Nochmal: DEN #Placeboeffekt gibt es nicht - es gibt verschiedene Effekte, die auch nach einer Placebobehandlung eintreten - ein Teil davon völlig unabhängig von jeglicher Behandlung (natürlicher Krankheitsverlauf), ein Teil ist Folge der nicht-pharmazeutischen Teile der (1/15)
Behandlung (oder pharmazeutisch, aber nicht vom vermeintlichen Wirkstoff abhängig, sondern Folge der Trägersubstanz, eines Geschmacksmittels, des dazu getrunkenen Glas Wasser etc.).
Man kann in einer Studie die Wirkung einer Substanz über den Effekt der Placebogabe, der in (2/n)
dieser Studie für die Negativkontrolle ohne die zu untersuchende Substanz beobachtet wurde, angeben, was dann einen zusammengefassten "Placeboeffekt" für genau diese Bedingungen (Fragestellung etc.) ergibt, bei dem aber eben nicht aufgeschlüsselt ist, was alles dazu zählt (3/n)
und der daher nicht verallgemeinerbar ist.
Betrachtet man z.B. die Wirkung eines Schmerzmittels nach einer Operation im Vergleich zu einem Placebo, dann sind alle direkten Folgen der OP in diesem Fall in der Placebogruppe zu beobachten und man würde aus Sicht des zu (4/n)
untersuchenden Medikaments die Effekte der OP als Placeboeffekte betrachten, wenn man alles, was in der Kontrollgruppe passiert, diesem zurechnet.
Deshalb ist es zwar theoretisch einfach, eine Wirkung "über den Placeboeffekt hinaus" nachzuweisen, aber eben keinen allgemeinen(5/n)
"Placeboeffekt", denn zu diesem zählt im Prinzip erstmal alles, was man gerade nicht untersucht.
Das heisst natürlich nicht, dass "Placeboeffekte" unbedeutend sind oder die Forschung an solchen Effekten und ihren Ursachen unseriös - ganz im Gegenteil - im besten Fall kämen (6/n)
wir ja zu einem Punkt, wo jede Behandlungshandlung - ob pharmazeutisch oder nicht - so gut verstanden wird, dass wir sie bewusst nutzen können und damit nichtmehr einem Placeboeffekt zuordnen müssen.

Aber ist das nicht alles nur Spitzfindigkeit und eine Frage der Benennung?(7/n)
Ist es nicht eigentlich völlig unproblematisch, alle nicht-betrachteten und/oder nicht-verstandenen Effekte als "DEN" Placeboeffekt zusammenzufassen?
Ich glaube nicht, denn diese Vereinfachung hat Folgen:
* Sie verstellt den Blick auf die Komplexität der zu Grunde liegenden (8/n)
Effekte und blockiert damit auch die Erforschung dieser und deren Verstädnis
* Sie erzeugt rechnerisch oft einen sehr großen "Placeboeffekt", der dadurch als validere Alternative zu anderen Behandlungen erscheint - obwohl er vielleicht zum großen Teil oder sogar vollständig (9/n)
auch ohne Behandlung aufträte -> Und dieser fehlverstandene, mystisch aufgeladenene und bewusst einer differenzierten Forschung entzogene "Placeboeffekt" ist die Grundlage der meisten alternativmedizinischen Konzepte! (10/n)
In der Summe halte ich die Idee von EINEM generellen Placeboeffekt für eines der schädlicheren Missverständnisse, die sich aus dem Unverständnis experimenteller Forschung ergeben. Gleichzeitig sind die verschiedenen Effekte, die auch bei Placebogabe auftreten und teilweise (11/n)
durch die behandelnde Person hervorgerufen werden - von psychologischen und psychosomatischen Effekten über Kondiotionierungen, die Bedeutung von Ritualen bis zu übersehenen pharmazeutischen Wirkungen vermeintlich neutraler Substanzen - wichtiger Teil der Medizin, der mehr (12/n)
Aufmerksamkeit verdient - genauso wie aber auch der natürliche Krankheitsverlauf, der zu oft DEM Placeboeffekt zugeschrieben wird, aber für das Verständnis von Erkrankungen und auch die Frage nach tatsächlicher Wirkung und Notwendigkeit von Behandlungen essentiell ist - wer(13/n)
glaubt, dass DER Placeboeffekt für eine sowieso zu erwartende Besserung auftritt, macht sich leicht von einer eigentlich unnötigen Behandlung abhängig - Im besten Fall kostet das nur Geld...
Ich hoffe, das war jetzt nicht zu verworren, irgendwann muss ich meine Gedanken (14/n)
dazu nochmal strukturierter Zusammenfassen...

