Thread by @SeltenNett

Da ja Klassenfahrten trenden, hier meine 50ct zum Thema: Ich liebe Klassenfahrten, ich finde sie wichtig und richtig. Aber sie werden immer mehr zur Zerreißprobe. Es geht los mit der Planung: Angebote einholen, Eltern u. SuS befragen. Wenn Ort und Kosten stehen 1/15 #twlz

müssen alle Eltern schriftlich einwilligen und die Kostenübernahmen erklären. Hier muss man schon hinterher rennen, wie bei allen Unterschriften. Erst mit allen Unterschriften und einem Schulfahrten-Antrag unterschreibt der SL den Vertrag mit dem Anbieter. 2/15

Dann gehts ans Geld einsammeln. Wir helfen mit den BuT-Anträgen. Weil es bei uns kein Schulkonto gibt, regel ich das über den Förderverein, den ich mitgegründet habe und verwalte. Zum Stichtag haben rund die Hälfte der Eltern nicht bezahlt. Man telefoniert hinterher. 3/15

Die Anzahlung muss beglichen werden. XY kommt mit dem Antrag BuT nach der Zahlungsfrist. Ich bleibe freundlich. Immer wieder abgleichen, wer bezahlt hat. Dann kommen die ersten: "Mein Kind will doch nicht mit." Toll, man kann die schlecht zwingen, aber wenn... 4/15

zu viele austeigen, wird es für alle teurer. Aber die BuT-Anträge sind durch und Nachfordeungen von Geld sehr heikel. Dass die vorher eingewilligt haben, interessiert sie nicht. Hat man dieses Thema durch, kommen Belehrungszettel, Abfragen wg. Essen, Schwimmerlaubnis etc. 5/15

Trotz Info-Schreiben/ Mails und Packlisten, fehlen bei den Kids immer wieder Dinge wie wetterfeste Kleidung, ordentliche Schuhe oder Handtücher, Bettwäsche, Schlafsack. Vor Ort berichten SuS plötzlich von Allergien oder Unverträglichkeiten, von denen nie die Rede war. 6/15

Einige Eltern sind trotz Belehrung nicht erreichbar. Ist doof, wenn das Kind krank wird oder aus Panik vor Spinnen (von der nie die Rede war) wirklich nicht schlafen kann. Beim Essen achten wir auf vegan, halal etc. trotzdem wird vermehrt von SuS massiv übers Essen gemotzt. 7/15

Leider gibt es auch unter SuS eine immer größer werdende Gruppe, die eine große Anspruchshaltung und gleichzeitig wenig Motivation zu Gruppenaktivitäten hat. Wandern doof, Spiele doof, Kochen doof, Sport doof, Natur doof. Das ist nicht die Masse, aber die rauben Nerven. 8/15

Auch wiederholte Diskussionen, dass man sich an Regeln und Absprachen hält, sind ätzend. 20 Leute warten lassen, weil man lieber noch Haare macht, ist für manche SuS normal. Rückendeckung von den Eltern in diesen Fällen: oft Fehlanzeige. 9/15

Auch Drogen, Zigaretten und Alkoholkonsum werden zum Problem. Für manche bedeutet Klassenfahrt: Harter Entzug. Wir hatten schon Eltern, die sich weigerten, die SuS mit dem Dope im Gepäck abzuholen. Polizei war involviert. 10/15

Auch wenn man Gruppen hat, die keinen "Ärger"machen, ist die Zeit sehr intensiv. Man ist rund um die Uhr da. SuS nutzen die Zeit oft, um das Herz auszuschütten. Da sitzt man gern mal bis um nachts um 2 Uhr. Man hält die Kotztüte im Bus, hilft mit Klamotten und ... 11/15

Hygieneartikeln aus, schlichtet Streit, schaut, ob nachts alle da sind, wo sie sein sollen, sucht Läuse, kocht Tee bei Bauchweh. Und kommt man dann erschöpft wieder an, gibt es leider immer wieder dieses eine Kind, welches mit dem Koffer dasteht und nicht abgeholt wird. 12/15

Dann wartet man zusammen. Während der ganzen Fahrt bleibt das Privatleben liegen und die andere Arbeit in der Schule auch. Das Fach ist voll, das Mailfach auch. Nach der Fahrt kommen noch die Bestätigungsschreiben der BuT. 13/15

Ich würde gern weiter auf Klassenfahrt fahren. Ich wünsche mir aber mehr Unterstützung. Vor allem der finanzielle Teil wird immer mehr zum Horror und zum Risiko. Und ich wünsche mir Eltern, die erreichbar sind und zuverlässig ihren Teil des Jobs erledigen. 14/15

Und wir brauchen mehr Entlastung und Personal. Momentan kann bei uns nicht mal jede Klasse einen eigenen Stellvertreter bekommen. Momentan können wir kaum den Unterricht abdecken.