kleinen Gewässern und Bewässerungskanälen. Man kann sehr weit sehen, wodurch jede Bewegung von Infanterie extrem gefährlich wird. 19/
Für größere Gegenangriffe und militärischen Erfolg in der Südukraine werden mehr Schützenpanzer und gepanzerte Truppentransporter sowie Kampfpanzer nötig sein. /END
Viele der ursprünglichen Analysen und Bewertungen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine waren falsch. Es ist höchste Zeit, sich endgültig von ihnen zu trennen. 1/
Russland hat die Ukraine nicht überrannt. Russland ist nicht hoffnungslos überlegen. 2/
Russland hat die westlichen Waffenlieferungen außerhalb der Ukraine nicht angegriffen. 3/
Russland kommt in Donbass weiterhin kaum voran und verlegte starke Kräfte in den Süden. Beide Seiten ringen um die Initiative. Wird es einen neuen russischen Angriff oder ukrainische Gegenstöße geben? Zur aktuellen Lage.🧵
Der Ukraine gelang es, die russische "Feuerwalze" im Donbass durch präzise Angriffe mit 155mm-Artillerie und HIMARS auf Logistik, Munitionsdepots, Führung und Kommunikation erheblich zu schwächen. 2/
Russland schickt im Donbass jetzt weniger kampfstarke Truppen mit in besetzten Gebieten rekrutierten Soldaten in Richtung Siwersk und Bachmut voran. Die Angriffe erzielen seit Wochen keine nennenswerten Erfolge mehr. 3/
Kommt die "Feuerwalze" zum Stehen? Russland erzielt im Donbass kaum noch Landgewinne. Die Ukraine versucht Voraussetzungen für Gegenangriffe zu schaffen. Wie ist die Lage und was wird von uns gebraucht? 🧵
Russland hat seit Anfang Mail in 80 Tagen unter extrem hohen Verlusten etwa 50 km Territorium erobert. Sah es noch vor Wochen so aus, als würde Russland getrieben von massiver Artillerie und Raketenartillerie, langsam aber sicher vorankommen, steckt der Angriff jetzt fest. 2/
Nach dem langen Kampf um Sjewjerodonezk und der Eroberung von Lyssytschansk ist Russland seit drei Wochen nicht dazu in der Lage, wenige Anhöhen bei der Kleinstadt Siwersk zu erobern und die Straße zwischen Siwersk und Bachmut unter seine Kontrolle zu bringen. 3/
Wir erfahren nur noch wenig darüber, wie es in Russland aussieht. Abbas Galliamow, der auch mal kurzzeitig Redenschreiber für Putin war, sagt jetzt: Die russische Elite hat durch Krieg und Sanktionen viel verloren, hat aber große Angst vor Putin. 🧵 novayagazeta.eu/articles/2022/…
In privaten Gesprächen ist man sich in Russland über Putin einig: "Der Alte ist jetzt völlig verrückt geworden." Doch zwischen Gerede in der eigenen Küche und politischem Handeln liegt ein riesiger Unterschied. 2/
Bis waren die Regeln für die russischen Eliten klar: Man macht, was Putin will und verdient Geld und schafft für die Familie und sich selbst schrittweise ein Leben im Westen. Auf einmal ist dieses Modell zusammengebrochen. 3/
Russland bereitet in diesen Tagen die nächste Phase des Angriffs- und Vernichtungskriegs gegen die Ukraine vor. Die Ukraine versucht gleichzeitig die Initiative zu gewinnen. Auch wir sollten die Lage neu bewerten und die militärische Unterstützung schnell und kräftig ausbauen. 🧵
Nachdem Russland im Donbass in Sjewjerodonezk zunächst sehr hohe Verluste erlitt, konnte die Ukraine die Verteidigungstaktik in der Nachbarstadt Lyssytschansk nicht erfolgreich anwenden. Die Russen umgingen Lyssytschansk und die Ukrainer mussten sich schnell zurückziehen. 2/
Jetzt beschießt Russland mit älteren, weniger treffgenauen Raketen und mit Raketenartillerie weiterhin ukrainische Städte, ordnet während einer operativen Pause am Boden jedoch seine Kräfte neu. 3/
1. Juli. Die Lage im Donbass, am südwestlichen Ufer des Dnipro und bei Charkiw: Wo steht der Krieg und was können wir tun? 🧵
Der Frontverlauf veränderte sich in den vergangenen Wochen nur wenig. Die von unaufhörlichem Artilleriebeschuss getriebene russische "Feuerwalze" rollt im Donbass weiter sehr langsam voran, doch es sind sehr zähe und sehr verlustreiche Kämpfe. 2/
Russland konzentriert im Donbass die Angriffe auf den Versuch einer Umfassung von Lyssytschansk von Südosten und Nordwesten. Nach schweren Verlusten in Sjewjerodonezk versuchen es die russischen Kräfte jetzt mit einer weniger frontalen Vorgehensweise. 3/