Kurzfassung: Wichtige und reale Effekte nach Placebogabe YAY - mystischer alles unreflektiert zusammenfassender "Placeboeffekt" NAY

Mäuschen Out 🐭 (15/15)

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More from @BMauschen

Sep 19
Was haben #Meditonsin, #Neurexan und #Vertigoheel gemeinsam - also außer, das man immer wieder Werbung dafür begegnet?
Also zum Beispiel haben sie tolle Webseiten gemeinsam! Schauen wir mal: (1/18)
Bei Meditonsin zum Beispiel gibt es eine schöne Seite, die erklärt, dass da ein toller Tri-Komplex drin ist und dann gibt es Hintergrund zu Erkältungen und sogar eine
Seite "Studienlage", wo über 5000 Befragte... ääh... in Umfragen zufrieden waren...(2/n)
meditonsin.de
Auch Neurexan hat eine tolle Webseite, die Hintergründe zu Innerer Unruhe bietet und das "natürliche" Heilmittel anpreist und in den FAQ auch angibt, dass Krankenkassen Naturheilkunde teilweise erstatten. Ah ja... (3/n)

neurexan.de
Read 22 tweets
Sep 19
Schmunzelthread!

Twitter- und sonstige (soziale) Medien sind nicht das ganze Leben. Manchmal muss man das klar machen und aus einer Diskussion auch einfach aussteigen.
@c_drosten macht das klassisch und auf den Punkt, denn er hat Besseres zu tun: (1/5)

Dass es manchmal einfach ums echte Leben geht, bringt @KaiSchulze_ wunderbar auf den Punkt, wenn er eine unnötig lange Diskussion für die Hausarbeit abbricht: (2/5)

Wenn die Pflichten des Alltags mit dem Sinn für Ästhetik einer Meinung sind, dann muss die Diskussion auch mal warten, weiss @BachmannRudi: (3/5)

Read 5 tweets
Sep 16
Warum tu ich mich eigentlich so schwer, #Naturheilkunde und #Phytotherapie (pflanzliche Heilmittel) positiv darzustellen. Nun, nicht weil ich nicht glaube, dass es da gute Sachen gibt, aber schauen wir mal etwas genauer hin, okay? (1/n)
Erstmal: Was ist Naturheilkunde? Tatsächlich ist der Begriff etwas schwammig: Für manche umfasst er vor allem pflanzliche Arzneimittel, für andere auch andere "Naturstoffe" aus Pilzen, Tieren oder Mineralien und zudem eventuell noch allgemeiner gesunde Ernährung und Lebens- (2/n)
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Aber auch bei der Pflanzenheilkunde (Phytotherapie) ist die Sache nicht ganz einfach - die "strengsten" Vertreter verstehen hierunter nur die direkte Verwendung von Pflanzen im frischen oder (3/n)
Read 27 tweets
Sep 14
Wie manipuliert man Umfragen? Ein schönes Beispiel für eine manipulative Fragestellung liefert heute @julius__boehm aus dem Team von @jreichelt:

Warum ist das keine seriöse Fragestellung? (1/7)

Image
Erstaml, das auffälligste: Die "Ja"-Antworten werden mit Begründungen geframet - hier gibt es "aus Überzeugung", was eher ideologische Motivation andeutet, als rationale Überlegungen und "keine Lust auf Maske", was auf die möglichen Regelungen im Winter und Ärger darüber (2/n) Image
abzielt. Die "Nein"-Option dagegen beinhaltet keinen Zwang, sich zu einer von zwei ungünstigen Begründungen zu bekennen.
Außerdem trennt die Umfrage die "Ja"-Antworten in zwei Lager, von denen man eins leicht von der Überzeugung her der (bevorzugten?) "Nein"-Fraktion (3/n)
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Aug 27
Was stört eigentlich mich als Wissenschaftler so sehr an der #Homöopathie? Genz ehrlich: Eine Menge und meist wird davon nur ein kleiner Teil überhaupt thematisiert.
Schauen wir das ganze mal an: (1/n)
1) Homöopathie wirkt nicht. Nein, sie wirkt auch nicht über den Placebo-Effekt. Verschiedene Placebo-Effekte wirken bei einer homöopathischen Behandlung, werden aber nicht spezifisch durch die Homöopathie ausgelöst! (2/n)
2) Durch die Inanspruchnahme dieser Placebowirkungen wertet die Homöopathie aber eben die Ursachen dieser Placeboeffekte ab: Psychosomatische Effekte der sprechenden Medizin, Stressreduktion durch Rituale etc. Deren Bedeutung wird nämlich verschleiert, wenn man ihre (3/n)
Read 29 tweets
Aug 24
Im Moment gibt es ein paar Sommerlochschreiberlinge, die über gefährliche Spinnen 🕷️schreiben, die dank Klimawandel oder Handel zu uns kommen.
Das ist Panikmache.
Weltweit können nur wenige Spinnenarten überhaupt durch die menschliche Haut beissen UND haben eine Giftwirkung,(1/n)
die mehr als eine Reizung hervorruft. Einheimisch ist der Ammendornfinger in manchen Trockenwiesen meist etwa so gefährlich wie ein Bienenstich, meist passieren Bisse beim versehentlichen oder absichtlichen zerreissen des Gespinstes.
Auch bei der südeuropäischen schwarzen (2/n)
Witwe sind die meisten Bisse harmlos und es gibt ein Gegengift, Bisse können aber extrem schmerzhaft sein.
Allgemein sind große auffällige Spinnen oft weniger riskant als kleine, da sie, da man sie nicht übersieht. Vogelspinnen haben dabei Kiefer, die sich für kräftige Bisse(3/n)
Read 14 tweets

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