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Das kenne ich! Das ist doch das #Balkenkreuz der Wehrmacht da auf dem ukrainischen Panzer! Was soll das? Gerade für uns Deutsche sind solche Beobachtungen irritierend. Doch was auf den ersten Blick eindeutig erscheint, wird bei genauerer Betrachtung ziemlich ambivalent.
Bekanntlich setzen in diesem Konflikt beide Kriegsparteien überwiegend baugleiches sowjetisches Kriegsgerät ein. Im Feld und vor allem im Gefecht muss aber für jeden Soldaten klar und eindeutig sein, welches Fahrzeug den eigenen Streitkräften und welches dem Feind angehört.
Bei modernen Waffensystemen erfolgt die "Freund-Feind-Erkennung" mittlerweile zunehmend elektronisch. Das sowjetische Großgerät der Kriegsparteien ist jedoch nicht auf dem neusten Stand der Technik. Um dennoch Verwechslungen zu vermeiden muss also der Pinsel geschwungen werden.
Bekanntlich war es der Aggressor, der seine Fahrzeuge mit Freundfeindkennungen markierte, z.B. ein "Z", "O" oder "V". Er wusste ja, dass dies (auch mit Blick auf die Bahnlogistik) notwendig sein würde. Als überraschte Partei verzichteten die Ukrainer auf Markierungen. Zunächst!
Mit Beginn d. Charkiw-Offensive Anfang September brachen die Ukrainer mit ihrer "No Logo Policy". Es tauchten plötzlich immer mehr Bilder auf, die ukrainische Fahrzeuge zeigten, die entweder ausgeprägte weiße Striche o. ein gleichlanges weißes Kreuz als Freundfeindkennung trugen.
Es gibt keinen taktischen Sinn für diese neuen ukrainischen Markierungen. Der Krieg lief ja bisher auch ohne sie erfolgreich. Einen Sinn ergibt die Maßnahme nur aus propagandistischen Gründen. Die Motivation der Ukrainer ist zwar hoch, sie wissen jedoch wie tödlich der Krieg ist.
Sie verteidigen ihre Familien, ihre Heimat und ihre Freiheit gegen einen übermächtigen Feind. Ein Feind, der nicht nur militärisch siegen, sondern den ukrainischen Staat vernichten möchte. Ukraine ist wie Deutschland eine späte Nation. Erst vor kurzem bildete sich ein Staatsvolk.
Als einen Ursprung ihrer Nationalstaatlichkeit begreifen Ukrainer die „Saporoger Kosaken“, die im 17. Jahrhundert auf dem Gebiet Saporischschja (deutsch: "Land hinter den Stromschnellen") einen ukrainischen Kosakenstaat gründeten. Er konnte sich allerdings nicht lange behaupten.
Im Jahr 1775 wurde das freie ukrainische Kosakentum (Kosake, deutsch so viel wie "freier Mensch") durch den russischen Fürsten Grigori Alexandrowitsch Potjomkin endgültig vernichtet. Ihr Staat wurde von der Landkarte getilgt. Doch das war nicht das Ende der Geschichte.
Eine Gruppe, die aus den vernichteten Saporoger Kosaken entstammte, ließ sich im Donaudelta (heute Rumänien) nieder. Die "Donau-Sitsch-Kosaken". In ihnen lebte der Widerstand gegen die Fremdherrschaft fort. Ihre Flagge bestand aus einem weißen Kreuz auf rotem Grund (siehe Bild).
Und genau an diese große Symbolik des "Kosaken Kreuzes" knüpften die Ukrainer mit dem weißen Kreuz an, mit dem sie zu Beginn der Charkiw-Offensive ihre Fahrzeuge markierten. Es sollte die Truppe motivieren und ihnen vermutlich auch Glück bringen. Das ist sehr verständlich!
Denn das Risiko war groß und ein Erfolg der monatelang geplanten Offensive wichtig. Zum 1. Mal gingen die Ukrainer in größerem Maßstab zur Offensive über. Es musste klappen. Und es klappte! Doch das weiße Kreuz entpuppte sich als gefundenes Fressen für die russische Propaganda.
Weil die Wehrmacht vor allem zu Beginn des Zweiten Weltkriegs ebenfalls ein weißes Kreuz zur Freundfeindkennung verwendete. Die Ukrainer als Nazis u. ihren Staat als faschistisch zu brandmarken, gehört seit jeher zum Hauptwerkzeug der russischen Propaganda, um uns zu erschüttern.
