1/ Ich versuche es mal (notgedrungen grob vereinfacht, sonst wird es endlos). Aktuell ist es so, dass man einen sehr guten Schutz vor schwerem Verlauf hat (>90%) und (in Abhängigkeit von letzter Infektion und Impfung) einen vorübergehenden mässigen ...
2/ ... Schutz vor Infektion. Die vermutlich bald zirkulierenden neuen Subvarianten wie BA.2.75.2, BQ.1 etc. weisen nochmal einen deutlich ausgeprägteren immune-escape als das aktuell dominante BA.5 auf, was dazu führen wird, dass der Infektionsschutz auch nach Update-Impfung ….
3/ ... vermutlich nur vorübergehend bzw. gering sein dürfte und wir mit einer ordentlichen Herbst/Winter-Welle rechnen müssen. Bedeutet das, dass man sich nicht mit dem Update impfen lassen sollte? Nein, im Gegenteil, zum einen wird man natürlich besseren Infektionsschutz…
4/...haben als ohne update, zum anderen der Schutz vor schwerem Verlauf erhöht (bzw. nicht so reduziert, wie er es ohne update würde) und -last not least - der Schutz vor Long Covid erhöht. Die Daten wie stark eine 3x oder 4x-Impfung das Long Covid-Risiko reduzieren schwanken…
5/ ...je nach Studie enorm zwischen fast gar nicht und annähernd 100% (ich halte eine Risikoreduktion von > 50% bei optimaler Impfung für sehr wahrscheinlich). Zur Frage welcher Impfstoff: Am sinnvollsten erscheint BA.5/WT, da dieser vermutlich besser gg die zu erwartenden …
6/ ...nächsten Subvarianten schützen wird als BA.1/WT (gg das aktuell dominante BA.5 sowieso). Jetzt zu den Zukunftsszenarien. Die vieldiskutierte Studie aus Beijing von Cao et al. hat vor allem gezeigt, dass Variante BA.2 in der Lage ist, sehr schnell mehrere Subvarianten…
7/ ...hervorzubringen, die schnell zu einem deutlicheren immune-escape führen und u.U. bei wenigen zusätzlichen Mutationen gar nicht mehr von den neutralisierenden Ak erkannt werden könnten.
8/ Bedeutet das, dass man dann praktisch völlig ohne Schutz gegen Erkankung und schweren Verlauf dastünde. Nein, denn auch wenn die neutralisierenden Antikörper wichtige Säule der Immunabwehr sind, so gibt es zudem Bindungsantikörper und T-Zellen, die einen gewissen Schutz ....
9/ ...gewährleisten, wobei niemand aktuell genau quantifizieren kann wie gross dieser ist. Eine weitere wichtige Überlegung ist, dass jede Immunflucht des Virus immer mit dem Dilemma zu kämpfen hat, dass eine Veränderung der Oberflächeneigenschaften des Virus in der Regel die….
10/ …Funktionsfähigkeit des Virus, also z.B. die Fähigkeit an den ACE2-Rezeptor zu binden und in die Zelle einzudringen beeinträchtigen kann (gibt noch weiter Faktoren, die eine Rolle spielen).
11/ Die Studie von Cao et al. hat nun u.a. genau dieses untersucht und festgestellt, dass Bindungsfähigkeit an den Rezeptor bei im Rahmen einer Simulation hergestellten Mutanten so erhalten blieb, dass sie nicht zu relevantem Funktionsverlust führte.
12/ Die Frage, ob dem Virus im real-life ein kompletter humoraler immune-escape bei ausreichender Funktionsfähigkeit gelingen kann muss (auch wegen der erwähnten weiteren Faktoren) bis dato offen bleiben.
13/ Damit im Zusammenhang stehend: Zur Frage der Virulenz der aktuell kursierenden Subvarianten, die sowohl einen massiven immune-escape als auch einen Wachstumsvorteil gegenüber z.B. BA.5 aufweisen gibt es bisher keine Daten.
14/ Zurück zu den Zukunftsszenarien. Best case wäre, dass das virus bald an seine evolutionären Grenzen stösst (d.h. Immunflucht nur noch um den Preis abnehmender Virulenz gelingt). Nicht ausgeschlossen aber zumindest recht optimistisch.
15/ Realistischer und sinnvoller ist unter Berücksichtigung der neuen Daten, dass Entwicklung polyvalenter Breitspektrum-Vakzine (und Ak) höchste Priorität haben sollte und man nicht einfach mit aktuellem Konzept alle 2 Jahre Spike ein wenig zu verändern weitermachen sollte.
16/ Ein paar lesenswerte threads die auf bestimmte Details der Studie fokussieren (Studie ist kein Beleg für original antigenic sin, Begriff wird leider oft irreführenderweise synonym zu Imprinting verwendet)
1/ 🧵Neue Studie der Arbeitsgruppen von @CiesekSandra, Oezlem Tuereci und Ugur Sahin. Bei 3x mRNA💉 nach BA.5 Durchbruchsinfektion breite Immunität aller untersuchten Omikron-Linien. biorxiv.org/content/10.110…
2/ Begleitend 🐭-Studie in der nach 2 Dosen WT jeweils entweder mit mono-und bivalentem BA.1- und BA.5 💉geimpft wurde, und Ak nach verschiedenen Zeitpunkten kontrolliert wurden.
