„Wie die Dementoren bei Harry Potter“: So fühlen sich #Depressionen an. 🧵🪡
Ihr Lieben, ich muss euch etwas beichten. Als ich vor einer Woche hier auf Twitter fragte, wie Betroffene ihre diagnostizierte Depression erleben, dachte ich:
„Das weiß ich schon alles. Ich bin schließlich selbst Betroffener“. Doch dann kamen die Antworten.
Über 400. Und ich war baff.
Einige Antworten überraschten mich ob ihrer sprachlichen Schärfe, andere machten mich sehr, sehr traurig. Spoiler: Bis auf die letzte!
Schnell wurde mir klar: Ich weiß noch lange nicht alles über Depressionen und sie fühlen sich für jeden Menschen ein bisschen anders an. Es folgt eine Auswahl von zehn Beschreibungen. Manche Tweets habe ich der Lesbarkeit halber redigiert.
Doch ich möchte euch zu bedenken geben: Falls euch es heute nicht gut geht, lest besser nicht weiter. Diese Sätze haben es in sich.
„Irgendwie habe ich Heimweh. Aber ich bin Zuhause. Heimweh nach mir. Nach mir, wie ich früher war, nach einem Leben.“
„Depressionen sind ein höchst aktiver Zustand. Es ist kein „rumliegen und nicht arbeiten“. Es ist nicht leise. Jede Sekunde verurteilst, beschimpfst, beschämst du dich. Los! Zusammenreißen, nicht anstellen, nicht scheitern.“
„Wie zäher, grauer Schleim, der mein Gehirn, meine Seele verklebt und meine Hoffnung langsam erstickt.“
„Wie eine Gewichtsdecke, aber viel zu groß und viel zu schwer, um sich daraus zu befreien. Man liegt einfach darunter und kann nichts dagegen tun. Und der Kopf sagt die ganze Zeit: Nix kannst du, nicht mal eine Decke kannst du weglegen, versteckst dich lieber, wie armselig.“
„Wie die Dementoren bei Harry Potter. Zumindest stelle ich mir Dementoren genau so vor, wie das, was Depressionen bei mir auslösen.“
„Wie ein tiefes matschiges dunkles Loch, in dem man festsitzt und ständig versucht, nach oben zu klettern. Man bekommt keine Luft und einem ist schwindelig. Immer wenn man es ein Stück hoch schafft und einen kurzen Moment ausruht und aufatmet, rutscht man wieder ab und fällt …“
„Wie eine enge Eisenmanschette um die Brust. Wie früher, wenn die Eltern wegen Kleinigkeiten geschimpft haben. Nur dass jetzt der Kopf schimpft: „Du bist zu nichts zu gebrauchen! Niemand mag dich! Ohne dich wären alle besser dran!“.
„Kopfüber in Treibsand, mit einem Fuß noch am Seil. Dumpf, grau, Gefühle und Gedanken betäubt. Die Verzweiflung strampelt und die Wut zieht nur weiter runter.“
„Das frisst alle Energie. Und begräbt dich wie unter Beton.“
„Mittlerweile wie ein:e Freund:in, mit der ich lange, schwierige und schlimme Zeiten erlebt habe. Aktuell haben wir uns arrangiert. Die Depression ist ein Bestandteil meines Lebens.“
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· Folge mir gerne hier unter @martingommel. Ich bin Reporter für psychische Gesundheit.
Den wichtigsten Satz, den ich in der Psychotherapie hörte, sagte die Stationspsychologin, als ich 2012 in der Psychiatrie war:
„Herr Gommel, nutzen sie die Wut, solange sie klein ist“.
Dieser Satz ist heute genauso relevant, wie damals. Denn ich verstand zwei Dinge.
Ein 🧵
1. Wut kann man nutzen
Mein Leben lang war Wut ein Gefühl, das ich nicht haben wollte. Ich dachte, Wut sei toxisch und würde zu nichts Gutem führen. Dass Wut einen positiven Wert habe und ich sie sogar nutzen könne, schockierte mich.
2. Es gibt ein zu spät für die Wut
Die Psychologin sagte: „… solange sie klein ist.“
Wenn ich zu lange warte und Wut in mir wachsen lasse, dann übernimmt sie irgendwann die Kontrolle über meine Gefühle, Denken und Handeln.
Die besten Sätze, die Menschen in der #Psychotherapie hörten – ein 🧵
Letzte Woche habe ich hier auf Twitter danach gefragt – und bekam über 1000 Antworten. Dies ist ein Auszug – manche Antworten wurden der Lesbarkeit halber redigiert.
Bevor wir einsteigen: Psychotherapie ist ein dynamischer Prozess, der sich über Wochen und Monate hinziehen kann. Psychotherapeut:innen sind keine Magier, die „den einen“ Satz sagen, und dann ist alles super. Therapie ist Arbeit. Genesung ist Arbeit.
Die folgenden Sätze sind Momentaufnahmen, die für die Beteiligten wichtig waren – und in vielen Fällen heute noch wichtig sind. Sie ersetzen jedoch mitnichten eine Psychotherapie. Okay? So. Jetzt geht's los.
Was du tun kannst, wenn dein Kind von anderen Schüler:innen im Sportunterricht gemobbt wird
Ein Leitfaden für Eltern.
[Thread!]
Mobbing bedeutet, dass dein Kind immer wieder zur Zielscheibe für die Sticheleien und Provokationen der Mitschüler:innen wird. Mobbing kann verbal und physisch stattfinden, zermürbt Betroffene – und fällt eindeutig in die Aufsichtspflicht und Verantwortung der Lehrkraft.
Wenn du genauer wissen willst, wie Mobbing funktioniert und warum das nicht an deinem Kind liegen muss, empfehle ich dir meinen Text „Mobbing ist Psychoterror“. krautreporter.de/3877-mobbing-i…
In diesem kurzen Thread werde ich mit vier falschen Annahmen und Irrtümern aufräumen.
Denn nur die Wenigsten wissen, was hier tatsächlich passiert.
1. Mobbing ist kein Konflikt. Wir haben es hier nicht mit Meinungsverschiedenheiten oder alltäglichen Reibereien zwischen Schüler:innen zu tun.
2. Mobbing ist kein einmaliger Vorfall. Mobbing ist auch nicht nach einer Woche vorbei. Es sind viele, unterschiedlich intensive Aktionen psychischer, verbaler oder sozialer Gewalt, die Täter den Betroffenen über Monate und Jahre versetzen.