Häufig wird #Sexarbeitsfeindlichkeit als Nischenthema abgetan. Wieso das gefährlich ist: Angriffe auf Sexarbeitende sind Angriffe auf Demokratie und demokratische Rechte. Ich beobachte seit Langem
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eine breite Entsolidarisierung mit Sexarbeiter*innen. Entsolidarisierung bedeutet: Diesen Leuten sind Sexarbeiter*innenrechte nicht wichtig. Sie schauen weg, wenn white feminists Sexarbeitenden Rechte absprechen oder beteiligen sich gar an deren Ausschluss.
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Sie ebnen so einer Radikalisierung Richtung Transfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus den Weg und ermöglichen Angriffe auf sexuelle Selbstbestimmung.
Meint Ihr, wirklich dass es „nur“ Sexarbeitende trifft, wenn Länder Kund*innenkriminalisierung einführen, oder
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darüber diskutiert wird Sexarbeit während der Schwangerschaft zu verbieten? Das ist naive, gefährliche Ignoranz.
Sexarbeitsfeindlichkeit ist eines der Einstiegsthemen fĂĽr #Antifeminismus und richtet sich damit gegen emanzipatorische Bewegungen per se.
Per se- Gegen alle. /4
In sexarbeitsfeindlichen Politiken und Diskursen ist sowohl Rassismus, Misogynie, Queerfeindlichkeit als auch Antisemitismus enthalten, neben Klassismus und Ableismus.
Die starke intersektionale Verschränkung macht Sexarbeitsfeindlichkeit derart anschlussfähig.
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Seid ehrlich, ist doch total normal und breit akzeptiert Huren zu shamen, oder? Es ist nicht fringe (selten, abseitig), Sondergesetze zu Sexarbeit normal zu finden.
Wenige verstehen die Zusammenhänge zw. Migrationsbegrenzung, reproduktiven Rechten und Sexarbeitsfeindlichkeit./6
Erleidet ein*e Sexarbeiter*in Diskriminierung oder systemische Repression verschiebt das die Grenze des Sagbaren/ politisch Machbaren.
Good news: Haben Sexarbeiter*innen Rechte oder wird gegen ihre Diskriminierung vorgegangen so ist das das auch positiv fĂĽr andere Gruppen./7
Momentan sehen wir eine harte Welle der #Transfeindlichkeit. Die Medien sind voll davon. Die transfeindlichen Talking Points haben Publizist*innen und Politiker*innen vorher unter Eurer aller Nasen an Sexarbeiter*innen ausprobiert und hatten damit Erfolg. Gab kaum Widerspruch./8
Ich sage nur: Kinderschutz, Schutz der Familie, Täter-Opfer-Umkehr – das ganze verdammte Programm.
Verquickt werden diese Erzählungen mit: Wer ist in D willkommen, wer ist krank/gesund, wessen Menschen-Rechte werde nicht beachtet, „Flüchtlingskrise“, „Umvolkung“ – you name it!
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2023 jährt sich der "Appell gegen Prostitution" der EMMA zum 10. Mal.
Ich bitte Euch, Eure Naivität wegen "Nische" +"egal" aufzugeben, bevor ihr unsere trans Geschwister vor den gleichen Bus der gesellschaftlichen Radikalisierung werft, vor dem seit langem Sex Worker landen.🙏
*** Richtigstellung***
Miriam Zerbel schreibt auf der Seite des @Landtag_Bayern:
"Diskriminierung und Stigmatisierung beklagt Ruby Rebelde, Sexarbeiterin und Vorständin bei Hydra sowie Stipendiatin der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft.(...)/1 bayern.landtag.de/aktuelles/aus-…
„Die Vorverurteilung von Sexarbeiterinnen (ent)steht in den Köpfen, darüber muss man sich Rechenschaft ablegen“, erklärte Rebelde. „Man betrachtet sie heute als Opfer und unmündig.“ In der Öffentlichkeit gehe es immer wieder um Bestätigungserzählungen. (...)/2
Statt mit Sexarbeiterinnen zu sprechen, werde über sie gesprochen. Rebelde übte zugleich heftige Kritik an einigen geladenen Sachverständigen, denen sie einseitige Interessenvertretung und skandalisierende Beiträge vorwarf. (...)/3
Thread zur medialen Berichterstattung über die Anhörung im Sozialausschuss "Situation der Prostituierten in Bayern".
Oh my... wieder soviel Material fĂĽr meine Forschung zu Diskriminierung und Journalismus. #respectsexworkers
Wisst Ihr, was dran ist?
Eine Diskursanalyse zu Sexarbeit und insb. zur Anhörung im Bayerischen Landtag.
Cliffhanger:
An Ahnungslosigkeit nicht zu ĂĽberbietende Politiker*innen, menschenfeindliche, hasserfĂĽllte Antis und brave, differenzierte Stimmen pro SW. #respectsexworkers
Einige Beobachtungen vorab:
Ein Setting macht sprachlos: Die Antis breiteten hemmungslos ihre Misogynie, abwertende Sprache und Diffamierungen aus. Teilweise 20, 25min redeten sie. Es gab keine Parität, weder bei den Redeanteilen noch bei der Zusammensetzung der Sachverständigen.
Die Stilmittel der Prostitutionsgegner*innen sind an sich sehr leicht zu durchschauen: Emotionalisierungen, Skandalisierungen, Strohmann-Argumente, Unerfüllbare Erwartungen und unzulässige Generalisierungen.
Und doch verfangen solche Argumente bei ahnungslosen Politiker*innen.
Zur Anhörung "Situation der Prostituierten in Bayern" im Bayer. Landtag sind Prostitutionsgegner*innen mit menschenfeindlichen Positionen eingeladen worden.
Ich frage: Was ist "Sachverstand" und was #Sexarbeitsfeindlichkeit?
Was Meinung und was Ahnung?
Ein 🧵
1. Die "Sachverständigen" werden von den Fraktionen eingeladen. Beim kontroversen Thema #Sexarbeit ist das problematisch. Besser wäre, ein wissenschaftlicher Beirat würde eine Empfehlung abgeben, um auf dieser Grundlage relevante, sachverständige Stimmen auszuwählen.
2. Somit wĂĽrden pseudo-wissenschaftliche Stimmen einen schwereren Stand haben. Das ist leider Wunschdenken, denn:
Zu Anhörungen werden Personen, die ***Politiker*innen als sachverständig erachten*** eingeladen. Die Auswahl wird nirgends begründet.
Von Parität keine Spur.
Folge 6 der Infoserie #Sexarbeit & Medien beschäftigt sich mit #PLURV, nämlich mit R wie Rosinenpickerei + V wie Verschwörungserzählungen.
Beispiele sind die ebenso einflussreiche wie unwissenschaftliche Forschung von Melissa Farley et al und das "Lobby"-Argument./1
Zum verschwörungserzählenden Lobbybegriff hier ein Zeitfragen-Beitrag von @dlfkultur. Denn im Gespräch weisen Journalist*innen oft auf die Seriösität ihres Mediums hin: WIR arbeiten doch nicht SO!
Really?! Der renommierte @dlfkultur macht genau das./2 deutschlandfunkkultur.de/armutsprostitu…
Mehr inhaltliche Kritik zum Beitrag später im Thread.
Mit #PLURV werden Des - und Fehlinfos verbreitet.
R wie Rosinenpickerei
Nur die zur Position passenden Argumente werden angeführt. Es ist eine Pseudowissenschaftliche Argumentationsweise, die Repräsentativität verhindert./3