Der Historiker Timothy Snyder beschreibt dieses Muster mit den Worten: "Russische Außenpolitik ist stets bemüht, dass wir die Ukraine durch russische Augen sehen". Und so versuchte die russische Propaganda, diese Markierungen als Beleg für den "Nazi-Staat Ukraine" anzuführen.
Und wie dämlich ist denn die Beleidigung der Russen? Ukrainer malen sich Wehrmachtskreuze auf die Panzer, weil sie sich in einer Linie mit ihr sehen? Really? Als Verteidiger ihrer Freiheit sollen sie ernsthaft Anleihen bei der früher der Ukraine todbringenden Invasoren nehmen?🤪
Die Ukrainer und mittlerweile auch wir sind diese durchsichtigen Versuche der Russen gewohnt. Und da die Ukrainer ein humorvolles Völkchen sind, das diesen selbst in diesen schwierigen Zeiten nicht verloren hat, entschieden sich viele Soldaten dazu, die Russen zu trollen.
Angehörige so mancher ukrainischer Einheiten begannen damit, Markierungen auf die Fahrzeuge aufzubringen, die tatsächlich dem Balkenkreuz der Wehrmacht nachempfunden sind. Und stellten Videos davon ins Netz, so wie hier:
Das ist vermutlich auch der Grund für die Markierung des BMP-3 mit einem Balkenkreuz im vorliegenden Video. Es ist ein Scherz. Man nimmt die Russen auf den Arm, weil man sie nicht ernstnimmt. Denn das tun die Ukrainer schon lange nicht mehr. So gehen sie durch diese Prüfung.
Ich erkenne daher überhaupt nichts empörendes an diesem Vorfall. Vielleicht möge auch der ein oder andere Kommandant darüber nachdenken, wie er sich fühlen würde, wenn Deutschland jahrelang mit vielen Lügen, Bildmanipulationen und Fakes als faschistische Nation beleidigt wird.
Vielleicht möge der ein oder andere auch darüber nachdenken, was eigentlich so eine problematisierte Markierung an einem Fahrzeug unter mehreren tausend Fahrzeugen überhaupt für eine Aussagekraft hat? Was belegt das? Warum sollte das wichtig sein? Es ist bedeutungslos.
Bedeutung bekommt es nur dadurch, dass Russen von Ukrainern genau das serviert bekommen, was sie ihnen immer unterstellen. Auch wenn man das als Deutscher zunächst verstörend findet, sollte man Milde walten lassen und sich nicht zum fliegenden Twitter-Standgericht hinreißen.
Diese Nation kämpft. Um ihre Familien. Um ihr Land. Um ihre Freiheit. Und um ihren Ruf, der von russischen Propagandisten seit Jahren versucht wird zu beschädigen. Propagandisten, die wirklich (!) einem proto-faschistischen Regime anhängen.
Ich finde es sehr lustig, wie die Ukrainer damit umgehen. Die Russen einfach nicht ernstnehmen! Kommandanten, Deutsche mit ganz viel Empörungssucht und auch alle anderen sollten es meiner Meinung nach, genauso halten. Slava Ukranini und #ArmUkraineNow mit #FreeTheLeopards! 💪💪
Was haben die Ukraine denn da auf den HIMARS raufgemalt????
Kann es etwas sein, dass sie einfach Humor nutzen, um diese Prüfung zu bestehen???
Was würde das für andere Markierungen auf Fahrzeugen heißen???
Ach, so eine nervige deutsche Debatte hier.
Ja. Neben der Symbolkonditionierung fehlt es vielen Deutschen an Interesse, Verständnis und Wohlwollen für andere Kulturen. Es kommt auch der koloniale Blick hinzu, der uns z.B. in die Energiekatastrophe geführt hat. Weil wir uns über Osteuropäer stellten.
Ich sehe bei vielen, auch geschätzten Kommentatoren hier die gleichen Muster. Man will die Ukrainer erziehen, maßregeln und ihnen Vorgaben machen. Man will seine deutsche Weltsicht absolut setzen und vermutet schlechte Motive beim anderen. Mehr Ambiguitätstoleranz wagen!
