Re: Stellvertreterkrieg - natürlich ist 'Russland gegen Ukraine' ein Stellvertreterkrieg.
Die Ukraine ist Stellvertreterin für Selbstbestimmung, Freiheit und Demokratie. Als diese Stellvertreterin unterstützen wir sie im Kampf gegen Fremdbestimmung, Gewalt und Diktatur.
Offenbar sieht sich @JohannesVarwick in dieser Frage neutral, weil er der Meinung ist, dass die Ukraine nicht für Selbstbestimmung, Freiheit und Demokratie kämpft, sondern für die USA.
Tut sie das denn? Denn die USA wollten keinen Krieg. Russland schon.
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Wenn es überhaupt einen Stellvertreterkrieg ohne den erklärten, demokratischen Willen der Bevölkerung gibt, dann der der zwangsrekrutierten Milizen im Donbas und Luhansk, die für Moskau sterben müssen. Das buchstäblich bis zum letzten wehrfähigen Ukrainer aus diesen Gebieten.
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Die USA haben in ihrer Geschichte viele dunkle Seiten, gerade im kalten Krieg und außerhalb Europas. In Europa aber waren sie für viele Länder und insbesondere Deutschland Garant für Selbstbestimmung, Freiheit und Demokratie.
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Wurde die Rhetorik für 'Freiheit' in der Vergangenheit missbraucht, um Kriege um Ressourcen zu führen? Ja.
Wird sie in der Ukraine missbraucht? Nein. Die Ukraine flehten die freie Welt um Hilfe an, und die freie Welt antwortete.
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Anscheinend ruft Armenien Artikel 4 der OVKS (engl. CSTO, Collective Security Treaty Organization) auf - ein Verteidigungsfall des post-sowjetischen Verteidigungsbündnisses, grob analog zum Artikel 5 der NATO.
Das Bündnis ist von Russland dominiert. Die Glaubwürdigkeit des Bündnisses muss nun demonstriert werden. Wird Armenien Artikel 4 wirklich ziehen, und werden Truppen dann Armenien zur Hilfe kommen?
Ich habe das Gefühl, Twitter dreht gerade heiß. Ein paar Hinweise:
1. Die Ukraine hat eine Schlacht gewonnen, nicht den Krieg. Es kommen auch wieder Rückschläge. Die sind dann kein Grund, zu verzweifeln. Sie hat bewiesen, dass sie den Krieg gewinnen kann - aber das dauert noch.
2. Erfolgsmeldungen sind gerade viraler als heiße Semmeln. Und sind häufig überdreht - in der Realität wurden keine ganzen Armeen gefangen genommen, und auch in Izyum und Lyman kämpfen noch Russen. Nebel des Kriegs eben - also abwarten.
3. Alle Offensivtruppen der Ukraine werden nun eine Pause brauchen. Ich würde also vorsichtig mit der Erwartung an neue große Erfolge sein - eher damit rechnen, dass einige Erfolge relativiert werden. Das ist OK und bedeutet dann nichts schlimmes.
Ich glaube zu verstehen, was er meint. Russland hat *theoretisch* die Fähigkeit, weiter zu eskalieren. *Praktisch* dagegen hat jede weitere Eskalation Hürden, interne Widerstände und externe Kosten.
Ich glaube, Russland fährt schon am möglichen Maximum.
Varwick geht von der Prämisse aus, dass Putin alles zur Verfügung hat, was er uns glaubend macht.
Diese Prämisse ist falsch. Der Zustand der Russischen Armee zeigt sehr deutlich: Putin hatte nicht einmal genügend Kraft, sein Machtmittel "Armee" voll auszuschöpfen.
Putin hat vermutlich ebenfalls nicht genügend Kraft, eine Generalmobilmachung erfolgreich durchzuführen oder eine nukleare Eskalation gegenüber China zu argumentieren. (Sonst würde bspw. Taiwan sich rasch nuklear bewaffnen)
Die aktuellen Erfolge der Ukraine verändern die Szenarien erheblich und bereiten Putin gigantische Probleme.
Denn es wird plausibel, dass die Ukraine rasch gewinnt - vielleicht sogar noch in 2023. Und diese Möglichkeit verändert schon jetzt die politische Lage.
1. Propaganda im Ausland:
Waffenlieferungen an die Ukraine "verzögern" offenbar nicht den russischen Sieg, sondern beschleunigen die Befreiung der russisch besetzten ukrainischen Gebiete. Neue Argumente werden nötig.
2. Propaganda im Inland:
Die Unbesiegbarkeit der eigenen russischen Armee ist widerlegt. Und das bemerkt das heimische Publikum. Zweifel kriechen in die nationalistischen Medien.
Ich finde die Aufmerksamkeit für die Britische Monarchie immer wieder faszinierend, denn sie ist vollkommen irrelevant.
Ich kann sie mir nur als kollektive Nostalgie erklären aus einer Zeit, wo Großbritannien eine Weltmacht und die Monarchen tatsächlich mächtig waren.
Und ja, die Britische Krone stellt viele Staatsoberhäupter in Personalunion, hat aber jeweils keinerlei politische Relevanz.
Die meisten Staatsoberhäupter sind weitaus relevanter für das Leben in ihren Staaten.
Die Aufmerksamkeit ist also nicht politisch begründet.
Und ja, in der Klatschpresse haben weitergesponnene Soaps einen Wert & die Entwicklungen in der Britischen Monarchie können bei den meisten als Vorwissen vorausgesetzt werden. Dieser Klatsch interessiert die Welt. Allein 'Kardashians mit Krone' erklärt das aber auch noch nicht.
Das bedeutet nicht, dass alles schnell vorbei ist oder alles gut wird - im Gegenteil. Putin muss reagieren, da es auch um seine Existenz geht. Ihm gehen nur langsam die Optionen aus. Eine Mobilisierung in Russland birgt hohes Risiko.
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Gleichzeitig hat Putin Zeitdruck: Während seine Armee mit jedem Monat schlechter ausgerüstet ist, steht sie in einigen Monaten einer motivierten ukrainischen Armee mit moderner NATO-Technologie gegenüber.
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