3/ Hierbei ebenfalls breitere Immunisierung gg alle untersuchten Omikron-Linien nach BA.5 im Vgl zu BA.1. und höchste Titer nach monovalentem BA.5-Vakzin (orangene Balken, Fig a,b, Mitte, orangene Linie Fig.c).
🧵1/ Da heute der BA1./WT-Booster von der EMA mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zugelassen wird und Verwirrung herrscht, ob/womit und wann man sich boostern lassen sollte Versuch einer Einordnung/Empfehlung.
2/ Alle Empfehlungen beruhen auf folgenden Prämissen: 1. EMA erteilt Ende September BA.5/WT -Vakzin Zulassung (m.E. sehr wahrscheinlich). 2. BA.275 Variation und Unterlinien werden in nächsten Monaten dominant , wer up to date bleiben möchte @PeacockFlu folgen.
3/ Dass es kein monovalentes BA.5-Vakzin geben wird 'is a pain in the ass' , eine Kröte die man leider schlucken muss. Aber man soll ja nach vorne schauen, wie uns unser Gesundheitsminister oft erklärt, auch wenn es aufgrund der Versäumnisse schwer fällt.
1/ Sehr interessante 🐭 Studie von @victora_lab zu OAS bei SARS-CoV2. Wichtigstes Ergebnis: Omicron ist weit genug entfernt vom wild-type um das Problem des original antigenic "sin"/imprinting zu umgehen. biorxiv.org/content/10.110…
2/ Hierbei gelang es der Arbeitsgruppe "alte" von "neuen" B-Zellen zu unterscheiden. Nach wiederholter Boosterung mit gleichem Antigen kommt es zu einer starken Betonung der Aktivierung "alter" B-Zellklone.
3/ Je weiter das neue Antigen bei Impfung mit einer anderen Linie vom Urtyp entfernt war, desto besser konnte das Priming (OAS) umgangen werden und desto mehr neue B-Zell-Klone wurden gebildet.
Die historische Linke (Französische Aufklärung) war es, die selten ein Blatt vor den Mund nahm, Meinungsfreiheit (Voltaire), völlige Kunst und Phantasiefreiheit (Surrealismus) forderte und jede Konzession an von der politisch Rechten geforderte „korrekte“ Wortwahl ablehnte.
Erstaunlich, wie vollumfänglich sich das geändert hat. Es war zunächst Stalin, der (gegen den Widerstand von Trotzki, aber auch mit diesem die Freiheit der Kunst verteidigenden Andre Breton, Diego Rivera und auch George Orwell) diesen historischen Fortschritt bekämpfte.
Man kennt es in Gesamtdeutschland nicht zuletzt aus der DDR, in der Literatur, die "geeignet war dem Klassenfeind in die Hände zu spielen" und indem "reaktionäre Inhalte transportiert würden", in grossem Stil verboten/totgeschwiegen und zensiert wurde, spiegel.de/geschichte/kar…
1/ 🧵Artikel mit einigen interessanten Hintergrundinformationen. Warum gibt es immer noch keinen Omikron-Impfstoff und wann kommt er? (paywall). BioNTech hat danach seit Monaten bis zu 100 Millionen eines Omikron (BA.1)-Impfstoffs eingelagert. spiegel.de/wirtschaft/cor…
2/ Zur Erinnerung: Pfizer/BioNTech hatte bereits am 10. Januar angekündigt, dass der Omikron-Impfstoff Ende März zur Verfügung stehen würde und dass man bereits mit der Produktion begonnen habe. cnbc.com/2022/01/10/cov…
3/ Man hätte mit ab Ende März zur Verfügung stehendem BA.1-Impfstoff natürlich massenhaft Infektionen, aber auch Folgeschäden der verschiedenen Omikron-Wellen vermeiden können. Aber warum kam es nicht zur Zulassung? Nun, die ICU's liefen nicht über:
1/ Sehr interessante Studie von grosser praktischer Bedeutung. Es wurde Immunantwort (Affinität der Ak, Wirksamkeit gg immune-escape Varianten, B-Gedächtniszellen) in Abhängigkeit vom Dosisintervall nach 2 und 3 Dosen untersucht. medrxiv.org/content/10.110…
2/ Im Zeitraum nach 2. Dosis kommt es bei langem Dosisintervall (8-12 W) zu 1. mehr, 2. effektiveren, 3. breiter gg Varianten wirksamen Ak und 4. mehr spezifischen Gedächtniszellen als bei Personen mit kurzem Intervall (3-4 W).
3/ Nach der 3. Dosis nach 6-8 Monaten, bestehen diesbezüglich keine Unterschiede mehr zwischen den Gruppen (gleich gute Affinität und Breite der Ak). D.h. eine zu frühe (i.d.F. 2.) Dosis hemmt nicht den Prozess der Affinitätsreifung wie z.T. befürchtet (oder suggeriert) wurde.