Es ist weiße und schwarze Farbe auf einem Panzer. Weil es den Feind aufregt. Nicht mehr und nicht weniger. Lasst mal die Ukrainer das machen. Die wissen, was sie tun. Wir sollten anfangen, mehr für sie zu tun. Send the tanks!
Ach und, wer wirklich etwas gegen Nazis unternehmen möchte. Nur zu. Diese Herrschaften warten auf engagierte und geschichtsbewusste Deutsche, die dafür werben, dass diese Partei nicht mehr in den Bundestag gewählt wird.
PS: Die kritisieren die Ukrainer auch ganz schön doll. Aha.
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Man muss 2 Dinge trennen: 1. Hilfe für einkommensschwache Menschen zur Bewältigung der Energiekosten u. 2. das nicht leistungsgerechte Wuchern von Transferleistungen.
Die Ampel versucht im Schatten der Krise den Wohlfahrtsstaat zu überlasten. Das kritisiert die Union. #Bürgergeld
Gegen Punkt 1 steht die Union nicht. Im Gegenteil. Zustimmung zum 200 Mrd. Hilfspaket ist längst signalisiert. Natürlich muss den Menschen geholfen werden.
In der langen Frist hilft haushaltspolitische Unvernunft, die ein Markenzeichen dieser Koalition geworden ist, jedoch nicht.
Nicht nur durch rapide steigende Zinsen und die wuchernden Schattenhaushalte in Höhe mehrerer hundert Milliarden Euro werden die fiskalischen Spielräume kleiner. Es droht auch eine mehrjährige Wachstumsdelle bis 2025.
Es müssen Freiräume zum Investieren in die Zukunft, bleiben.
Ein Grad an Menschenverachtung, der sprachlos macht.
Die Radfahrerin kämpft im Krankenhaus weiter um ihr Leben. Zustand kritisch.
Für jeden Radler sind Betonmischer ein natürlicher Alptraum, man hält so viel Abstand wie nur möglich. Hoffen wir, dass sie durchkommt. 😔
Non! Wir sollten dem Putin-Regime nicht gefallen wollen. Denn es ist egal, was wir machen. Sie werden erzählen, was sie wollen. Wer der Lügen-Propaganda aber Relevanz zuweist ("oh, das dürfen wir nicht machen"), der ebnet ihr erst den Weg, die Menschen auch wirklich zu erreichen.
So wie bei den Panzerlieferungen, wo es sogar aus der Bundesregierung (!) hieß, wir können nicht liefern, weil das die russische Propaganda ausnutzen könnte.
Wahnsinn! Was für eine Unterwerfung unter das verbrecherische Putin-Regime. Die Menschen sehen solche Unterwerfungsgesten.
Dementsprechend kritisch sind hierzulande lange die Debatten gewesen. FAST hätte es Putin mit seiner Propaganda-Maschine geschafft, dass wir uns rausziehen. Er hat es verzögert. Doch auch das ist schon schlimm genug! Hört auf dem Kreml gefallen zu wollen. Tut, was richtig ist.
Das Gerät befindet sich bereits in der Ukraine. ☺️
Ich muss präzisieren, da ich anfangs dachte nur die M109L seien von der Vorgängerregierung so entschieden worden. Alles wurde so beschlossen, Meloni führt demnach aus. Aber sie verhindert nicht und hat weitere Unterstützung bereits angekündigt.
Wow! Das Video zeigt den Angriff auf den russischen Flottenstützpunkt Sewastopol mittels eines unbemannten Drohnenbootes d. Ukrainer.
Über diese Angriffstaktik wurde viel spekuliert. Sie stellt Russen vor erhebliche Probleme, weshalb Kriegsschiffe verlegt wurden. #UkraineWillWin
Diese unbemannten Drohnenboote wurden von den Ukrainern selbst konstruiert und sie setzen bereits seit Monaten die Russen unter erheblichen Druck.
Aufgrund ihrer niedrigen Radar-Signatur sind sie schwer zu orten. Aufgrund ihrer geringen Größe sind sie schwer zu zerstören.
Im Bugraum befinden sich mehrere hundert Kilo Sprengstoff, die durch Aufschlagszünder (siehe weiße Elemente an der Bootsspitze) beim Aufprall auf den Schiffsrumpf zur Explosion gebracht werden. Folge sind erhebliche Schäden der Hülle, die auch zur Versenkung führen können.