In #München steigen die Zahlen, und zeitgleich ist in München #Oktoberfest. Natürlich machen daraus schlichte Denker "Die Zahlen steigen *wegen* des Oktoberfests."
Ein kleiner 🧵 .
Zunächst: Finden Sie München?
Das hier ist München. München hat (von sehr niedrigem Niveau) einen Anstieg in der Inzidenz von 127%.
Das ist viel, mehrere bayrische Landkreise haben aber ähnliche Anstiege zu verzeichnen, andere noch höhere - ohne Oktoberfest.
Gedanklich muss man sich folgendes klar machen:
Corona-Zahlen können nur steigen oder sinken. Die Chance, dass sie zeitgleich zum Oktoberfest steigen, ist also mindestens 50%; im Herbst und am Tiefpunkt der Vor-Welle nochmals deutlich höher.
Der einzelne Datenpunkt "zeitgleich zum Oktoberfest zeigen die Zahlen" ist also erstmal ziemlich wertlos, da es mit hoher Wahrscheinlichkeit erstmal ein zufälliges zeitliches Zusammentreffen ist.
Man benötigt also weitere Triangulationspunkte, um einen Zusammenhang herzustellen.
Eine Möglichkeit ist die Betrachtung weiterer Datenpunkte. Es gibt seit mindestens Ende 2020 weltweite Großveranstaltungen, erinnert sei z.B. an Silvester 20/21 in Florida, die deutsche Festivalsaison und das Münchner Frühlingsfest.
Ein konsistenten Zusammenhang hat es nie gegeben. die Zahlen steigen und sinken fröhlich vor sich hin, unbeeindruckt von unserem Partyleben.
In München spricht noch ein weiterer Befund gegen Kausalität: München müsste klar hervorstechen, und der Effekt müsste in konzentrischen Kreisen um München herum abnehmen.
ABER: Die Münchner Speckgürtel-Landkreise Freising und Erding, direkt nördöstlich benachbart, gehören zu den wenigen deutschen Landkreisen mit stabiler Inzidenz.
Gehen diese Leute nicht auf das Oktoberfest, aber Leute aus dem Allgäu, der schwäbischen Alb, und dem Saarland?
Alles unplausibel. Seit 2 Jahren schauen wir auf eine weitgehend zufällige Verteilung - wie bei jeder Grippewelle - und interpretieren Zusammenhänge hinein (clustering Illusion)
Das ganze inzidenzunabhängig von Oktober bis Ostern.
Die dauerhaft FFP2-Pflicht über die ganze Arbeitsdauer gilt zum Beispiel auch für das Küchenpersonal im Altenheim, die Reinigungskraft im Behindertenheim und den EDV-Leiter im Krankenhaus.
Lauterbach beruft sich auf seinen Ct-Wert, dieser würde ihm das Isolationsende erlauben, er sei "nicht mehr ansteckend".
Aber: In den Isolationsanweisungen von Berlin findet sich KEINE Erlaubnis, die Isolation früher als 48h nach Symptomende zu verlassen. Auch nicht per PCR.
"Innerhalb von 3 Wochen hatte sie etwa 8 % unserer Bevölkerung befallen und war somit in der idealen Lage, den Rest der weitgehend nicht-immunen Bevölkerung anzugreifen."
1/3
"Die Grippepatienten waren weit verstreut, so dass fast jeder gefährdet war, sich mit dem Virus anzustecken.
Das 1957er ('asiatische') Influenzavirus nutzte diese Gelegenheit nicht: "
2/3
"In der 3. Woche war der Höhepunkt der Epidemie erreicht, und sie nahm so schnell ab, wie sie entstanden war, und endete nach 6 schrecklichen Wochen - nachdem sie etwa 15 % unserer Gemeinschaft befallen hatte. Wie konnte sie so schnell unter idealen Bedingungen aufhören?"
3/3
2G wurde in Deutschland Ende November 21 eingeführt.
Es gibt derzeit eine Legendenbildung, dass damals noch deutlich Fremdschutz vorhanden gewesen sei, und erst durch Omikron alles anders wurde.
Das ist falsch. Ein kleiner Thread mit einigen Belegen und zur Rolle des RKI ⬇️
"Der Übertragungsschutz geht nach 2 Monaten sowieso flöten. Wenn man jetzt Booster hat [...] kommt das wieder hoch. Das bleibt aber auch nicht ewig. Das wird wahrscheinlich nach 2, 3 Monaten wieder weggegangen sein. Dann ist wieder kein Übertragungsschutz da."
C. Drosten 29.9.21
CDC-Studie bereits im Juli 2021: Bei Feierlichkeiten auf Cape Cod stecken sich geimpfte praktisch genauso häufig an wie ungeimpfte, und haben vergleichbare Viruslast.
Der "data driven"- Ansatz ist korrekt, hat nur leider wenig Überzeugungskraft: Selbst die Tatsache, dass im Winter 20/21 im offenen 🇸🇪 weniger an C19 gestorben sind als im monatelang abgeriegelten 🇩🇪, konnte den Glauben an die Alternativlosigkeit von Maßnahmen nicht erschüttern.
Anstatt eine offensichtlich unbefriedigende Erklärung einfach zu verwerfen, baut man sich lieber ad-hoc Hilfshypothesen ("Bevölkerungsdichte", "weniger Querdenker"), um seine "prior beliefs" irgendwie zu retten.
Auch der Aderlass war im Wissen der damaligen Zeit eine hoch plausible Maßnahme, da ja böse Säfte gut abgeleitet wurden - ein "no brainer" geradezu!
Der Aderlass hätte aber einer empirischen Überprüfung nir stand gehalten.
Je unsicherer unsere Annahmen/Modelle, desto wichtiger ist evidenzbasiertes Vorgehen.
Und das Wissen der Virologie ist sehr unsicher: wir wissen weder genau, wie die dominanten Übertragungswege sind, wer überhaupt infektiös oder Superspreader ist, warum R in Wellen schwankt usw.